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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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kippte eine weitere Flasche Gin ins Spülbecken. »Er ist ein großartiger Junge. Das war er schon immer. Und jetzt ist Schluß, Schluß, Schluß! Aus und vorbei.« Und der Inhalt der nächsten Flasche landete im Spülbecken. »Da schuftet er sich krumm und bucklig, um das Haus auf Vordermann zu bringen, und sein Vater, dieser Trunkenbold, versäuft alles. Aber damit ist jetzt Schluß. Ein für allemal.«
    Das Spülbecken füllte sich rasch mit Glasscherben, aber das kümmerte Samantha nicht. Sie sah, daß ihr Onkel in den Wehen einer Wandlung steckte, die von so ungeheurer Bedeutung war, daß ein oder zwei Kilo Glasscherben im Vergleich dazu eine Lappalie waren.
    »Willst du das Trinken aufgeben, Onkel Jeremy?« fragte sie. »Bist du ernstlich dazu entschlossen?«
Sie hatte ihre Zweifel an seiner Aufrichtigkeit, doch Flasche für Flasche ging den Weg der ersten. Als Jeremy die letzte geleert und zerschlagen hatte, lehnte er sich über das Spülbecken und begann zu beten, mit einer tiefen Inbrunst, die Samantha bis ins Innerste traf.
    Er schwor beim Leben seiner Kinder und seiner zukünftigen Enkel, daß er nie wieder einen Tropfen trinken würde. Er würde nicht als wandelndes Beispiel für die Übel lebenslanger Trunksucht durch die letzten Jahre seines Lebens gehen. Er würde jetzt und hier dem Alkohol den Rücken kehren und niemals zurückblicken. Das schuldete er, wenn schon nicht sich selbst, so doch zumindest seinem Sohn, der aus Liebe zu ihm in dieser verfallenden Ruine ausgehalten hatte, obwohl er jederzeit hätte gehen und irgendwo anders ein normales und glücklicheres Leben hätte führen können.
    »Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wäre er jetzt schon verheiratet. Er hätte Frau und Kinder. Ein Leben. Ich hab ihm das alles genommen. Es ist meine Schuld.«
    »Onkel Jeremy, so darfst du nicht denken. Julie liebt dich. Er weiß, wie wichtig dir Broughton Manor im Grunde genommen ist, und er möchte es wieder zu einem richtigen Zuhause machen.
    Außerdem ist er ja noch nicht einmal dreißig. Er hat noch unheimlich viel Zeit, eine Familie zu gründen.«
    »Das Leben rauscht an ihm vorbei«, sagte Jeremy. »Und er wird nie was von seinem Leben haben, solange er hier schuftet und kämpft. Und eines Tages, wenn ihm die Augen aufgehen und er das sieht, wird er mich dafür hassen.«
    »Aber das hier ist doch das Leben.« Samantha legte ihrem Onkel tröstend die Hand auf die Schulter. »Das, was wir hier jeden Tag tun, das ist das Leben, Onkel Jeremy.«
    Er richtete sich auf, griff in seine Tasche, zog ein ordentlich gefaltetes Taschentuch heraus und schneuzte sich geräuschvoll, ehe er sich ihr zuwandte. Der arme Mann, dachte sie. Wann mochte er das letzte Mal geweint haben? Und warum war es Männern immer so peinlich, wenn sie schließlich unter dem Druck aufgestauter Emotionen zusammenbrachen?
    »Ich will wieder dazugehören«, sagte er.
    »Dazugehören?«
    »Zum Leben. Ich will ein Leben, Sammy. Das da –« Er wies mit einer Geste zum Spülbecken – »stiehlt einem das Leben. Ich sage, es reicht.«
    Merkwürdig, dachte Samantha. Er wirkte plötzlich so stark, als stünde keinerlei Hindernis zwischen ihm und seiner Hoffnung auf ein Leben ohne Alkohol. Und plötzlich wünschte sie ihm genau das: dieses Leben, das er sich für sich vorstellte, glücklich und zufrieden in seinem Haus, umgeben von seinen Enkelkindern. Sie konnte sie sogar vor sich sehen, diese Schar fröhlicher Enkelkinder, die noch gar nicht gezeugt waren.
    »Ich bin so froh, Onkel Jeremy«, sagte sie. »Ich bin so unglaublich froh. Und Julian ... Julie wird einfach glücklich sein. Er wird dir bestimmt helfen wollen. Das weiß ich.«
    Jeremy nickte, den Blick auf sie gerichtet. »Glaubst du?« fragte er zaghaft. »Nach all diesen Jahren ... wo ich immer nur ... immer nur betrunken war?«
    »Ich weiß, daß er dir helfen wird«, versicherte sie. »Ganz bestimmt.«
    Jeremy schneuzte sich noch einmal trompetend die Nase und schob das Taschentuch wieder ein. Er sagte: »Du liebst ihn, nicht wahr?«
    Samantha wurde verlegen.
    »Du bist nicht wie die andere. Du würdest alles für ihn tun.«
    »Ja, das würde ich«, erwiderte Samantha. »Ich würde alles für ihn tun.«
    Als Lynley in Maiden Hall ankam, war die Durchsuchung schon in vollem Gang. Hanken hatte sechs Beamte mitgebracht und sie klug und ökonomisch verteilt. Drei Männer durchsuchten die Privaträume der Familie, die Gästeetage und das Erdgeschoß des Hauses. Einer nahm sich die

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