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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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also nur der Bentley, wenn der Constable nicht mit dem Zug nach London zurückkehren oder von Manchester aus ein Flugzeug nehmen wolle. In der Zeit, die er brauchen würde, um zum Flughafen zu fahren und sich in die nächste Maschine zu setzen oder auf einen Zug zu warten und unterwegs womöglich x-mal umzusteigen, könne er die Strecke leicht mit dem Wagen bewältigen.
    Lynley hoffte, daß Nkata nicht so ruppig mit dem Wagen umgehen würde wie Barbara Havers, die beim letzten Mal, als sie am Steuer gesessen hatte, seelenruhig über einen alten Meilenstein gedonnert war, so daß es die Vorderachse völlig verzogen hatte. Er erklärte seinem jungen Kollegen, er müsse den Bentley so fahren, als hätte er eine Ladung Nitroglyzerin im Kofferraum.
    Nkata lachte. »Sie haben wohl Angst, daß ich nicht weiß, wie man mit so einem Rassemotor umgeht?«
    »Mir kommt es nur darauf an, daß er das Abenteuer mit Ihnen unbeschadet übersteht.« Lynley reichte Nkata die Schlüssel.
    Der wies mit einer Kopfbewegung zur Dienststelle. »Was meinen Sie, wird er unser Spiel mitspielen? Oder wird er versuchen, uns seines aufzuzwingen?«
    »Das wird sich noch herausstellen. Er ist jedenfalls nicht erfreut über unsere Anwesenheit, aber das ginge mir an seiner Stelle genauso. Wir müssen eben ein bißchen Takt walten lassen.«
    Lynley sah auf seine Uhr. Es war fast fünf. Die Autopsie war für den frühen Nachmittag angesetzt gewesen. Wenn er Glück hatte, würde sie inzwischen abgeschlossen sein und der Pathologe bereit, ihm seinen ersten Befund mitzuteilen.
    »Was halten Sie von seinen Überlegungen?« Nkata griff in seine Jackentasche und zog zwei Opalfruchtbonbons heraus, für die er eine große Schwäche hatte. Nachdem er sie beide inspiziert und seine Wahl getroffen hatte, bot er das andere Bonbon Lynley an.
    »Sie meinen, wie Hanken den Fall sieht?« Lynley wickelte das Bonbon aus. »Er ist jedenfalls bereit, mit uns zu reden. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Und er scheint flexibel zu sein. Das ist auch nicht schlecht.«
    »Aber irgendwie wirkt er immer gereizt«, meinte Nkata. »Ich frage mich, was für eine Laus ihm über die Leber gelaufen ist.«
    »Wir haben alle unsere privaten Sorgen, Winnie. Wir dürfen uns nur bei der Arbeit nicht davon beeinflussen lassen.«
    Nkata knüpfte an diese Bemerkung Lynleys geschickt eine letzte Frage an. »Soll ich daheim eigentlich mit jemandem zusammenarbeiten?«
    Noch immer wich Lynley aus. »Wenn Sie wirklich Hilfe brauchen, dann holen Sie sich jemanden.«
    »Soll ich selbst entscheiden, wen ich nehme, oder wollen Sie das tun?« Lynley betrachtete ihn aufmerksam. Nkata hatte seine Fragen mit so ruhiger Selbstverständlichkeit gestellt, daß man sie unmöglich als etwas anderes als eine Bitte um Anweisung interpretieren konnte. Und die Bitte war absolut berechtigt in Anbetracht der Tatsache, daß Nkata vielleicht schon kurz nach seiner Ankunft in London nach Derbyshire würde zurückfahren müssen, diesmal in Begleitung einer Person, die ihnen sagen konnte, ob der unbekannte Tote Terence Cole war oder nicht. Dann aber würde ein anderer Beamter in London Erkundigungen über Terence Cole anstellen müssen.
    Dies also war der Moment. Hier bot sich Lynley die Gelegenheit, die Entscheidung zu treffen, die Helen gutheißen würde. Aber er tat es nicht. Statt dessen sagte er: »Ich weiß nicht, wer im Moment verfügbar ist. Ich überlasse es Ihnen.«
    Samantha McCallin hatte schon in den ersten Tagen ihres ausgedehnten Besuchs in Broughton Manor die Erfahrung gemacht, daß ihr Onkel Jeremy beim Alkohol nicht wählerisch war. Er trank alles, was geeignet war, seine Sinne zu betäuben. Am liebsten schien er Gin zu trinken, aber im Notfall, wenn das nächste Spirituosengeschäft geschlossen hatte, war er nicht heikel.
    Soweit Samantha wußte, trank ihr Onkel schon seit seiner Jugend und hatte sich lediglich mit Anfang Zwanzig ein paar kurze Jahre vom Alkohol abgewandt, um sich statt dessen mit Drogen vollzudröhnen. Jeremy Britton war der Familiensaga zufolge einmal der Goldjunge der gesamten Britton-Sippe gewesen. Doch durch seine Heirat mit einer jungen Frau, die sich, ebenso wie er, zu den Hippies zählte und »eine Vergangenheit« hatte, wie Samanthas Mutter es auf euphemistische und altmodische Weise auszudrücken pflegte, war er bei seinem Vater in Ungnade gefallen. Dennoch war aufgrund des Erstgeburtsrechts und der gesetzlichen Erbfolge nicht zu verhindern gewesen, daß Jeremy nach dem Tod

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