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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Ahnung.»
    «Du warst also wirklich mit deinem Onkel beim Zelten», sage ich nachdenklich und zähle schließlich zwei und zwei zusammen. «Und ich dachte schon …» Ich spreche nicht weiter.
    Er hört mit dem Hämmern auf und sieht mich an. «Was dachtest du?»
    «Ach, nichts. Ich dachte, es wäre bloß eine Ausrede, damit du schwänzen kannst. Wegen …»
    «Wegen Kay», beendet er den Satz für mich. «Du dachtest, ich würde die Schule schwänzen, um mich mal kurz mit Kay abzusetzen.»
    «Ja, so ähnlich.»
    Er hämmert weiter. «Wohl kaum. Aber irgendwie hatte es trotzdem mit ihr zu tun. Dass ich mich von Kay getrennt habe, hat mein Onkel als Zeichen dafür genommen, dass es mir mit meiner Aufgabe allmählich ernst wird. Deshalb hielt er die Zeit für gekommen. Er hat mich hierher mitgenommen, und wir haben eine ganze Woche hier verbracht, sind geflogen, haben trainiert, haben meditiert, so was alles, und dann kam am Wochenende die Kongregation zusammen.»
    Weshalb hat meine Mutter wohl gedacht, dass die Zeit gekommen ist? «Hast du damals auch meine Mutter gesehen?», frage ich, denn auch wenn sie mit Engelinformationen nicht gerade hausieren gegangen ist, kann ich doch immer noch nicht fassen, dass sie mit alldem hier zu tun hatte, ohne mir irgendetwas davon zu erzählen.
    «Nein. Ich habe die Leute manchmal von einer Maggie reden hören», antwortet er, «aber wer das ist, wusste ich nicht.»
    «Aha.» Auf einmal merke ich, dass ich ihn in der letzten halben Stunde mit Fragen gelöchert habe, während er das Zelt fast allein aufgebaut hat.
    «Du musst mich für einen völligen Idioten halten», sagt er da.
    Verblüfft schaue ich auf. Viele Worte würden mir zur Beschreibung von Christian Prescott einfallen: Geheimnis, Rätsel, Mysterium, Schicksal, erschreckend und, na ja, einfach richtig scharf, wenn ich ehrlich sein soll, aber das Wort Idiot wäre mir nie in den Sinn gekommen. Außer vielleicht das eine Mal beim Abschlussball. «Idiot?»
    «Na ja, die ganzen Zeichen waren da, alles deutete auf dich als das Mädchen aus meiner Vision, wo du doch auch ein Engelblut bist, und ich bin einfach nicht draufgekommen. Hätte ich es doch bloß früher kapiert, vielleicht …» Er redet nicht weiter.
    Ich schlucke. «Was für Zeichen?»
    «Ich hab von Anfang an gedacht, dass irgendwas anders ist an dir, schon als ich dich das erste Mal gesehen hab», sagt er.
    «Du meinst, als ich in der Schule auf dem Flur ohnmächtig geworden bin? Ja, zugegeben, da muss ich dir wohl wirklich anders vorgekommen sein.»
    «Da hatte ich meine Vision noch nicht», erklärt er. Er setzt sich ins Gras. «Ich dachte, ich hätte dir irgendwas getan, und dass du deswegen vielleicht in Ohnmacht gefallen bist.»
    «Mir was getan ?»
    «In Gedanken.»
    «So was wie in meinem Kopf sprechen.»
    Er zupft an den Grashalmen herum, zieht mehrere Halme auf einmal aus und streicht sie zwischen den Fingern glatt. «Ich hatte noch keine Ahnung, wie ich das unter Kontrolle halten kann», meint er.
    «Konntest du das schon immer? In den Köpfen anderer Leute sprechen?»
    «Es hat letztes Jahr angefangen, kurz bevor du in die Stadt kamst. Ich kann das aber nicht bei jedem. Ich schnappe auf, was Leute denken, und manchmal kann ich Gedanken zurückschicken, aber ich glaube, dazu muss derjenige auch in der Lage sein, diese Gedanken zu empfangen.»
    «Also, an dem Tag auf dem Schulkorridor, da hast du mit mir gesprochen?»
    «Ich hab’s versucht.»
    «Was hast du gesagt?», will ich wissen.
    «Ich hab … ich hab hallo gesagt.»
    «Und dann bin ich …»
    «Dann bist du umgefallen, als hätte ich dir einen Baseballschläger auf den Kopf gehauen.»
    Ich stöhne bei dem Gedanken daran, was für ein anmutiges Bild das abgegeben haben muss.
    «Tut mir leid», sagt er. «Das wollte ich nicht.»
    «Du hast gar nichts gemacht, Christian. Ich bin umgekippt, weil … weil ich die Vision hatte, als ich dich sah. Zum ersten Mal überhaupt hab ich dein Gesicht gesehen, und dann kam das Feuer, und alles war so intensiv, dass mir schwarz vor Augen wurde.»
    «Oh», sagt er ein bisschen verlegen.
    «Ich hab das alles auch nicht kapiert, weißt du. Also, wenn du ein Idiot bist, dann sind wir, glaube ich, schon zu zweit.»
    Er wirkt erleichtert, als er das hört. Ich schätze, Idioten sind nicht gern allein.
    Dann hämmern wir beide auf die Zelthaken ein, zwischen uns ein verlegenes Schweigen, bis es aus mir herausplatzt: «Und was waren das noch für Zeichen?»
    Er

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