Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
sich der Treppe zu. „Ich werde mich in der
Bibliothek einrichten.“
Zwei Stunden später saß
sie im Schneidersitz auf einem Sessel in der Bibliothek. Eins der Mädchen hatte
das Feuer geschürt und es war wohlig warm. Sie war kurz weggenickt, jetzt aber
vertiefte sie sich wieder in ihre neueste Errungenschaft. Das Buch über die
Medizin aus Persien war auf Griechisch geschrieben und hatte ein halbes
Vermögen gekostet. Aber sie fand, es hatte sich gelohnt.
Es gab nicht nur
Abhandlungen über Kräuter, sondern auch detaillierte Zeichnungen und genaue
Beschreibungen über die verschiedensten Chirurgischen Praktiken. Der Autor war
wohl eine Mischung aus Arzt und Irrer. In einem Kapitel handelte er die
Erkenntnisse bezüglich des inneren Aufbaus des menschlichen Körpers ab, die er
offensichtlich beim Zerlegen von Leichen erfahren hatte. Die Darstellung der
Körperteile und Organe war wirklich aufschlussreich.
Sarah schüttelte sich
in einem Anfall von Abscheu, andererseits erfüllte sie eine widerwillige
Faszination.
Zugegeben, nur die
Hälfte des Buches konnte sie nutzen, denn sie würde sicher keine Maden auf
schwärende Wunden legen.
Auf der anderen Seite
gab es eine Vielzahl von chirurgischen Möglichkeiten, die sie noch nicht erahnt
hatte. Die meisten würde sie dennoch nie durchführen.
Trotzdem fand sie, dass
sie einige Praktiken mit Joan besprechen sollte. Also, wenn sie wieder zuhause
war.
Gegen Abend betrat
Patrick den Raum und brachte ihr etwas zu Essen. Sie schreckte auf. Hatte sie
so sehr die Zeit vergessen?
„Ich habe mich gefragt,
ob ich Euch beim Essen Gesellschaft leisten kann?“ Er deutete auf das Tablett
in seinen Händen. Es waren zwei Bretter und zwei Schüsseln darauf. Sie nickte
und er stellte alles auf dem Schreibtisch ab. Sie legte das Buch beiseite und
deckte den kleineren Tisch am Kamin.
Dann nahmen sie Platz
und aßen eine Weile schweigend.
Schließlich nippte sie
nur noch am Wein und schaute in die Flammen.
Er lehnte sich ein
wenig zurück und betrachtete sie forschend. „Was bedrückt Euch?“
Sie blickte auf. „Sieht
man mir das so sehr an?“
Er lächelte sie
verhalten an. „Wenn man genau hinschaut. Gibt es Probleme mit Kathryn und dem
Kind?“
Sie stieß die Luft aus.
„Verdammt. Genau das wollte ich vermeiden.“
Er zog sie an den
Händen hoch und setzte sich in den Sessel. Dann zog er sie zu sich heran. Sie
sträubte sich, als sie bemerkte, was er vorhatte, aber unerbittlich zog er sie
auf seinen Schoß. Schließlich gab sie auf. Viel zu schnell, hätte man finden
können, aber seine Wärme umhüllte sie und machte sie schwach.
Sanft strich er ihr
über den Rücken. „Jetzt erzähl mal, was bedrückt dich?“
Eigentlich sollte sie
ihn zurechtweisen ob der vertraulichen Anrede. Aber er hatte recht. Sie wollte
sich aussprechen, ihre Sorgen und Ängste mit jemandem teilen.
„Ich glaube, das Kind
wird zu früh kommen“, sagte sie schlicht.
„Jetzt schon?“
Sie nickte an seiner
Brust. Tief atmete sie seinen Duft ein. „Der Blutverlust und die ganze
Aufregung.“
Er hielt kurz inne.
„Kannst du es retten?“
„Das liegt nicht im
meiner Hand.“
Eine Spur Unwillen lag
in ihrer Stimme. Dass sie gut war, hieß nicht, dass sie alles konnte, und sie
fand es unfair, dass manche Menschen das von ihr erwarteten.
Doch Patrick murmelte
ein leises „Manches Mal liegt das Schicksal in Gottes Hand, egal was wir tun.“
Sarah war zu behaglich
zumute um darauf zu antworten. Also schieg sie und kuschelte sich tiefer in
seine Umarmung.
„Hast du es ihr
gesagt?“
„Gott bewahre, nein!
Ich habe Gideon beauftragt, auf sie aufzupassen und mich zu holen, wenn sich
ihr Zustand ändert.“
„Und dann?“, hakte er
nach.
„Mal sehen was ich tun
kann.“
„Was könntest du den
tun?“
Sie grinste verhalten
und war froh, dass er es nicht sehen konnte. „Das willst du nicht genau
wissen.“
Sie gähnte herzhaft.
„Warum schläfst du
nicht ein bisschen?“, fragte er, denn er hatte durchaus ihre Anspannung und die
Ringe unter ihren Augen bemerkt.
„Ich habe mich nicht
getraut einzuschlafen“, murmelte sie.
„Dann schlaft jetzt!“,
befahl er schroff. „Wenn ich einschlafe, lasse ich Euch fallen, wenn ich
aufstehe, werdet Ihr auch wach, und wenn jemand kommt, dann höre ich ihn.“
Sie haderte kurz mit
sich, gab dann aber nach. „Aye, das hört sich gut an.“
Patrick grinste.
Es dauerte nicht lange,
da war sie eingeschlafen.
Patrick fühlte
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