Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
war nicht die erste Frau, wo die Prüfungen machen wollte! Hoho!«
»Hoho«, lachten wir pflichtschuldig mit.
»Und da war dieser Kerl, er war nich aufm College, aber er sachte, er wär drauf. Un’ der hat also versucht, die Erin flachzulegen, aber sie wollte nich, un’ da hat er sie geschlagen. Un’ dann is’ sie wohl bös gefallen, weil ihr Genick war gebrochen.«
Laura sah ganz elend aus. Ich vermutlich auch, aber ich war eher wütend. »Und dann?«
»Sie hätt’ ehmt einfach zu Hause bleiben sollen. Alle ham sie gewarnt.«
»Ach, du meinst, sie hätte auf der Farm hocken und ein paar Kinder kriegen sollen und nie etwas lernen dürfen? Oder etwas Neues sehen sollen?«
»Sie sieht ja jetz auch nix Neues mehr.«
»Eins zu null für dich, Mikey. Lass uns Susan B. Anthony suchen«, sagte ich zu Laura, »und ihr einen Kuss geben.« Danke, tausend Dank, Susie B., für den guten Einfall, dass eine Frau mehr ist als eine Gebärmaschine. Ich war mir ja bewusst, dass dies die Vergangenheit war … aber verdammt, diese alten Macho-Ansichten machten mich wirklich wahnsinnig.
Und wenn Erin auch nur halb so unabhängig gewesen war wie ihr Zwillingsbruder und halb so stur … tja. Dann war es kein Wunder, dass sie aufs College gewollt hatte. Ich fand es ziemlich cool von Mr und Mrs Sinclair, dass sie es ihrer Tochter erlaubt hatten.
»Und was ist dann passiert, Fred Feuerstein?«
»Tja, Sie kennen ja Henry.«
»Ja, wir kennen Henry«, stimmte Laura zu, um Michael zum Fortfahren zu bewegen und nicht erwürgen zu müssen. »Was für ein Spaßmacher, unser Henry. Ja wirklich.«
»Je nun, der Henry hat fast den Verstand verlorn, als er Erin so zerteppert fand und so, und er is’ die Treppe hochgestürmt, um den Kerl zu fassen, un’ keiner weiß, was dann passiert is’, aber jedenfalls warn er und Bobbi dann auch tot. Zerteppert.« Er zeigte auf seinen Kopf. »Die Knochen in ihrn Köpfen warn richtig zerteppert.«
»Entschuldigung, was meinst du damit: zertrümmert?«
»Weiß man, wer es war?«, schaltete sich Laura ein, bevor Michael sich über die Bedeutung von »zerteppert« weitschweifig auslassen konnte.
»Wir wissen, wer gesagt hat, dass er’s war … dieser Kerl hat behauptet, er wär im Vorstand von der Universität, wo drüben gegründet worden is’. Nur, dass das ’ne Lüge gewesen ist, denn die Universität gibt’s schon seit einundfünfzig, un’ dieser Kerl sah nicht älter aus als wie die Erin.«
Laura machte riesengroße Augen und formte mit den Lippen das Wort Vampir . Ich nickte. »Das … das ist ja äußerst interessant, Michael. Danke, dass du’s uns erzählt hast. Laura, sieh mal, da ist der Trauerzug. Wir schließen uns einfach an und versuchen zu lauschen. Michael, du kannst uns hier absetzen.«
»Aber Sie sind so hübsch … «
»Ja, eine meiner vielen Bürden.«
»Aber Sie sind so … «
»Good bye, Mikey.«
»Aber Sie sind … «, heulte er, während wir von dem Karren hinuntersprangen und wie große, blonde Erdhörnchen ins Unterholz huschten.
Überall, jederzeit, und sei es in der Vergangenheit, Herzen zu brechen, das wäre ein passendes Motto für die Vampirkönigin. Und niemals ihre eigene Zeit zu verlassen, ohne eine Fusselbürste und Kleidung zum Wechseln dabeizuhaben.
48
Eine geschlagene Stude lang lauerten wir jetzt schon frierend hinter den Büschen. Der Pastor war gekommen und gegangen, die Einwohner des Städtchens waren gekommen und gegangen, und nun war es stockdunkel, und wir zitterten vor Kälte.
Schließlich stand nur noch Eric Sinclair am Grab.
Ich wusste nicht genau, warum ich immer noch ausharrte. Klar, der arme Kerl tat mir leid. Seine Welt war innerhalb – einer halben Stunde? – in Stücke gegangen. Doch das Einzige, was ich mit meinem Abwarten erreichte, war, dass ich den Zeitstrahl durcheinanderbrachte.
Ich schätze, der Grund war ganz einfach der, dass mein Liebster so sehr litt. Selbst wenn ich ihm nicht helfen konnte, wollte ich ihn einfach nur ansehen. Wie Stephen King gesagt hat: »Mein Herz stählen.«
Das Erschreckende war, dass ich stets angenommen hatte, Sinclair wäre mit Ende zwanzig oder Anfang dreißig zu einem Vampir worden. Aber laut Inschrift auf ihrem Grabstein war Erin erst neunzehn gewesen, als sie starb. (»Torschlusspanik«, hatte Laura gesagt. »Vielleicht einer der Gründe, warum sie aufs College wollte. Sie wusste, in der Stadt gab es keinen, der sie heiraten wollte. Oder vielleicht hatte sie sämtliche Bewerber
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