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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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in seine Finger bekam, würde man ihn festhalten, bis sie ihn identifizieren konnte. Dann würde sie seine Freilassung bewirken und seine Strafe selbst in die Hand nehmen. Einige der Vaqueros ihres Vaters würden ihr dabei behilflich sein.
    Allein der Gedanke an ihre Rache bewirkte, dass sie sich wohler fühlte. Sie hatte einen Plan, etwas, was sie morgen früh gleich in Angriff nehmen konnte, und das erleichterte ihr jetzt das Einschlafen ... doch sie schlief nur ein, um von Hank Chavez zu träumen.
     

12
    Vier Tage darauf ritt Samantha mit ihrer sechsköpfigen Eskorte in einer Staubwolke aus Elizabethtown hinaus. Mit dem breitkrempigen braunen Hut, der gewagt auf ihrem dicht zusammen gebundenen roten Haar saß, war sie ein bemerkenswerter Anblick. In ihrem braunen Lederrock, der vorne geschlitzt war, und einer dazu passenden Weste über ihrer weißen Seidenbluse gab sie ein verblüffendes Bild ab. Sie sah ganz so aus wie ein weiblicher Cowboy, bis hin zu ihren Sporenstiefeln und dem Pistolenhalfter, der sich an ihre Hüften schmiegte. Ihr Rock war angefertigt worden, um ihr das Reiten zu erleichtern und um die Pistole anschnallen zu können.
    Sie hatte sich bei Manuel überschwänglich dafür bedankt, dass er ihre Reitkleidung mitgebracht hatte, und ebenso sehr freute sie das Pferd, das er für sie bereithielt. EI Cid, der muntere, schwarze Hengst, war noch ein Füllen gewesen, als sie vor drei Jahren von zu Hause fortgegangen war. jetzt war er kräftig und wendig, und sie würde ihn mit der Zeit so lieben, wie sie Princesa geliebt hatte, ihren temperamentvollen, weißen Mustang, der kurz vor ihrer Abreise in den Osten gestorben war.
    In der ersten Woche bestand Samantha darauf, eine möglichst große Strecke zurückzulegen, sich so weit wie möglich von dem zu entfernen, was sie als den Ort ihrer Schande ansah. Doch schon bald wurde auch Manuel beharrlich, und er sorgte dafür, dass sie ihre Reisegeschwindigkeit verminderten. Er erklärte es damit, dass er nicht bereit war, el patrón's niña erschöpft und wundgescheuert vom schnellen Reiten nach Hause zu bringen.
    Nach dieser ersten Woche ritten sie nur noch etwa zwanzig Meilen am Tag, ein Tempo, das die Pferde mühelos durchhalten konnten. Sie machten in jeder Stadt halt, und Samantha vergewisserte sich überall, ob man ihre Handzettel auch ausgehängt hatte, die eine Belohnung auf Hank aussetzten. Gewöhnlich hatte man sie ausgehängt.
    In Gegenwart von Fremden wurde sie reizbar und nervös. Jedes Mal , wenn sie einen großen schwarzhaarigen Mann in dunkler Kleidung sah, raste ihr Puls, und sie griff nach ihrer Waffe. Sie konnte Hank nicht vergessen. Sie hatte ihn verfolgen wollen, und jetzt fühlte sie sich von ihm verfolgt.
    Als sie die mexikanische Grenze überquert hatten, fühlte sie sich schon ganz zu Hause, obwohl noch ein Ritt von einer Woche vor ihnen lag. Samantha war immer zu eigenen Unternehmungen ausgezogen. Sie seufzte. Sie war nicht mehr so jung wie damals, und sie war nicht mehr so abenteuerhungrig. In den drei Jahren, die sie fort gewesen war, war sie erwachsen geworden. Kläglich wurde ihr bewußt, dass sie das Erwachsenwerden weitgehend in diesem letzten Monat hinter sich gebracht hatte.
     
    In der zweiten Aprilwoche erreichten sie an einem hellen Nachmittag die Ranch. Es war ein sonniger, warmer Tag. Als Samantha ihren Vater sah, der in der Tür des einstöckigen Hauses stand und geduldig wartete, bis sie abgestiegen war, machte ihr Herz vor Freude einen Luftsprung. Sie lief auf Hamilton Kingsley zu und warf sich in seine Arme.
    Es dauerte mehrere Momente, bis sie ihn loslassen konnte. Hier war sie geborgen und in Sicherheit. Niemand konnte ihr etwas tun, wenn diese Arme sie umschlungen hielten. Dieser Mann verzog sie, verhätschelte sie und liebte sie. Es war so wunderbar, wieder zu Hause zu sein.
    Endlich lehnte sie sich zurück, um ihn lange und genau anzusehen. Er sah genauso aus wie früher, und sie freute sich schrecklich darüber. Ihr Vater war nach wie vor der breitschultrige, robuste Mann, gegen den sie sich anfangs so zur Wehr gesetzt und den sie dann mit aller Liebe ins Herz geschlossen hatte.
    Er lachte, doch in seinen Augen standen Tränen. »Nun, Tochter, bestehe ich vor deinem prüfenden Blick?«
    Sie lachte ebenfalls. »Du hast dich nicht verändert.«
    »Das kann man von dir nicht behaupten. Du bist nicht mehr mein kleines Mädchen. Ich hätte dich nie zur Schule schicken sollen. Verdammt, es war eine zu lange Zeit. Du

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