Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
Ostküstenmädchenpensionat verbracht. »Ich habe deinem Vater bereits gesagt, dass ich nicht verstehe, warum er dich nicht einfach fallen lässt, und ich sage es dir noch einmal ins Gesicht. Und noch eins: Komm dem Baby nicht zu nahe, egal ob du die große Schwester bist oder nicht. Du hättest den Anstand haben sollen, tot zu bleiben wie jeder andere normale Mensch.«
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»Sie wird den Erwartungen gerecht«, sagte Marc stau-nend.
»Da bin ich ganz und gar deiner Meinung«, sagte ich. »Darf ich vorstellen, dies ist Marc, mein schwuler Mitbewohner.«
Ant war, neben vielen anderen reizenden Eigenschaften, auch homophob. »Und dies sind Sinclair und Tina.« Was sie waren, war offensichtlich. »Wir sind gekommen, um dir ein paar Fragen zu stellen.«
»Ich rede nicht mit dir. Dass du es überhaupt wagst, wie ein ganz normaler Mensch, wenn du . . . wenn du doch . . . «
»Eine Republikanerin bist?« Ich begann, Gefallen an dem Ganzen zu finden.
»Wir haben nur ein paar Fragen, und dann belästigen wir Sie nicht weiter«, sagte Jessica. Ich wusste, sie konnte es nicht erwarten, die Bombe endlich platzen zu lassen. »Über das Baby, das Sie bekommen haben. Das erste.«
Ant zeigte leider keinerlei Anzeichen von Überraschung, was hieß, dass mein Vater sie über seinen Vertrauensbruch informiert hatte. Das war ärgerlich. Und erstaunlich. Mein Vater schien doch mehr unter dem Pantoffel meiner Stiefmutter zu stehen, als ich angenommen hatte. Er lebte offenbar in der ständigen Angst, dass sie ihre silikongespritzten Lippen ärgerlich zusammenpressen könnte. Stattdessen holte sie tief Luft und wollte vielleicht die Stirn runzeln. Sicher konnten wir uns nicht sein, bedachte man die starke Dosis Botox, die sie intus hatte. »Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten und verschwindet. Ich kann nicht glauben, dass ihr extra gekommen seid, um mir diese Frage zu stellen. Das ist Schnee von gestern.«
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»Hier, in Edina?«, fragte Marc. »Das überrascht mich. Wir leben ja schließlich nicht in den Schweizer Alpen.«
»Und müssen wir den ganzen Abend im Flur herumste-hen?«, beschwerte sich Jessica.
»Erstaunlich, dass wir überhaupt so weit gekommen sind«, antwortete ich.
»Nein, ihr werdet nicht den ganzen Abend hier herumste-hen. Ihr werdet nämlich gehen und zwar sofort.« Sie wühlte in ihrer Tasche und zog ein Kreuz heraus, das sie offensichtlich aus Eisstielen gebastelt hatte. »Die Macht Christi wird euch bezwingen! Die Macht Christi wird euch bezwingen!«
Ich brach in Gelächter aus, obwohl Sinclair und Tina einen Schritt zurücktraten und den Blick abwandten.
»Ich habe doch gesagt«, sagte Jessica, »das wirkt nur bei Schwarzen.«
»Wie kommt es, dass du solche Witze machen darfst?«, beschwerte sich Marc.
»Denk mal scharf nach, Marc«, erwiderte sie geduldig.
»Weicht aus meinem Haus, ihr verdorbenen untoten Kreaturen!«
»Dasselbe hat sie gesagt, als die Pfadfinder vor der Tür standen, um Adventskränze zu verkaufen«, erklärte ich den anderen, trat dann einen Schritt vor und entriss ihr das Kreuz.
»Wo hast du das denn gemacht, in der Volkshochschule? Es wäre wohl zu viel verlangt gewesen, zu einem Juwelier zu gehen und etwas Hübsches zu kaufen? Erstaunlich, dass du meinem Dad kein diamantbesetztes Modell für mehrere tausend Dollar abgeschwatzt hast.«
»Raus aus meinem Haus«, schnappte sie. »Du dürftest das gar nicht tun können.«
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»Wenn du es sagst. Hör gut zu, wir werden dir jetzt einige Fragen zu Dads anderem Baby stellen und wir gehen nicht, ehe du uns nicht alles gesagt hast.«
»Ich werde euch verdorbenen untoten Kreaturen gar nichts sagen, nicht das Geringste. Ihr verschwindet und ich gehe ins Bett.«
»Oh«, sagte Sinclair und trat vor, nachdem ich das Eisstiel-kreuz in meiner Handtasche verstaut hatte, »Schlaf wird in einigen Minuten Ihre geringste Sorge sein, Mrs. Taylor.«
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7
Nach einer fünfminütigen Erholungspause vor dem Trockner, während der ich Ants Parfumflaschen ein paar Runden darin hatte drehen lassen, ging ich zurück ins Wohnzimmer. Am äußeren Ende der Couch saß Antonia, leicht vorgebeugt, und starrte Sinclair verzückt ins Gesicht. Ihre Hände lagen in ihrem Schoß und während sie wie besessen über das Leder ihres Rockes kratzte, sah sie ihm tief in die Augen, ohne seinen Blick auch nur einen Moment loszulassen.
Ich fühlte mich nicht ganz wohl bei der Sache. Was machten wir hier eigentlich? Ich war mir ja noch nicht einmal über
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