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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mächtig, aber Julian würde bestimmt nicht erfreut sein, wenn er bei seiner Heimkehr seinen Vater statt in dem üblichen trunkenen Dämmerschlaf im Vollrausch vorfand.
    Jeremy schob sich am Tisch entlang, bis er neben ihr an der Spüle stand. »Du bist eine hübsche Frau, Sammy«, sagte er mit alkoholgeschwängertem Atem. »Glaub bloß nich, ich wär immer so voll, daß ich nich seh, was für ein Klasseweib du bist. Aber der Witz ist, daß wir unsern Julie da mal mit der Nase drauf stoßen müssen. Hat doch keinen Sinn, daß du deine hübschen Beine zeigst, wenn nur dieser alte Knacker hier sie bemerkt. Nicht, daß ich den Anblick nicht zu schätzen wüßte. So ’ne flotte junge Puppe in heißen Höschen ist genau –«
    »Das sind Sportshorts«, unterbrach Samantha ihn. »Ich trage sie, weil es warm ist, Onkel Jeremy. Was dir wahrscheinlich auch aufgefallen wäre, wenn du mal einen Schritt aus dem Haus gehen würdest.«
    »War doch nur ’n Kompliment, Kleine«, protestierte Jeremy.
    »Das mußt du noch lernen, Komplimente anzunehmen. Und von wem kannst du’s besser lernen als von deinem eigenen Onkel? Ich bin wirklich froh, daß es dich gibt, Kind. Hab ich das schon mal gesagt?« Er ließ ihr keine Zeit für eine Antwort, sondern neigte sich noch näher und flüsterte in vertraulichem Ton: »Jetzt laß uns mal überlegen, was wir mit Julie machen.« Lassunsma übalegn waschwa mit Julie machn.
    »Wieso? Was ist denn mit Julian?« fragte Samantha.
    »Wir wissen doch beide, was los ist, stimmt’s? Der bespringt die kleine Maiden wie ein geiler Bock, seit er zwanzig ist –«
    »Bitte, Onkel Jeremy!« Samantha spürte, wie ihr heiß wurde.
    »Bitte, Onkel Jeremy, was? Wir müssen die Tatsachen sehen, wenn wir was dagegen tun wollen. Und Tatsache Nummer eins ist, daß Julie bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet – oder genauer gesagt, die sie ihm bietet –, mit dieser rolligen Katze aus Maiden Hall bumst.«
    Sehr scharfsichtig für jemanden, der fast ständig betrunken ist, dachte Samantha. Aber laut sagte sie, steifer als eigentlich ihre Absicht gewesen war: »Ich möchte mich wirklich nicht über Julians Liebesleben unterhalten, Onkel Jeremy. Das geht uns nichts an.«
    »Ach was«, versetzte ihr Onkel. »Das ist wohl für die brave Sammy McCallin ein zu schmutziges Thema, wie? Wie kommt’s, daß ich das nicht ganz glauben kann, Sam?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß es schmutzig ist«, entgegnete sie.
    »Ich habe gesagt, es geht uns nichts an. Und darum werde ich nicht darüber reden.«
    Es war nicht etwa so, daß sie verklemmt war, daß Sex ihr peinlich gewesen wäre oder gar angst gemacht hätte. Weit davon entfernt. Seit sie sich als Teenager aus dem lästigen Zustand der Jungfräulichkeit befreit hatte, indem sie sich einen der Freunde ihres Bruders vorgenommen hatte, hatte sie sich ihren Spaß geholt, wann immer sich Gelegenheit bot. Aber das hier – mit ihrem Onkel das Intimleben ihres Vetters zu diskutieren –, das wollte sie einfach nicht. Sie konnte es sich gar nicht erlauben, weil sie dann riskiert hätte, sich zu verraten.
    »Mensch, Mädchen, hör mir doch zu«, sagte Jeremy. »Ich seh doch, wie du ihn anschaust, und ich weiß, was du willst. Ich bin auf deiner Seite. Familie gehört zu Familie, das ist mein Motto. Glaubst du vielleicht, ich will ihn mit dieser kleinen Nutte aus Maiden Hall verbandelt sehen, wenn wir eine Frau wie dich in petto haben, die nur auf den Tag wartet, wo ihrem Angebeteten endlich ein Licht aufgeht?«
    »Du irrst dich«, sagte sie, obwohl das Hämmern ihres Herzens ihre Worte Lügen strafte. »Ich hab Julian gern. Er ist ein wunderbarer Mensch –«
    »Stimmt. Is er. Und glaubst du wirklich, daß die Maiden das auch so sieht? Garantiert nich. Die will doch nur ihren Spaß haben, wenn sie hier ist, rein in die Koje und bums mich, wenn du kannst.«
    »Aber«, fuhr Samantha fort, als hätte er nichts gesagt, »ich liebe ihn nicht, und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß ich mich jemals in ihn verlieben werde. Lieber Himmel, Onkel Jeremy, wir sind Vetter und Cousine ersten Grades. Julian ist für mich wie ein Bruder.«
    Jeremy schwieg einen Moment. Samantha nutzte die Gelegenheit, um mit dem Blumenkohl und den Paprika um ihn herumzugehen. Sie legte alles auf den alten Tisch, an dem schon seit vierhundert Jahren das Gemüse geschnitten wurde, und begann, den Blumenkohl in Röschen zu zerteilen.
    »Ah, ja«, sagte Jeremy bedächtig und mit einer Verschmitztheit, die

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