Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
Familienähnlichkeit ist bemerkenswert.«
»Wirklich?« Das war aufregender als alles, was ich bislang auf unseren missglückten Zeitreisen erlebt hatte. Denn Laura war sexy! Es wäre toll, wenn ich auch so sexy wäre. Wenn die Leute beim Anblick von Laura und mir ins Schwärmen geraten würden: »Man sieht ja, dass Ihr gutes Aussehen in der Familie liegt.« Wenn ich mir das vorstellte, würde ich mich sogar damit anfreunden können, den Teufel zur Stiefmutter zu haben. »Sinclair ist in diese Richtung gelaufen.«
»Ich weiß. Ich kenne seinen Geruch. Ich kenne ihn schon seit … einiger Zeit.«
»Ich habe gehört … ich meine, ich weiß, dass du für die Kids Tante Tina gewesen bist.« Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, zu erwähnen, dass wir den kleinen Sinclair und die kleine Erin vor wenigen Stunden erst gesehen hatten. Als deren einzige Sorge die schlechte Laune ihrer Mutter wegen des bevorstehenden Umzugs gewesen war. »Du musst ja sehr eng mit der Familie befreundet gewesen sein.«
»Ich kannte ihre Mutter.« Lange Pause. »Und ihre Großmutter.«
»Ja, ich wette, du warst gut Freund mit ihnen. Mit den Damen«, korrigierte ich mich. »Aber ist ihnen denn nie aufgefallen, dass du nicht alterst, oder haben sie so getan, als hielten sich dich für deine eigene Tochter und Enkelin?«
»Meine Freunde sind … meinen Freunden war das gleichgültig. Als meine Großmutter nach Minnesota zog, freundete sie sich mit Erics Urgroßmutter an. Deshalb kommt es mir so vor, als hätte ich die Sinclairs immer schon gekannt, als wäre ich immer schon Teil der Familie gewesen.«
Eine geraume Weile schritten wir drei schweigend nebeneinnander her. Dann sagte Tina: »Sie wussten, dass ich, äh, anders war. Wir haben aber nie darüber gesprochen. Und sie haben mir die Ehre erwiesen, mich zur Patin ihrer Kinder zu machen.«
»Dann bist du also Sinclairs rechtmäßiger Vormund? Nein. Das geht ja nicht. Er ist ja schon erwachsen … fast.«
»Er ist … er kommt dem Enkel am nächsten, den ich sonst niemals gehabt hätte.«
Ich konnte sozusagen das Klicken hören, mit dem nie gestellte Fragen beantwortet wurden: Warum hatte Tina all die Jahre so treu an Sinclairs Seite ausgeharrt? Warum hatten sie nie etwas miteinander gehabt? Sie hatten viel mehr gemeinsam als Sinclair und ich, wer sollte das besser wissen als ich? (Ehrlich gesagt war Sinclairs Interesse an mir für mich immer ein Rätsel gewesen.) Und warum hatte Tina sich damit zufrieden gegeben, am Rande der Macht zu stehen? Warum hatte sie nie selbst nach der Krone gegriffen?
Natürlich war die so genannte Krone (außerdem gab es ja keine – wie wäre das für ein falsches Werbeversprechen?) so toll auch wieder nicht. Aber eine Menge Leute schien das zu glauben.
»Sicher sind Sie furchtbar wütend darüber, was Erin und ihrer Familie zugestoßen ist«, sagte Laura mitfühlend.
»Wütend. Ja. Ich bin wütend.« Sie sagte das ungefähr so leidenschaftlich wie ein Automat. »Und er wird bis in alle Ewigkeit dafür bezahlen.«
»Aus dem, was wir gehört haben, schließen wir, dass der Täter ein Vampir ist?«
»Ja. Aber er hat es nicht allein getan. Und Erin Sinclair war nur Mittel zum Zweck.«
Hm. Eine finstere, unheimliche Tina war etwas ganz Neues. Doch auch sonst hatten sie und Sinclair vieles gemeinsam: Beide hatten sozusagen binnen weniger Stunden ihre ganze Familie verloren.
»Du willst damit sagen, dass sie eigentlich hinter dir her waren?«
»Ich habe schon vorher mit diesen Männern zu tun gehabt«, lautete Tinas nüchterne Erwiderung.
»Okay. Mach Sinclair zum Vampir, dann wird er dir helfen. Dann könnt ihr euch gründlich rächen. Das könnte ein richtiger Film werden. Stirb langsam: Wie alles begann .«
Laura schnaubte verächtlich, während Tina sagte: »Ich verstehe Sie nicht. Das ist jetzt das zweite Mal, dass Sie darauf anspielen, Eric könnte mir helfen. Aber ich glaube, Sie haben da eine wichtige Tatsache über Vampire übersehen.«
»Nur eine?«, höhnte der Antichrist. Ich zeigte ihr den Stinkefinger, als Tina gerade nicht hinsah.
»Eric wird nach seiner Auferstehung fünf Jahre lang zu nichts zu gebrauchen sein. Junge Untote sind ungezähmte Wilde. Sie haben nichts anderes im Kopf als ihren Durst. Sie brauchen Jahre, um zu erwachsenen Vampiren heranzureifen. Und bezahlen einen hohen Preis dafür.«
»Du irrst dich.« Denn ich erinnerte mich genau. Ich erinnerte mich, wie ich in der scheußlichen Grube gesteckt hatte und Tina mir
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