Undank Ist Der Väter Lohn.
Tod gespielt hatte.
»Ich bin ihm gefolgt«, sagte Matthew King-Ryder.
Sie hatten ihn in einen Vernehmungsraum gebracht. Er saß auf der einen Seite des Tisches mit der Resopalplatte, Barbara Havers und Winston Nkata auf der anderen. Zwischen ihnen, am Tischende, stand ein Recorder, der seine Antworten aufzeichnete.
King-Ryder schien gebrochen. Nun, da er sein Schicksal durch den Fund einer Lederjacke und eines Zedersplitters in der Wunde eines seiner Opfer besiegelt sah, hatte er offenbar Rückblick auf einige der unerfreulichen Realitäten gehalten, die ihn an diesen Punkt geführt hatten. Beides, der Blick in die Zukunft und der in die Vergangenheit, hatte ihn merklich verändert. Die wütende Rachsucht, die er im Agincourt-Theater an den Tag gelegt hatte, war der tiefen Niedergeschlagenheit eines Kämpfers gewichen, der sich endgültig besiegt sieht.
Den ersten Teil seiner Geschichte erzählte er mit fast teilnahmsloser, monotoner Stimme. In einer Hintergrundbeschreibung schilderte er den Groll, der ihn veranlaßt hatte, seinen eigenen Vater zu erpressen. David King- Ryder, so viele Millionen wert, daß ein Heer von Buchhaltern nötig gewesen war, um sein Geld zu verwalten, hatte beschlossen, sein ganzes Vermögen einer Stiftung für Bühnen- und Theaterkünstler zu hinterlassen, ohne seinen eigenen Kindern auch nur einen Penny zu vermachen. Eines dieser Kinder hatte die Testamentsbestimmungen mit der Resignation einer Tochter akzeptiert, die nur zu gut wußte, daß es sinnlos wäre, Widerspruch zu erheben. Das andere Kind – Matthew – hatte Mittel und Wege gesucht, um das Blättchen zu wenden.
»Ich hatte schon seit Jahren über die Musik zu Hamlet Bescheid gewußt, aber davon hatte mein Dad keine Ahnung«, erklärte King-Ryder. »Er konnte auch gar nichts davon ahnen, da er und meine Mutter längst geschieden waren, als Michael die Musik schrieb, und da er nicht wußte, daß Michael mit uns in Verbindung geblieben war. Michael Chandler war mir im Grunde mehr ein Vater als mein leiblicher. Er spielte mir aus dem Stück vor – Teile natürlich nur –, wenn ich ihn in den Ferien oder an Feiertagen besuchte. Er war damals nicht verheiratet, aber er wünschte sich immer einen Sohn, und ich hab’s mir gern gefallen lassen, daß er bei mir den Vater gespielt hat.«
David King-Ryder hatte nicht geglaubt, daß die Hamlet- Partitur viel Aussicht auf Erfolg hatte. Die Partner hatten sie deshalb, nachdem Michael Chandler sie vollendet hatte, zu den Akten gelegt. Das war vor zwanzig Jahren gewesen. Und dort waren die Noten geblieben – begraben irgendwo unter den King-Ryder-Chandler-Denkwürdigkeiten in den Büros der King-Ryder-Produktionsgesellschaft in Soho. Als David King- Ryder die Partitur eines Tages als sein neuestes Werk präsentiert hatte, hatte Matthew nicht nur augenblicklich die Musik und die Texte erkannt, sondern auch begriffen, was sie für seinen Vater bedeuteten: einen letzten Versuch, seinen Ruf zu retten, der infolge zweier aufeinanderfolgender und teurer Mißerfolge beinahe schon zerstört war.
Es hatte Matthew nicht viel Mühe gekostet, die Originalnoten zu finden. Und als er sie erst einmal in Händen hatte, sah er, wie er sie zu Geld machen konnte. Sein Vater würde nicht wissen, wer die Noten hatte – jeder aus den Produktionsbüros konnte sie aus den Akten gestohlen haben, wenn er gewußt hatte, wo er suchen mußte –, und da ihm sein Ruf über alles ging, würde er jeden Preis zahlen, um die Noten zurückzubekommen. Auf diese Weise würde Matthew an das Erbe kommen, das ihm sein Vater mit seinem Testament verwehren wollte.
Der Plan war einfach gewesen. Vier Wochen vor der Premiere des Hamlet hatte Matthew ein Notenblatt zusammen mit einem Erpresserschreiben an die Privatadresse seines Vaters gesandt. Wenn er nicht eine Million Pfund auf ein Bankkonto in St. Helier einzahle, würden die Noten rechtzeitig zur Premiere an die größte Boulevardzeitung des Landes geschickt werden.
Sobald das Geld auf der Bank sei, würde David King-Ryder davon in Kenntnis gesetzt werden, wo er den Rest der Noten abholen könne.
»Als ich das Geld hatte, habe ich bis eine Woche vor der Premiere gewartet«, erzählte King-Ryder. »Ich wollte ihn schmoren lassen.«
Dann hatte er seinen Vater angerufen und ihn aufgefordert, zu den Telefonzellen in South Kensington zu kommen und dort weitere Instruktionen abzuwarten. Punkt zehn, hatte er gesagt, würde David King-Ryder erfahren, wo die Noten abgeholt
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