Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
einem Outfit und Schuhen und so suchen.«
»Ich kann nicht«, sagte sie entschuldigend. »Ich habe kein Geld. Und es wäre nicht richtig . . . «
»Das ist schon okay, ich . . . « Habe auch kein Geld. Normalerweise ging Jess mit mir einkaufen und entweder bezahlte 155
sie gleich vor Ort und wir einigten uns irgendwie anders –
für einen Kaschmirpullover oder ein Paar Sandalen würde ich zum Beispiel ein paar Tage bei The Foot, ihrer Wohltätig-keitsorganisation, arbeiten. »Äh . . . hmmmm . . . «
»Vielleicht sollten wir einfach nach Hause gehen.«
»Ja, okay.« Mein Leben war ein einziger Scherbenhaufen, bilanzierte ich traurig. Aber es half nichts, meinen Frust an Laura auszulassen.
Sie war ein nettes Mädchen, aber kein Ersatz für meine Freundin. Oder Sinclair. Es war nicht richtig, sie als Ablen-kung zu benutzen.
»Warte!«, rief ich und hätte fast eine Straßenlaterne ge-rammt. »Jetzt habe ich’s! Wir gehen ins Scratch.«
»Deinen Club?«, fragte sie zweifelnd.
»Genau. Und ich verkaufe dir keinen einzigen Tropfen Alkohol, das verspreche ich. Wir gehen nur kurz rein und dann fahre ich dich nach Hause.«
Was meinte ich gerade gelernt zu haben? Man kann Freunde nicht wie Baseballkarten tauschen?
»Na ja . . . « Sie wurde schwach! Entweder wirkten meine teuflischen untoten Kräfte bei ihr oder sie war, wie jedes junge Mädchen, neugierig, wie eine Bar von innen aussah.
»Vielleicht ganz kurz . . . «
»Yippieeee!«, rief ich und riss das Steuer nach links.
»Wow.« Laura staunte. »Das ist es? Es sieht toll aus!«
»Das« war ein gut gepflegtes Sandsteinhaus, das wie ein Wohnhaus aussah. Jetzt, da ich wusste, dass es eine Vampirbar war, wusste ich auch warum: Je unverdächtiger die Umgebung war, desto besser.
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»Ich parke schnell«, sagte ich und zog nur die Handbrem-se. In dieser Nachbarschaft wurde der Wagen nicht abge-schleppt.
Ich ging hinein, während Laura mir dicht auf den Fersen folgte, und war ein wenig deprimiert zu sehen, wie tot der Laden war. Natürlich war es noch früh am Abend, gerade mal halb acht, aber dennoch . . . Die Bar war verlassen, außer einigen Vampirkellnerinnen und dem Typ mit dem leichten Überbiss.
»Wie laufen die Geschäfte?«, witzelte ich, als der Überbiss von der Bar herüberkam, um uns zu begrüßen.
»Wie immer, Ma. . . «
»Das ist meine Schwester, Laura«, unterbrach ich ihn.
»Nenn sie einfach Laura. Laura, das ist . . . « Wieder hatte ich seinen Namen vergessen. »Das ist der Tvp, der auf die Bar aufpasst, wenn ich nicht da bin.«
»Klaus, Ma’am.« Er beugte sich über ihre kleine, weiße Hand und als er aus dieser Haltung zu ihr hochblickte, zeigte er besorgniserregend viel von dem Weiß seiner Augen. Es war so, als würde man in die Augen einer Leiche blicken. »Ich bin entzückt.«
Gott sei Dank bemerkte Laura nicht, wie ungemein wi-derlich Klaus war. Und noch besser, sie schien gegen seinen Charme immun zu sein. Natürlich war Klaus nicht wirklich charmant, aber trotzdem . . . »Hallo.« Sie schüttelte seine Hand. »Nett, Sie kennenzulernen.«
Ich zog sie von Überbiss fort, der aussah, als wären alle seine Weihnachtswünsche auf einmal erfüllt worden. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, meine süße, kleine Schwester in eine Vampirbar zu bringen? Gut, ich war der Oberblutsauger 157
und sie nicht in Gefahr, aber dennoch . . . Ich hatte sie Klaus und den mürrischen Kellnerinnen auf einem Silbertablett prä-
sentiert. War ich verrückt geworden?
»Ah, Laura.«
Ich fuhr herum und da stand Sinclair. Drohend ragte er hinter uns auf, wie ein großer, schwarzer Greifvogel. Jetzt erst bemerkte er mich. »Elizabeth«, sagte er. Immerhin konnte er sich an meinen Namen erinnern.
»Hallo«, sagte Laura wie gebannt. Und wer könnte es ihr übel nehmen? Dieses Haar, diese Augen, diese Schultern . . .
lecker. Wenn ich daran dachte, dass es einmal alles mir gehört hatte und ich es weggeworfen hatte, indem ich . . . äh . . . mit ihm geschlafen hatte, nahm ich an.
»Was macht ihr beiden hier?«, fragte er mit einem Hauch von Missbilligung in der tiefen Stimme. Ich wusste, dass er mit »ihr beiden« Laura meinte. Ich würde ihm ganz bestimmt nicht erzählen, dass Verzweiflung und Einsamkeit mich wieder zu einem saudummen Schritt getrieben hatten. Also tat ich, was ich immer tat:
»Warum kümmerst du dich nicht zur Abwechslung mal um deine eigenen verdammten Angelegenheiten?«, blaffte ich ihn an. »Wenn ich meiner Schwester
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