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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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bin … ich habe Hausarrest …», sage ich. Aber dann halte ich inne, denn plötzlich fällt mir etwas auf. Da ist ein Gefühl, ganz am äußersten Rand meiner Wahrnehmung. Etwas, das nicht hier sein sollte, nicht so, nicht diese Schwere, die sich herandrängt.
    Kummer.
    Ich gehe zum Fenster und schaue hinaus. Gewitterwolken, blauschwarz und bedrohlich, hängen über den Bergen. Es liegt eine Spannung in der Luft, wie die elektrische Ladung bei einem Blitz.
    Und Kummer. Ein ganz deutlicher Beigeschmack von Kummer.
    Samjeeza ist hier.
    «Clara?», sagt Angela. «Erde an Clara.»
    Aber das ist doch nicht möglich. Die Schule befindet sich auf geweihtem Boden. Samjeeza kann gar nicht hierherkommen.
    Ich richte den Blick in die Ferne, über den Parkplatz hinweg, über den Zaun hinweg, wo das Schulgelände endet und ein Feld anfängt, ein kahler Hain aus Pyramidenpappeln. Ich kann Samjeeza nicht entdecken, aber er ist da. Und diesmal ist da noch etwas Besonderes an seinem Kummer, eine Einsamkeit, die mir etwas sagen will. Ich lege meine Hand an die kühle Fensterscheibe und lasse die Kälte an meiner Hand zerren. Ich strenge die Augen an, um in das Feld zu sehen. Da ist etwas Schwarzes im hohen Gras.
    «Was gibt es denn da zu sehen?», fragt Angela, die neben mich getreten ist. Ihre Stimme bricht den Bann, mit dem der Kummer mich gefangen hielt. Ich mache einen Schritt vom Fenster weg.
    Plötzlich ist Christian an meiner Seite, und er legt mir die Hand auf die Schulter, sodass ich zusammenzucke. Seine grünen Augen sind vor Schreck geweitet.
    «Spürst du es?», keuche ich.
    «Ich spüre dich . Was ist denn los?»
    «Samjeeza ist hier.» Irgendwie bin ich so geistesgegenwärtig, leise zu sprechen, ich rufe es also nicht der gesamten Schule zu.
    «Hier?», wiederholt Angela verblüfft hinter ihm. «Echt? Wo?»
    «Auf dem Feld hinter der Schule. Ich glaube, er hat eine andere Gestalt angenommen, aber ich spüre ihn.»
    «Ich spüre ihn auch», sagt Christian. «Obwohl ich nicht sagen kann, ob es von mir oder durch dich kommt.»
    Angelas Augenbrauen ziehen sich zusammen. Sie konzentriert sich eine Weile, dann atmet sie aus.
    «Ich fühle nichts.» Sie schaut den Flur hinunter zum Nebenausgang, der aufs Feld führt. Sie will da rausgehen. Sie will diesen Engel sehen.
    Ich halte sie am Arm zurück. «Nein.» Ich greife in meine Jackentasche, will mein Handy herausholen, dann wird mir klar, dass Samjeeza es immer noch hat. «Hast du dein Handy dabei?»
    Sie nickt, lässt ihren Rucksack auf den Boden fallen und zieht ihr Handy aus einer der Seitentaschen.
    «Ruf unseren Festnetzanschluss an. Nicht mein Handy», sage ich schnell, ehe sie wählt. «Wahrscheinlich geht Billy ran. Sag ihr, was los ist.»
    Ich drehe mich zu Christian um. «Hol Mr Phibbs. Er isst normalerweise in seinem Büro. Such ihn.»
    Er nickt, dann sprintet er Richtung Ausgang. Angela spricht aufgeregt ins Telefon.
    «Wo ist Tucker?», frage ich, und ein Eisklumpen bildet sich in meiner Brust, als ich Tucker vor meinem inneren Auge sehe, wie er auf den Parkplatz geht und zum Rodeo-Training fahren will. Samjeeza kennt ihn jetzt. Er weiß, dass ich ihn liebe.
    Tucker ist nicht auf dem Friedhof , denke ich wieder.
    «Da drüben ist er», antwortet Angela hastig, als sie das Entsetzen in meinem Blick sieht.
    Ich fahre herum, entdecke Tucker sofort, und vor lauter Erleichterung weicht die Anspannung aus meinem gesamten Körper. Er steht auf, als er mich sieht, kommt auf mich zu und nimmt mich in die Arme, ohne dass ich ihn darum bitten muss.
    «Was ist denn los?», fragt er. «Du siehst ja aus wie ein …»
    «Der Engel ist hier, draußen auf dem Feld hinter der Schule.» Ich zittere.
    «Jetzt im Moment?»
    O ja. Er ist noch da. Der Kummer windet sich zu mir her, webt Ranken um mein Herz, und Samjeezas traurige Einsamkeit ist wie das Lied einer Sirene mit ihren schmerzerfüllten Klängen.
    «Ja», sage ich. «Jetzt im Moment.»
    «Was sollen wir tun?», fragt er erbittert.
    «Drinnen bleiben. Er kann nicht aufs Schulgelände. Es ist geweihter Boden.»
    Trotz der üblen Lage verzieht sich eine Seite von Tuckers Mund zu einem ironischen Lächeln. «Die Schule ist geweihter Boden. Du machst wohl Witze.»
    Angela, die immer noch am Telefon ist, hebt die Hand.
    «Billy will wissen, ob wir alle vollzählig hier sind», sagt sie.
    Nein, sind wir nicht, wie mir klar wird. Einer von uns ist nicht hier. Jeffrey. Er ist rausgegangen.
    Zum Parkplatz.
    «Clara, warte!»,

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