Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
diese Tatsache nicht nur mit der Erkenntnis verknüpfte, wer der wirkliche Verfasser von Musik und Libretto war, sondern auch mit Vi Nevins Bericht darüber, wie die Noten in Terry Coles Hände gelangt waren, konnte sie nur zu einem Schluß gelangen: Irgend jemand hatte gewußt, daß David King-Ryder weder die Musik noch den Text des Stückes geschrieben hatte, das er unter seinem Namen auf die Bühne bringen wollte. Diese Person hatte davon Kenntnis bekommen, weil sie irgendwie an die Originalnoten herangekommen war. Und wenn man berücksichtigte, daß der Anruf, den Terry Cole zufällig in Elvaston Place abgefangen hatte, im Juni erfolgt war, als Hamlet Premiere gehabt hatte, schien es logisch zu folgern, daß dieser Anruf nicht für Matthew King-Ryder bestimmt gewesen war, der ganz versessen darauf war, ein Stück zu inszenieren, das nicht den Testamentsbedingungen seines Vaters unterliegen würde, sondern für David King-Ryder selbst, dem alles daran lag, die Originale wieder in seinen Besitz zu bekommen und vor der Öffentlichkeit zu verbergen, daß sie nicht von seiner Hand stammten.
    Weshalb hätte King-Ryder sich umbringen sollen, wenn nicht deshalb, weil er fünf Minuten zu spät bei der Telefonzelle angekommen war, um den Anruf in Empfang zu nehmen? Weshalb hätte er sich umbringen sollen, wenn nicht deshalb, weil er glaubte, daß er – obwohl er den Erpresser bezahlt hatte, der ihm telefonisch mitteilen sollte, wo er das Päckchen abholen könne – bis ans Ende seiner Tage erpreßt werden würde? Oder, schlimmer noch, daß er vor aller Welt als Betrüger entlarvt werden würde? Natürlich hat er keinen anderen Weg gesehen, als sich das Leben zu nehmen, dachte Barbara. Er hatte ja nicht wissen können, daß Terry Cole den Anruf entgegengenommen hatte, der für ihn bestimmt gewesen war. Er hatte nicht gewußt, wie er mit dem Erpresser in Verbindung treten sollte, um in Erfahrung zu bringen, – was schiefgegangen war. Als nach seiner verspäteten Ankunft in Elvaston Place der Anruf ausgeblieben war, hatte er nur glauben können, er wäre erledigt.
    Die einzige Frage war: Wer hatte David King-Ryder erpreßt? Und darauf gab es nur eine Antwort, die einleuchtete: sein eigener Sohn. Indizien dafür gab es genug. Zweifellos hatte Matthew King-Ryder schon vor dem Selbstmord seines Vaters gewußt, daß er bei dessen Tod leer ausgehen würde. Wenn er gewußt hatte, daß er einmal die Leitung der King-Ryder- Stiftung übernehmen sollte – und das hatte er ja zugegeben, als Barbara mit ihm gesprochen hatte –, mußte er über die Testamentsbedingungen seines Vaters unterrichtet gewesen sein. Und somit war ihm klargewesen, daß es nur eine Möglichkeit gab, wenigstens einen Teil des Geldes seines Vaters in die Hände zu bekommen, nämlich, indem er ihn erpreßte.
    All dies erklärte Barbara Helen, und als sie zum Ende gekommen war, fragte diese: »Aber haben Sie auch Beweise dafür? Denn ohne Beweise ...« Ihre Miene sagte den Rest: ... können Sie einpacken.
    Barbara dachte angestrengt über die Frage nach, während sie die letzten Bissen des Mittagessens verzehrte, das Denton ihr bereitet hatte. Und sie fand die Antwort bei einem kurzen Rückblick auf ihren Besuch bei King-Ryder in seiner Wohnung in der Baker Street.
    »Das Haus«, sagte sie zu Helen. »Er wollte gerade umziehen. Er sagte, er hätte endlich das Geld beisammen, um sich am Südufer der Themse ein Grundstück zu kaufen.«
    »Aber am Südufer ...? Für ein Grundstück in dieser Gegend hätte er sich doch wahrscheinlich das Geld auch einfach zusammensparen können? Ich meine ...« Helen war offensichtlich unbehaglich zumute, und Barbara schätzte dieses Widerstreben an ihr, von Lynleys Reichtum zu sprechen. Man mußte schon in Geld schwimmen, um in Belgravia auch nur eine Abstellkammer kaufen zu können. Das Südufer der Themse andererseits – wo die gewöhnlichen Sterblichen sich niederließen – stellte einen nicht vor solche Probleme. King- Ryder konnte sich durchaus im Laufe der Jahre das Geld zusammengespart haben, um dort ein Grundstück zu erwerben. Das mußte Barbara gelten lassen.
    Dennoch sagte sie: »Es gibt keine andere Erklärung für King- Ryders Verhalten. Er hat gelogen, als ich ihn nach Terry Coles Besuch in seinem Büro gefragt habe; er hat Terrys Wohnung in Battersea durchsucht; er hat eines von Cilia Thompsons scheußlichen Bildern gekauft; er hat Vi Nevins Wohnung auseinandergenommen. Er will unbedingt diese Noten haben. Er muß

Weitere Kostenlose Bücher