Ungestüm des Herzens
heiraten. Heute nacht. Genauer gesagt: jetzt!«
Sie konnte ihn nur fassungslos anstarren, doch der Ernst seines Tonfalls sagte ihr, dass er es so meinte.
»Das ... das kann doch nicht dein Ernst sein, Hank!«
»Oh, doch, gatita.« Er zuckte die Achseln. » Lo exigen las circunstancias.«
»Welche Umstände erfordern es?«
»Die, die du geschaffen hast. Mir behagt es ebensowenig wie dir, aber mit deinen Intrigen, meine Pläne zunichte zu machen, zwingst du mich dazu, zu drastischen Mitteln zu greifen.«
»Ist das deine zweite Alternative?«
»Sie war es. Ich war dagegen. Glaubst du denn, dass ich ein zänkisches Weib wie dich wirklich heiraten will? Nein, Sam, eine richtige Ehe zwischen dir und mir wäre niemals möglich. Wir könnten nicht wie normale Menschen zusammenleben. Einer von uns beiden brächte den anderen um.«
»Warum also das Ganze?« schrie sie, doch dann kam sie selbst auf die Antwort. »Diese Entscheidung muss t du im Gebirge getroffen haben, als Lorenzo über dich hergefallen ist! Damit hast du ihn beruhigt, stimmt's? Du hast ihm gesagt, du würdest mich heiraten!«
»J a. Du hast mich zu diesem Schritt gezwungen. Ich mag Lorenzo. Ich wollte ihm nichts tun. Ich hatte schon vorher eine Heirat mit dir in Erwägung gezogen und den Gedanken verworfen, aber daraufhin habe ich es mir noch einmal überlegt. Außerdem sind damit die Probleme gelöst, die du mir in den Weg gestellt hast. Ich tue es zwar ungern, aber auf diese Weise gehe ich als Sieger aus dieser Sache hervor.«
Samantha richtete sich steif auf. » Vergisst du dabei nicht eins ... amante?« sagte sie verächtlich. »Wenn du mich heiraten willst, muss ich einwilligen.«
»Das wirst du tun.«
»Um keinen Preis.«
»Doch, Sam. Du wirst es für das Leben deines Vaters tun. Wenn wir nicht heute nacht noch heiraten, wird Diego zur Grenze reiten. Er wird deinen Vater finden und ihn töten.«
»Du ... du ... «
»Spar es dir. Ich bin fest entschlossen.«
»Du ... despreciable! Culebra! Tiránico diablo!«
»Sam ... «
»Vil picare! Pillo! Sucio...«
»Basta ya!« fauchte Hank. »Dein Hass ist meinem ebenbürtig, aber wir werden trotzdem heiraten.«
»Aber das ist doch Wahnsinn! « protestierte sie heftig. »Du glaubst, mich unter Kontrolle zu haben, wenn du mein Mann bist. Aber daraus wird nichts! Ich werde nicht mit dir zusammenleben!«
»Das erwarte ich nicht von dir, und das will ich auch keineswegs«, erwiderte Hank. »Ich werde dich zu deinem Vater zurückbringen.«
Samantha beruhigte sich. »Ich werde mich von dir scheiden lassen. Du erreichst nichts damit!«
»Ich würde dir raten, damit ein bis zwei Monate zu warten, - du könntest noch froh sein, den Titel Señor a zu tragen.«
Samantha errötete heftig. »Für den Fall, dass ich feststellen muss , dass ich ein Kind bekomme? Das macht mir nichts aus. Ich würde mich trotzdem von dir scheiden lassen.«
Hank zuckte die Achseln. »Das spielt dann auch keine Rolle mehr.«
»Wieso?«
»Komm schon.« Er überging ihre Frage und griff nach ihrem Handgelenk. »Sie warten schon auf uns.«
Samantha sah, wer sie waren. Die beiden Männer vor der Kirche waren Lorenzo und Inigo.
Nur zu schnell hatten sie die Stufen der Kirche erreicht. Samantha fühlte sich, als würde sie zum Schlachtplatz geführt. Lorenzo mied den Blick, mit dem sie ihn verfluchte. Sie nahm an, dass eine Vergewaltigung in seinen Augen nicht von Bedeutung war, solange Hank sie heiratete. In seinen Augen schien er damit alles wiedergutzumachen.
»Todo está arreglado«, sagte er zu Hank.
»Gut«, erwiderte Hank zufrieden. »Dann bringen wir es doch hinter uns.«
Hinter uns? Ja, sagte sich Samantha. Bring es hinter dich, und vergiss es möglichst schnell. Es würde ihr Leben nicht wahrhaft verändern, wenn sie jetzt Hank Chavez heiratete. Sie war zu diesem Schritt gezwungen. Sie würde sich nie als wirklich verheiratet ansehen. Sobald sie wieder bei ihrem Vater war, in Sicherheit vor Hank, würde sie eine Scheidung erwirken. So einfach war das. Sie würde sich jetzt nicht gegen ihn auflehnen.
Es dauerte nicht lang. Wenige Momente darauf sprach ein kleiner alter padre geheiligte Worte und verband sie vor den Augen Gottes mit Enrique Antonio de Vega y Chavez. Sie hörte gar nicht erst zu. Sie brauchte einen Rippenstoß, als sie an der Reihe war zu sprechen. Sie sprach die Worte. Sie willigte ein. Als alles verstummte, wußte sie, dass es vorbei war.
»Dios le bendiga«, sagte der Geistliche, und Hank küss
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