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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
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Bestellungen und die verschiedenen Anfragen neue Kollektionen betreffend.
    Die beiden letzten Wochen hatten für Nicole fast ausschließlich aus Arbeit bestanden. Sie war deshalb sehr froh, ihre Freundin wieder im Land zu wissen. Dass sie in dieser Zeit keine besonders guten Nerven für ihre Liebste hatte aufbringen können, lag auf der Hand. Mirjam selbst hatte wieder eine neue Stellvertretung angenommen, was zwischen den beiden Frauen zu heftigen Diskussionen geführt hatte.
    Nicole konnte oder wollte nicht verstehen, weshalb ihre Geliebte sich immer nur auf kurze Zeit, ein paar Monate waren es in der Regel, verpflichtete. Mirjam erklärte ihr zum wiederholten Mal, dass sie einfach nicht gebunden sein könne. Sie brauche die Möglichkeit, gehen zu können, zu wechseln, Pausen einzuschalten.
    Diese Aussichten, vor allem der Gedanke, Mirjam könnte nicht nur eine Stelle verlassen, behagten Nicole aus verständlichen Gründen überhaupt nicht. Sowenig sich die Zahnärztin nämlich beruflich festlegte, so offen war auch ihre Beziehung zu Nicole. Nie wusste die Geschäftsfrau, was als Nächstes kam, wo und wie ihre Freundin arbeitete, wann sie sich Zeit für anderes nahm, und welchen Stellenwert dabei sie selbst als Geliebte hatte. Es war zermürbend. Nicole befand sich im Schwebezustand zwischen Wut und Verzweiflung, den sie aber nicht zu verändern vermochte, da sie sich der Gefahr des endgültigen Verlusts bewusst war.
    »Wie wär’s, wenn du und Mirjam auch mal eine Urlaubsreise unternehmen würdet?« fragte Helen harmlos. Sie packte eben eine Sendung neuer Schuhe aus, weshalb ihr der gequälte Ausdruck ihrer Freundin entging.
    »Hm, das wäre schon schön«, antwortete Nicole unbestimmt.
    Vielleicht wäre das tatsächlich eine Gelegenheit, das Verhältnis zu Mirjam zu vertiefen, überlegte sie. Nicole beschloss, ihrer Liebsten den Vorschlag zu unterbreiten.
    »Also, was hältst du davon?« In Nicoles Stimme schwang Unsicherheit mit.
    Mirjam musterte sie still und mit unbewegtem Gesichtsausdruck. Sie schien nachzudenken, Vorteile und Gefahren gegeneinander abzuwägen. Schließlich nickte sie langsam.
    »In Ordnung«, antwortete Mirjam nicht gerade mit überschäumender Begeisterung, doch die hatte Nicole auch gar nicht erwartet.
    Mirjam setzte sich zu Nicole auf die Couch und legte den Arm um sie. »Wir sind schon ziemlich lang irgendwie zusammen«, stellte sie fest.
    Irgendwie? Eine bessere Umschreibung für ihre Beziehung, die weder eine Affäre noch eine Partnerschaft darstellte, war ihr wohl nicht eingefallen, dachte Nicole etwas ironisch.
    »Vielleicht wäre es wirklich an der Zeit, gemeinsam eine kleine Reise zu unternehmen«, fuhr Mirjam fort. Sie schien sich die Argumente, die dafür sprachen, zusammenzusuchen, um sich selbst von der Richtigkeit ihrer Entscheidung zu überzeugen.
    Nach längerem Hin und Her bestimmten die beiden Frauen Spanien, die Costa Brava, zu ihrem Reiseziel. Nicole kannte die wilde Küste Spaniens ebensowenig wie Mirjam. Sie beschlossen, sich am nächsten Tag Informationen zu beschaffen und sich im Reisebüro nach einer Unterkunft für eine Woche zu erkundigen.
    Sieben Tage Urlaub entsprachen zwar nicht Nicoles Wunschvorstellungen, doch sie hatte sich in den Monaten, in denen sie jetzt mit Mirjam zusammenlebte – anders konnte man Mirjams fast andauernde Anwesenheit in ihrer Wohnung wohl kaum nennen –, angewöhnt, kleine Brötchen zu backen. Die Erfahrung hatte ihr nämlich gezeigt, dass sie mit dieser Taktik näher an Mirjams Innenleben herankam als auf dem Konfrontationskurs.
    Obwohl, letzteres ließ sich nicht immer vermeiden, denn Nicole besaß eigentlich ein ziemlich impulsives Temperament, wenn ihr etwas am Herzen lag.
    Spanien empfing Nicole und Mirjam mit viel Sonnenschein, Wärme und einem sauberen, kleinen Zweizimmerappartement. Der Gebäudekomplex sah von außen wenig attraktiv aus, wie ein Klotz stand er in der Landschaft. Vor dem backsteinroten, riesigen Betonbunker lieferten sich die spanischen Autofahrer mit ortsunkundigen Touristen auf der breiten Durchgangsstraße lautstarke Überholduelle, die ins Kriminelle ausarteten und die den Straßenrand säumenden Palmen als Farce erschienen ließen.
    Das kleine Appartement, das die beiden Frauen über ein Reisebüro gemietet hatten, befand sich in der fünfzehnten Etage. Durch die hohen Fenster fiel das nachmittägliche Sonnenlicht auf den bunten Teppich im Wohnraum und ließ die Farben lebendig werden. Die hohe

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