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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Drittel der Strecke nach Cerberus zurückgelegt.
    »Was noch?«, fragte Khouri.
    »Daraus folgt, dass Sonnendieb inzwischen genügend Erfahrung mit dem Antrieb gesammelt hat, um ihn voll einzusetzen. Bisher hat er nur sehr vorsichtig taktiert, um dem Schiff nicht zu schaden.«
    »Und das heißt wiederum?«
    Auch Volyova wies nun auf die Positionsanzeige. »Nehmen wir an, er würde den Antrieb jetzt voll beherrschen und auch die Toleranzen kennen. Bei seiner derzeitigen Flugbahn befindet sich das Schiff auf Abfangkurs zu uns. Sonnendieb versucht uns zu erreichen, bevor wir Dan oder auch nur den Brückenkopf erreichen. Auf diese Entfernung bieten wir noch ein zu kleines Ziel – Strahlenwaffen würden zu weit streuen, um uns ernsthaft zu schaden, und subrelativistischen Projektilen könnten wir mit willkürlichen Flugbewegungen ausweichen –, aber es wird nicht lange dauern, bis wir in der kritischen Reichweite sind.«
    »Und wie lange genau?« Pascale runzelte die Stirn. Eine ziemlich störende Angewohnheit, fand Volyova, aber sie verzog keine Miene. »Wir haben doch schon einen beträchtlichen Vorsprung?«
    »Das zwar schon, aber jetzt kann Sonnendieb nichts mehr daran hindern, das Lichtschiff mit zwanzig oder dreißig Ge zu beschleunigen – Werte, die für uns nicht in Frage kommen, wenn wir nicht zu Brei zerquetscht werden wollen. Das Problem besteht für ihn nicht. Die einzigen Lebewesen, die jetzt noch an Bord sind, laufen auf vier Beinen, quieken und machen hässliche Flecken, wenn man sie erschießt.«
    »Da wäre auch noch der Captain«, sagte Khouri. »Aber ich glaube nicht, dass Sonnendieb auf ihn Rücksicht nehmen würde.«
    »Ich fragte, wie lange«, sagte Pascale.
    »Mit etwas Glück könnten wir Cerberus knapp erreichen«, erklärte Volyova. »Aber dann hätten wir keine Zeit, um Erkundungen anzustellen und Alternativen zu erwägen. Wir müssten schon wegen der Bordwaffen sofort ins Innere, und wir müssten ziemlich weit hinunter.« Aus den Tiefen ihres Körpers quoll ein glucksendes Lachen herauf. »Vielleicht hat es dein Mann von vornherein richtig gemacht. Vielleicht ist er sehr viel sicherer als wir alle. Jedenfalls im Moment.«
    Einzelne Bereiche in den kristallinen Schachtwänden leuchteten stärker als andere und bildeten Muster. Es handelte sich um amarantinische Schriftzeichen, aber sie waren so riesig, dass Sylveste sie nicht sofort erkannte. Außerdem sahen sie anders aus als die Symbole, die ihm vertraut waren. Sie schienen einer anderen Sprache anzugehören. Wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis, dass dies die Sprache der Verbannten sein musste; jenes Schwarms, der Sonnendieb ins Exil und später zu den Sternen gefolgt war. Zehntausende von Jahren trennten diese Schrift von allen Proben, die er je gesehen hatte. Es war ein Wunder, dass er ihr einen Sinn entlocken konnte.
    »Was sagen sie uns?«, fragte Calvin.
    »Dass wir nicht willkommen sind.« Sylveste staunte, dass die Zeichen überhaupt zu ihm sprachen. »Vorsichtig ausgedrückt.«
    Sajaki musste den stummen Gedanken aufgefangen haben. »Was genau?«
    »Sie sagen, dieses Stockwerk hätten sie gebaut«, übersetzte Sylveste. »Es sei ihr Werk.«
    »Damit«, bemerkte Calvin, »bist du wohl endgültig rehabilitiert – der Planet wurde tatsächlich von den Amarantin geschaffen.«
    »Unter anderen Umständen wäre jetzt ein Drink fällig«, sagte Sylveste, aber er war nicht mehr ganz bei der Sache. Zu sehr faszinierten ihn die Schriftzeichen, die Gedanken, die sie auslösten. Er hatte das schon öfter erlebt, wenn er sich mit Amarantin-Schriften beschäftigte, aber noch nie hatte er mit einer solchen Geläufigkeit, einer so absoluten Sicherheit übersetzt. Es war spannend und beängstigend zugleich.
    »Bitte, sprechen Sie weiter«, sagte Sajaki.
    »Es ist, wie ich sagte: eine Warnung. Hier steht, wir sollten nicht weitergehen.«
    »Was vermutlich bedeutet, dass wir von unserem Ziel nicht mehr weit entfernt sind.«
    Den Eindruck hatte auch Sylveste, ohne ihn begründen zu können. »Die Warnung besagt, dass sich da unten etwas befindet, was wir nicht sehen sollen«, sagte er.
    »Sehen? Steht das wörtlich so da?«
    »Das Denken der Amarantin ist stark visuell geprägt, Sajaki. Was immer es ist, sie wollen, dass wir ihm nicht zu nahe kommen.«
    »Was den Schluss zulässt, dass es wertvoll ist – meinen Sie nicht auch?«
    »Und wenn die Warnung nun aufrichtig gemeint wäre?«, fragte Calvin. »Keine Drohung; sondern eine echte, von Herzen

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