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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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braucht etwas.« Azhar griff wieder in seine Brusttasche. Barbara glaubte, er wolle ihr als Erwiderung auf ihre Bemerkung noch eine Zigarette anbieten, aber er hielt ihr nur einen zusammengefalteten Zettel hin. »Vorhin war ein Gentleman hier, der Sie gesucht hat, Barbara. Er bat mich, Ihnen diesen Zettel zu geben. Er hätte versucht, ihn an Ihre Tür zu kleben, sagte er, aber er hat nicht gehalten.«
    »Ein Gentleman?« Barbara kannte nur einen Mann, den ein Fremder nach einem lediglich flüchtigen Wortwechsel als Gentleman bezeichnet hätte. Sie wagte kaum zu hoffen, als sie den Zettel nahm. Und das war gut so, denn die Schrift auf dem Papier – einem Blatt, das aus einem kleinen Spiralblock herausgerissen war –, war nicht die Lynleys. Sie las die wenigen Worte: »Melden Sie sich über meinen Piepser, sobald Sie das bekommen.« Danach folgte eine Nummer. Eine Unterschrift fehlte.
    Barbara faltete den Zettel wieder zusammen und sah dabei, was auf der Außenseite stand und was auch Azhar gesehen und sofort verstanden haben mußte. »DC Havers«, hieß es da in Blockschrift.
    »C« für Constable. Azhar wußte also Bescheid.
    Sie blickte ihn an. »Sieht so aus, als wär ich wieder voll im Rennen«, sagte sie mit gespielter Munterkeit. »Vielen Dank, Azhar. Hat der Mann zufällig gesagt, wo er auf meinen Anruf wartet?«
    Azhar schüttelte den Kopf. »Er sagte nur, ich solle auf keinen Fall vergessen, Ihnen die Nachricht zu geben.«
    »Okay. Danke.« Sie nickte ihm zu und wandte sich zum Gehen.
    Er rief ihren Namen – es klang dringend –, aber als sie stehenblieb und sich nach ihm umsah, betrachtete er die Straße. »Können Sie mir sagen –« begann er und verstummte. Langsam, als kostete es ihn große Anstrengung, wandte er den Blick von der Straße ab und sah sie an.
    »Was soll ich Ihnen sagen?« fragte sie, plötzlich beklommen.
    »Sagen Sie mir – wie geht es Ihrer Mutter?« fragte Azhar.
    »Meiner Mutter? Na ja – beim Puzzlespiel ist sie eine einzige Katastrophe, aber sonst geht’s ihr ganz gut, glaube ich.«
    Er lächelte. »Das ist schön.« Und mit einem leisen »Gute Nacht« verschwand er im Haus.
    Barbara ging durch den Garten, an dessen Ende, kaum größer als ein Geräteschuppen und von einer alten Robinie beschirmt, ihr Häuschen stand. Drinnen schälte sie sich als erstes aus ihrer Leinenjacke, warf die falschen Perlen auf den Vielzwecktisch, an dem sie nicht nur zu essen, sondern auch zu bügeln, zu schreiben und vieles andere zu tun pflegte, und ging dann zum Telefon. Auf ihrem Anrufbeantworter waren keine Nachrichten für sie. Es wunderte sie nicht. Sie tippte die Nummer des Piepsers ein, dann ihre eigene Nummer und wartete.
    Fünf Minuten später läutete das Telefon. Sie zwang sich, vier Signale abzuwarten, ehe sie sich meldete. Es bestand kein Anlaß zum Übereifer.
    Der Anrufer war Winston Nkata. Sie geriet sofort in Rage, als sie diese unverkennbare Stimme hörte, honigsüß, mit einem Hauch Jamaica und Sierra Leone aromatisiert. Er sitze im Load of Hay Tavern gleich um die Ecke in der Chalk Farm Road, erklärte er, und verspeise gerade die letzten Reste eines Lammcurrys, wie »meine Mutter es ihrem Lieblingssohn ganz sicher nicht vorgesetzt hätte, das können Sie mir glauben, aber es ist immer noch besser als der Fraß bei McDonald’s.« Er würde sich sogleich auf den Weg zu ihr machen. »In spätestens fünf Minuten bin ich da«, versprach er und beendete das Gespräch, noch ehe sie ihm sagen konnte, daß seine Visage das letzte war, was sie vor ihrer Haustür sehen wollte. Schimpfend legte sie auf und ging zum Kühlschrank, um Inspektion zu halten.
    Aus fünf Minuten wurden zehn. Dann fünfzehn. Er kam nicht. Arschloch, dachte Barbara. Echt witzig. Sie ging ins Bad und drehte die Dusche auf.
    Lynley versuchte, die überraschende Tatsache zu verarbeiten, daß Andy Maiden seiner Frau nichts davon gesagt hatte, daß ihre Tochter das Opfer eines Verbrechens geworden war. Wohl wissend, daß Wanderungen im Calder Moor nicht ganz ungefährlich waren, hatte er seine Frau aus unerfindlichen Gründen offenbar in dem Glauben gelassen, ihre Tochter habe sich den Schädelbruch bei einem Sturz in einer Gegend zugezogen, die zu entlegen war, als daß noch rechtzeitig Hilfe hätte eintreffen können.
    Als Nan Maiden hörte, daß es ganz anders gewesen war, sank sie vornüber und verharrte in dieser Stellung, die Ellbogen in die Oberschenkel gedrückt und die Hände vor den Mund gepreßt. Sie

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