Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
ich.«
»Gut«, sagte ich kurz. Wahrscheinlich war es keine gute Idee, nach mir zu suchen und mich mit mir nach allen Regeln der Kunst zu prügeln, aber ich musste mich wirklich bremsen.
Ich setzte Laura ab und schlug mit der Faust das Beifahrerfenster meines Wagens ein, zog die Verriegelung hoch und verfrachtete meine Schwester auf den Sitz. Dann flitzte ich um die Motorhaube herum, erinnerte mich etwas spät daran, dass ich den Ersatzschlüssel in einem Magnetkästchen unter meinem linken Vorderkotflügel aufbewahrte, und unterdrückte den Drang, mir an die Stirn zu schlagen. Ich schnappte mir den Schlüssel, sprang auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Wir hatten April im schönen Minnesota. Also stellte ich die Heizung an.
»Du kannst doch kein Auto stehlen«, sagte Laura und setzte sich auf. »Aua! Warum denkst du nicht an den Ersatzschlüssel, bevor du das Fenster einschlägst?«
Sogleich besserte sich meine Laune. Und die Fangzähne bildeten sich auch wieder zurück. »Du klingst ja schon wieder ganz munter.«
»Ja, die ganze Sache war auch irgendwie … hypnotisch. Du beherrschst wohl den bösen Blick, Betsy. Eben noch denk ich an nichts Böses, und dann blute ich knapp zehn Minuten später.«
»Es tut mir soooo leid.«
»Weiß ich doch.« Sie tätschelte mein Knie. Verglichen mit dem Stoß eines Höllenfeuerschwertes durch mein Knie war das eine echte Verbesserung. »Aber es hat ja funktioniert, nicht wahr? Das war’s doch wert?«
Ich gab keine Antwort. Dass ich statt Nick ein anderes Opfer anfallen würde, hatte nicht zu meinem Plan gehört.
»Hat mein dummes, gieriges Ich dein Gesicht gesehen?«
»Nein. Wenn du mich in einem Jahr oder so wiedersiehst, wirst du kein Déjà-vu -Erlebnis haben, da bin ich ziemlich sicher.« Sie starrte durch die Windschutzscheibe und schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass du ein Auto gestohlen hast.«
»Es ist doch mein Auto!«
»Aber was wird dein anderes Ich davon halten, wenn es morgen Abend aufsteht und das Auto weg ist?«
»Darüber kann ich mir morgen Abend Sorgen machen. Oder vor drei Jahren. Wann auch immer.«
Laura schüttelte wieder missbilligend den Kopf. »Ich führe eine Liste über deine Vergehen, Betsy. Autodiebstahl, Einbruch und widerrechtliches … «
»Es ist mein Auto!«
»… Einbruch und widerrechtliches Betreten eines Hauses … «
»Es ist mein Haus! Und ich bin weder eingebrochen noch hab ich es widerrechtlich betreten: Ich hatte einen Schlüssel.«
»Überfall – Moment. Zählt das, was dein anderes Ich getan hat, überhaupt als Überfall?« Sie wedelte mit der Hand. »Wie dem auch sei, wir sind erst zwanzig Minuten hier und haben uns schon schätzungsweise zwanzig Jahre in Stillwater eingehandelt. Falls es dort auch ein Frauengefängnis gibt. Warum fahren wir überhaupt weg?«
»Was soll denn das jetzt wieder? Ich muss dich doch fortbringen.«
»Ja, aber wohin? Du hast doch getan, was du wolltest: Du hast Nick gerettet. Also lass uns wieder zur Hölle fahren.«
Ich trat hart auf die Bremse und dachte über Lauras Vorschlag nach. »Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal sagen würde – aber Rückkehr in die Hölle hört sich total gut an.«
Und so kehrten wir zurück.
58
»Lass mich noch mal deinen Hals sehen.«
»Du Glucke«, neckte der Antichrist. Dann lächelte sie, und mir fiel wieder ein, dass ich sie – wenn ich ihr nicht gerade eine runterhauen wollte – richtig großartig fand. Laura hatte sich auf unserer Reise wirklich tapfer geschlagen. Auf unseren Reisen. Im Plural. Eine Menge Leute würde jetzt in der Ecke liegen und sabbern, statt an ihrer rechten Geraden zu arbeiten. »Ehrlich, ist schon in Ordnung. Hör auf, dich selbst zu geißeln.«
»Das ist doch mein Job«, entfuhr es uns gleichzeitig. »Oh nein, erinnere mich bloß nicht daran«, klagte ich. »Aber bilde ich mir das nur ein, oder musstest du diesmal nicht so hart zuschlagen?« Ich rieb meine Nase, die fast sofort wieder schmerzfrei gewesen war.
»Ach, allmählich krieg ich den Dreh raus«, erwiderte Laura fröhlich. »Ich würde zwar immer noch nicht für eine Reisesicherheit garantieren, aber es stimmt: Allmählich weiß ich, wie es geht.«
»Na prima. Vielleicht lässt uns deine Mutter vom Haken, wenn sie der Meinung ist, dass du dein Lernpensum erfüllt hast.«
»Du glaubst also nicht, dass wir wieder in unserer eigenen Zeit sind?«
»Zum Teufel, nein. Nicht nach der letzten Reise. Erst,
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