Ungestüm des Herzens
haben sie dir angetan, Sam? Ich will die Wahrheit hören.«
»Wage es nicht, das Thema zu wechseln.«
Er war verblüfft. »Was?«
»Wie konntest du nur, Vater. Wie konntest du ihn von diesen Männern foltern lassen!«
»Ihn?« Hamilton trat stirnrunzelnd zurück. Alles, was Nate Fiske ihm gerade eben erzählt hatte, entsprach offensichtlich der Wahrheit. Er hatte kein Wort geglaubt.
»Du kennst Chavez also.« Es war keine Frage, sondern eine Fortsetzung seiner bisherigen Überlegungen. »Er gehört also doch zu den Leuten von EI Carnicero. Ich hatte also doch recht!«
»Und was ist, wenn ich sage, dass du dich irrst?« fragte Samantha.
»Ich bekäme ganz verflucht große Schuldgefühle. Es ist sogar so, dass ich bereits diese ungeheuerlichen Schuldgefühle hatte, weil eine minimale Chance bestand, dass er doch unschuldig sein könnte. Aber bei Gott, jetzt brauche ich mir nichts mehr vorzuwerfen.«
Samantha starrte ihren Vater ungläubig an. »Ich glaube, du solltest mein Zimmer besser verlassen, Vater.«
»Was?«
»Ich habe gesagt - raus! « sagte sie zähneknirschend. »Ich bin jetzt nicht dazu aufgelegt, mit dir zu reden. Ich bin müde, und ich würde mit Sicherheit etwas sagen, was ich hinterher bereuen müss te.«
»Aber nein, Samantha.« Hamilton schüttelte entschlossen den Kopf. »Dem kannst du nicht aus dem Weg gehen. Du wirst mir sagen, wie du dazu gekommen bist, diesem Mann zu helfen. Für den Moment habe ich meine Leute zwar zurückgerufen, aber ... «
»Deine Leute?« schrie sie ihn an. »Deine bezahlten Mörder, meinst du wohl. Ist dir klar, dass ich gestern nacht durch deine Männer in größerer Gefahr war als während der ganzen Zeit bei meinen Entführern? Ich habe ihnen gesagt, wer ich bin, aber das hat nichts genutzt. Ich muss te auf zwei der Männer schießen.«
»Du muss test was?«
»Ach, hat der gute alte Nate vergessen, das zu erwähnen, Vater?« fragte sie mit schneidender Stimme. »Vielleicht hat er auch vergessen, den Zustand des Mannes zu erwähnen, den du sie hast foltern lassen? Dass du etwas Derartiges zugelassen hast ... «
Das Gift in ihrer Stimme schockierte ihn. »Hör zu, Sam, niemand ist gefoltert worden.«
»Als was bezeichnest du es denn, auf jemanden zu schießen, der angebunden und hilflos ist? Ihm die Finger und die Rippen zu brechen? Mein Gott, ich habe ihn nicht einmal erkannt!« schrie sie, und Tränen traten in ihre Augen. »Ich habe ihm direkt ins Gesicht gesehen und trotzdem nicht gewusst , wer es ist!«
»Verdammt noch mal, Samantha, ich wußte nicht, dass sie so weit gehen würden«, protestierte Hamilton.
»Das ist keine Ausrede!« brauste sie auf. »Du hättest ihn niemals diesen Kerlen ausliefern dürfen. Du muss t gewusst haben, worauf du dich einlässt ! «
»J a, gut«, gestand Hamilton voller Unbehagen ein. »Ich habe also einen Fehler gemacht. Aber Nate hat mir versichert, er könnte Chavez zum Sprechen bringen. Verstehst du das denn nicht, Sam? Ich muss EI Ca rn icero finden. Ich muss mich vergewissern, dass etwas Derartiges nie mehr vorkommen kann.«
»Du hättest warten können. Ich hätte dir sagen können, dass EI Carnicero uns nie mehr Ärger machen wird.«
»Wie kannst du sicher sein?«
»Weil es keinen Carnicero gibt.«
»Moment mal ... «
Sie fiel ihm ungeduldig ins Wort. »J a, gut, es gibt einen Banditen dieses Namens, aber der richtige Carnicero hat nie auch nur von uns gehört. Hank hat nur seinen Namen angenommen.«
»Wer zum Teufel ist Hank?«
»Chavez.«
»Antonio?«
»Nein, sein Cousin, Enrique.«
»Aber das ist doch Antonio. Enrique Antonio de Vega y Chavez, der Mann, an den ich das Land verkauft habe.«
»Nein, Vater ... «
Samantha unterbrach sich. Sie hatte diesen Namen schon einmal gehört, aber wo? Plötzlich, allzu plötzlich, fiel es ihr ein, und sie erbleichte. Der Geistliche! Das war der Name, den er genannt hatte, als sie Hank geheiratet hatte.
Plötzlich pass te alles zusammen. Es gab keinen Cousin. Hank selbst war es, der das Land haben wollte!
Warum hatte er ihr nicht die Wahrheit gesagt? Im Rückblick kannte sie die Antwort.
»Ich bin froh, dass er das Land hat, Vater.«
»Froh? Das kann doch nicht dein Ernst sein!« keuchte er.
»Ich fürchte, doch. Oh, ich liebe dieses Land, und es wird mir fehlen. Aber Hank bedeutet es mehr. Es hat seiner Familie gehört. Wirklich, es war sein Land.«
»Willst du damit sagen, dass der Kerl, an den ich das Land verkauft habe, derjenige ist, der dich
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