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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie haben, und er ist bereit, alles zu tun, um sie in seinen Besitz zu bringen. Sein Vater ist tot, und er trägt die Schuld daran. Er will nicht, daß nun auch noch der gute Name des armen Mannes in den Dreck gezogen wird. Er wollte etwas von seinem Geld haben, das ist richtig. Aber er wollte ihn nicht vernichten.«
    Helen ließ sich das durch den Kopf gehen und strich dabei nachdenklich über die Bügelfalte in ihrer eleganten Hose. »Ja, ich verstehe, wie Sie die Sache sehen«, räumte sie ein. »Aber ein Beweis, daß er auch nur ein Erpresser ist, geschweige denn ein Mörder ...?« Sie blickte auf und breitete die Hände aus, als wollte sie sagen: Wo ist dieser Beweis?
    Barbara überlegte, was sie außer der Tatsache, daß er von seinem Vater nichts geerbt hatte, noch über King-Ryder wußte. Terry hatte ihn aufgesucht; er hatte Terrys Wohnung durchsucht; er war in dem Atelier in der Portslade Road gewesen ....
    »Der Scheck«, sagte sie. »Er hat Cilla Thompson einen Scheck ausgestellt, als er dieses schaurige Gemälde von ihr kaufte.«
    »Gut«, meinte Helen vorsichtig. »Aber führt das weiter?«
    »Ja, nach Jersey«, antwortete Barbara mit einem Lächeln.
    »Cilla hat sich eine Kopie des Schecks gemacht – wahrscheinlich weil sie noch nie in ihrem Leben etwas verkauft hat und diese einmalige Gelegenheit auf ewig in Erinnerung behalten will. Der Scheck war auf eine Bank in St. Helier ausgestellt. Und jetzt sagen Sie mir mal, Helen, warum unser Freund ein Konto auf den Kanalinseln haben sollte, wenn nicht um Schwarzgeld zu verbergen? Wie zum Beispiel ein paar hunderttausend Pfund, die er seinem Vater durch Erpressung abgeluchst hatte. Das ist – der Beweis!«
    »Aber das sind doch alles nur Vermutungen. Wie können Sie irgend etwas beweisen? An die Bankunterlagen kommen Sie nicht heran. Was wollen Sie also unternehmen?«
    Barbara mußte zugeben, daß das in der Tat ein Problem war. Sie konnte nichts beweisen. Die Polizei konnte sich keinen Zugang zu King-Ryders Bankunterlagen beschaffen, und selbst wenn sie das irgendwie auf eigene Faust fertigbrächte, was würde eine hohe Einzahlung kurz vor dem Anruf im Juni schon anderes beweisen, als daß da jemand versucht hatte, das Finanzamt hinters Licht zu führen?
    Es gab natürlich noch den Fußabdruck, den sie in Vi Nevins Wohnung gesichert hatten, diese Schuhsohle mit dem Hexagonmuster. Aber wenn sich zeigte, daß dieses Muster so alltäglich war wie Toast auf dem Frühstückstisch, was war dann für die Ermittlungen gewonnen? Zweifellos hatte King-Ryder noch andere Spuren in Vi Nevins Wohnung hinterlassen. Aber er würde wohl kaum kooperieren, wenn die Bullen ihn um eine Haarsträhne oder ein Fläschchen Blut für eine vergleichende DNA-Analyse bäten. Und selbst wenn er ihnen alles, von seiner Handcreme bis zu seiner Zahnseide, zur Verfügung stellte, würde das keine Möglichkeit bieten, ihm die Morde in Derbyshire nachzuweisen, es sei denn, die Kollegen dort oben hatten am Tatort ebenfalls solches Belastungsmaterial gesichert.
    Barbara wußte, daß ihr Schlimmeres blühen würde als Zurückstufung und vorübergehende Suspendierung, wenn sie es wagte, Lynley anzurufen, um sich mit ihm über die in Derbyshire gesicherten Spuren zu unterhalten. Sie hatte sich seinen Anordnungen widersetzt; sie hatte eigenmächtig gehandelt. Er hatte sie von dem Fall abgezogen. Was er tun würde, wenn er herausbekam, daß sie auf eigene Faust weiterermittelt hatte, daran wollte sie lieber gar nicht erst denken. Wenn sie King-Ryder zur Strecke bringen wollte, mußte sie das mehr oder weniger im Alleingang tun. Blieb nur noch die Kleinigkeit zu überlegen, wie sie das anstellen sollte.
    »Er ist verdammt schlau«, sagte sie zu Helen. »Dieser Kerl hat Köpfchen – aber wenn mir was einfällt, um ihn zu überlisten ... wenn ich irgendwas von dem benützen kann, was ich mittlerweile weiß ...«
    »Sie haben doch die Noten«, sagte Helen. »Und das ist es doch, was er von Anfang an haben wollte, nicht wahr?«
    »Ja, er hat weiß Gott nichts unversucht gelassen, um sie in die Finger zu kriegen. Er hat den Lagerplatz da oben in Derbyshire auseinandergenommen. Er hat die Wohnung in Battersea durchsucht. Er hat Vi Nevins Wohnung zu Kleinholz gemacht. Er hat sich lang genug in Cilia Thompsons Atelier rumgetrieben, um festzustellen, ob es da irgendwo ein Versteck gäbe. Ja, ich denke, wir können mit Sicherheit sagen, daß er hinter den Noten her ist. Und er weiß, daß sie nicht bei

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