Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
und er würde die Situation besser verstehen als jeder andere. In diesem Stadium der verdeckten Ermittlungen durfte niemand misstrauisch werden.
Aber jetzt, da sie Zeit hatte, ihre Gedanken spielen zu lassen, begann sich Cressida zu fragen, was Tom wirklich unternehmen würde, wenn er zu Tode gekränkt war. Sie selbst konnte sich kaum erinnern, was sie vor ihrem Undercover-Auftrag für Tom empfunden hatte, und der gestrige Abend mit Ricks leidenschaftlicher Liebe stellte alles in den Schatten, was sie bisher mit Tom erlebt hatte.
»Cressida«, sagte Leonora mit ihrer gelangweilten Stimme.
Cressida schaute von einer Broschüre auf, die sie zu studieren vorgab. »Ja?«
»Ich habe Sie schon zweimal gefragt. Was soll ich jetzt tun, denn ich habe den Kaffeeraum aufgeräumt.«
Cressida seufzte. Leonora, die wenigstens den Rat ihrer Stiefmutter angenommen hatte, trug ein attraktives Sommerkleid aus einem weichen Stoff, aber sie hatte noch immer kein Interesse an der Galerie, was es erschwerte, ihr nützliche Aufgaben zu übertragen.
»Warum gehen Sie den Katalog nicht noch einmal durch? Es ist wichtig, dass Sie alles über unsere Künstler wissen.«
Leonora verzog das Gesicht. »Ich habe ihn schon zweimal gelesen.«
»Heißt das, Sie kennen jeden Namen und wissen, wie viele Bilder wir von jedem der Künstler liefern können?«
»Natürlich nicht.«
»Dann nehmen Sie sich den Katalog noch einmal vor«, sagte Cressida kurz angebunden.
Leonora stapfte davon und setzte sich ganz hinten in eine Ecke. Sie las mit einem so großen Widerwillen, dass man es ihr ansah. Cressida war erleichtert, als die Glocke über der Tür anschlug und ein Kunde hereinkam, doch ihre Erleichterung verflog sofort, als sie erkannte, dass der Mann, der sich ihrem Tisch näherte, niemand anders als Tom war.
»Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte sie mit einem höflichen Lächeln.
Tom beugte sich zu ihr hinunter, damit er leise mit ihr reden konnte. »Warum hast du mich die letzten Abende nicht mehr angerufen?«, zischte er.
»Ich kann nicht«, fauchte Cressida zurück. Sie sah, dass Leonora interessiert zuschaute.
»Warum nicht?«
»Ich kann Ihnen eine Liste von allen van Gogh Drucken geben, die wir liefern«, sagte sie laut. Leonora wandte sich wieder dem Katalog zu.
»Dein van Gogh kann mir gestohlen bleiben«, schimpfte Tom, aber zum Glück blieb er leise. »Ich will wissen, was los ist.«
»Frage den Chief«, flüsterte Cressida. »Er wird dir alles erklären.«
»Ich begreife nicht, warum wir nicht zum Essen ausgehen können«, rief Tom, und seine Stimme wurde lauter.
Wieder hob Leonora den Kopf, und Cressida fühlte, wie sie rot vor Ärger wurde. Sie konnte nicht glauben, dass Tom in einem so vitalen Zeitpunkt der Operation sich so stupide verhielt.
»Ich kann es einfach nicht«, fauchte sie und schob ihm einen Katalog zu, als sie Marcia kommen sah.
»Wenn du das nicht willst, werde ich dich enttarnen«, sagte Tom und wandte sich ab. »Du bist eine Polizistin und meine Freundin und keine Prostituierte.« Er stürzte zur Tür, riss sie auf und rannte aus der Galerie.
»Was war das denn?«, fragte Marcia.
Cressida atmete tief durch. »Ich bin mir nicht sicher. Er ist ein Kunde, der schon einige Male hier war, und er scheint einen Narren an mir gefressen zu haben. Jetzt hat er gesagt, wenn ich nicht mit ihm essen gehe, würfe er sich vor einen Zug.«
»Großer Gott! Sie haben eine tolle Wirkung auf unsere Kunden«, stellte Marcia fest. »Hoffen wir, dass Rick nicht eifersüchtig wird.«
»Ich bin sicher, dass Rick nicht der Typ für Eifersucht ist«, gab Cressida zurück. »Aber ich werde nicht mit ihm zum Essen gehen. Der Mann ist labil.«
»Eine Besessenheit kann gefährlich sein«, mahnte Marcia zur Vorsicht. »Wenn Sie weiteren Ärger mit ihm haben, lassen Sie es mich wissen. Ich sage dann Guy Bescheid. Ich bin sicher, dass er herausfinden kann, wo der Mann wohnt, damit man auf andere Weise mit ihm fertig wird. Aber er ist ziemlich attraktiv, finden Sie nicht auch?«
»Er ist nicht mein Typ«, sagte Cressida und versuchte, so zu klingen, als langweilte sie das Thema.
»Seltsam. Wenn ich auf Bildern Paare bilden sollte, hätte ich Sie mit jemandem wie ihn zusammengebracht, jedenfalls eher als unseren Rick«, sagte Marcia. »Aber das zeigt mal wieder, man kann sich nie sicher sein.«
Marcia kehrte in ihr Büro zurück, und darauf schien Leonora nur gewartet zu haben. Sie legte den Katalog aus der Hand und ging hinüber
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