Undank Ist Der Väter Lohn.
Unterbrechung zuließ. Barbara Havers hatte einen Plan entwickelt, um den Burschen zu schnappen, und die Sache hatte reibungslos geklappt. Der Kerl war bereit, über die Morde auszupacken. Nkata und Havers könnten ihn einlochen und auf den Inspector warten oder gleich selbst an die Arbeit gehen, ganz wie Lynley wünschte.
»Es war alles wegen der Noten, die Barb in Battersea aufgestöbert hat. Terry Cole hatte King-Ryders Pläne durchkreuzt, und weil die Noten nicht dort landeten, wo sie landen sollten, hat King-Ryders Vater sich erschossen. Matthew behauptet, er hätte seinen Tod rächen wollen. Aber natürlich wollte er auch die Noten wiederhaben.«
Lynley hörte verständnislos zu, während Nkata vom West End sprach, der Inszenierung von Hamlet, von Telefonzellen in South Kensington und von Terry Cole. Als der Constable schließlich zum Ende gekommen war und noch einmal fragte, ob sie mit King-Ryders Vernehmung bis zu Lynleys Rückkehr warten sollten, antwortete Lynley verwirrt: »Aber was ist mit Nicola Maiden? Was für eine Rolle hat sie gespielt?«
»Sie war nur zur falschen Zeit am falschen Ort«, erklärte Nkata. »King-Ryder hat sie getötet, weil sie da war. Als Terry Cole von dem Pfeil getroffen wurde, hat sie ihn mit dem Bogen gesehen. Barb hat übrigens gesagt, sie hätte in seiner Wohnung ein Foto gesehen: Matthew als Kind mit seinem Vater beim Schulsportfest. Sie glaubt, daß er einen Köcher getragen hat. Sie hat den Gurt gesehen, der quer über seiner Brust lag. Ich nehme an, wenn wir uns einen Durchsuchungsbefehl holen, finden wir diesen Langbogen in seiner Bude. Soll ich mich darum schon mal kümmern?«
»Was hat Havers mit der ganzen Sache zu tun?«
»Sie hat Vi Nevin auf den Zahl gefühlt, als sie gestern abend aufgewacht ist. Die meisten Einzelheiten hat sie von ihr erfahren.« Lynley hörte, wie Nkata hastig Luft holte, um fortfahren zu können. »Da die Nevin ja mit dem Fall nichts zu tun zu haben schien, Inspector ... ich meine, weil wir doch inzwischen wegen diesem Krach in Islington – und wegen der Drohung und der Reifenkralle Andy Maiden auf dem Kieker hatten und so – hab ich Barb gesagt, sie soll mit der Nevin reden. Wenn’s da was auszusetzen gibt, muß ich das eben auf meine Kappe nehmen.«
Lynley fühlte sich überschwemmt von der Flut von Informationen, die Nkata über ihm ausgeschüttet hatte, aber nach den ersten Augenblicken der Sprachlosigkeit sagte er: »Gut gemacht, Winston.«
»Ich bin eigentlich nur hinter Barb hergetrottet, Inspector.«
»Dann richten Sie auch Constable Havers aus, daß sie ihre Sache gut gemacht hat.«
Lynley legte auf. Er merkte, daß seine Bewegungen langsamer waren als sonst, und er wußte, daß Überraschung – Schock – die Ursache war. Aber als ihm schließlich in vollem Umfang klar wurde, was sich da während seiner Abwesenheit in London abgespielt hatte, senkte sich Furcht wie eine finstere Wolke über ihn.
Nach ihrem Auftritt in der Polizeidienststelle Buxton war Nancy Maiden nach Hause gefahren, um auf Nachricht von ihrem Mann zu warten. Das Angebot der Polizei, ihr eine Beamtin mitzugeben, die bei ihr bleiben würde, bis ihr Mann gefunden war, hatte sie hartnäckig abgelehnt. »Bitte, finden Sie ihn«, hatte sie nur zu Lynley gesagt, als sie wieder gegangen war. Und mit den Augen hatte sie ihm etwas mitzuteilen versucht, was sie nicht in Worte fassen wollte.
Jetzt bat Lynley die Brittons und Samantha McCallin, mit ihren polizeilichen Bewachern in der Langen Galerie zu bleiben, bis sie Neues hörten. Und dort ließ er sie zurück.
Ihm war klar, was für ein schwieriges Unternehmen eine Fahndung nach Andy Maiden werden würde. Wenn er in den letzten Tagen eines gelernt hatte, dann war es die Tatsache, daß der Peak District ein riesiges Gebiet war: kreuz und quer durchzogen von Wanderwegen, gekennzeichnet von völlig unterschiedlichen topographischen Besonderheiten und gezeichnet von den Spuren fünfhunderttausendjähriger menschlicher Besiedelung. Aber als er sich Andys Hoffnungslosigkeit bei ihrem letzten Gespräch ins Gedächtnis rief und an die Worte: »Ich erledige das selbst«, dachte, war er sich ziemlich sicher, wo er mit seiner Suche beginnen mußte.
Von Broughton Manor aus brauste er, von Furcht getrieben, nach Norden in Richtung Bakewell. Andy war überzeugt, daß das Netz der Ermittlungen sich unaufhaltsam um ihn zusammenzog, und alles, was Lynley und Hanken bei ihren letzten beiden Zusammentreffen mit dem Mann getan
Weitere Kostenlose Bücher