Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)
Grund hasst er Sie abgrundtief.»
«Freut mich sehr, das zu hören», grummelt Mr Phibbs.
«Billy hat er auch nicht gerade gern. Und Sie auch nicht, Walter.»
Billy schnaubt verächtlich. «Das sind nun wirklich keine Neuigkeiten für uns.»
«Ich war der Meinung, ihr solltet all das wissen. Damit ihr entscheiden könnt, ob sich das Risiko lohnt, zu meiner Beerdigung zu kommen», sagt Mama.
«Oh, wir werden alle da sein», meint Billy voller Nachdruck. «Wie ich bereits gesagt habe: Wir werden mit Samjeeza fertig. Wir sind vierzig, uns alle auf einmal wird er nicht angreifen.»
Der Rest der Gruppe scheint nicht so sicher.
«Wir werden alle da sein», sagt Billy noch einmal, als wolle sie jemanden herausfordern, ihr zu widersprechen. «Wir halten zusammen.»
Mama seufzt ungeduldig. «Hör zu, Bill, wegen mir braucht ihr nicht zusammenzuhalten. Ich werde gar nicht da sein. Es ist ja sehr nett von euch, mir die letzte Ehre erweisen zu wollen, aber das ist wirklich nicht nötig. Das Risiko ist einfach zu groß, wenn ihr meine Meinung hören wollt.»
Billy zuckt nicht mal mit der Wimper. Sie dreht sich zu meiner Mutter um, meiner ganz gelassenen sterbenden Mutter, die allein nicht mehr die Kraft gehabt hätte, zur Wiese zu wandern, die inzwischen kaum noch aufrecht sitzen kann, und Billy sieht sie an, als wäre sie eine komplette Idiotin.
«Mags, Süße», sagt sie. «Ich weiß das alles. Wir tun das nicht für dich, Liebes. Wir werden wegen Clara da sein. Wegen Jeffrey. Wegen all der anderen, die dich lieben. Und wenn ein Schwarzflügel dort auftauchen wird, ist das für uns alle ein Grund mehr, auch da zu sein. Um deine Kinder zu beschützen.»
Mama schließt die Augen. «Es ist doch bloß eine Beerdigung.»
«Es ist deine Beerdigung», sagt Billy und legt zärtlich einen Arm um meine Mutter. «Wir lieben dich. Wir werden uns um deine Kinder kümmern.»
Wieder ein Raunen in der Menge, diesmal zustimmendes.
«Ich glaube, unser eigentliches Thema hier ist gar nicht die Beerdigung», sagt Mr Phibbs unvermittelt.
«Was denn dann?», fragt Billy.
«Clara sagt, Samjeeza wird am Grab sein. Und natürlich leidet er, wie es Schwarzflügel nun mal so an sich haben. Aber sie sagt auch, dass er wütend auf uns ist. Ich denke, viel wichtiger hier ist die Frage, was wir tun können, um ihn zu vertreiben.»
Damit sticht er in ein Wespennest. Die Streiterei geht wieder los.
«Als sich das letzte Mal eine von uns mit einem Schwarzflügel angelegt hat, hat sie es mit dem Leben bezahlt», sagt diese Julia. «Und sie hat sich geopfert, damit die Schwarzflügel nicht mehr über uns erfahren; nur für den Fall, dass ihr das vergessen habt.»
Diesmal schaut Christian mich nicht an. Er sieht hinunter in die knisternden Flammen.
«Das haben wir nicht vergessen», sagt Walter leise.
«Ich verstehe gut, dass du Angst hast, Julia», sagt Mr Phibbs. «Aber das war vor sieben Jahren. Seitdem sind wir unaufmerksam geworden. Haben uns zu sicher gefühlt.»
«Du wagst dich weit vor, Corbett, aber du kannst es dir auch leisten», erwidert Julia. «Du hast nichts zu verlieren, denn auch deine Zeit ist bald abgelaufen.»
Mr Phibbs sieht sie an wie eine Schülerin, die den Unterricht stört. «Damit magst du recht haben», schießt er zurück. «Aber wir befinden uns im Krieg, falls du das vergessen hast. Das könnt ihr ignorieren und euer Menschenleben in euren Menschenhäusern einfach weiterführen und ein paar Mal im Jahr zu diesem besonderen Zeltlager in die Wälder aufbrechen, aber Tatsache ist, dass wir Engelblutwesen sind. Das ist ein Krieg. Und wir sind ausgewählt worden, um zu kämpfen.»
Seine Worte hallen durch die kühle Nachtluft, und plötzlich ist alles ganz still.
«Hört auf», protestiert Mama. «Ich bin verantwortlich für dieses Problem mit Samjeeza, sonst keiner.»
«Mags, Liebes, sei ruhig», sagt Billy.
Ich mustere die Gesichter der Leute am Lagerfeuer. Mr Phibbs hat recht. Und alle wissen, dass er recht hat.
«Ich werde da sein, auf dem Friedhof», sagt Christian plötzlich heftig. «Und mir ist egal, wer sonst noch erscheint.»
«Ich komme auch», sagt Walter und legt eine Hand auf Christians Schulter.
«Ich auch», stimmt ein anderer ein. «Und ich gehe nicht, bevor es vorbei ist.»
So geht es der Reihe nach, und jedes Engelblut schwört, an dem bewussten Tag auf dem Friedhof von Aspen Hill zu sein. Sogar Julia stimmt widerstrebend zu. Als Jeffrey, der dieses ganze Wochenende noch kein Wort
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