Ungezaehmte Begierde
die Synapsen in ihrem Kopf falsch geschaltet. Vielleicht hatte das tatsächlich jemand getan, vielleicht noch nicht einmal mit Absicht. Sein Klon. Nur die Göttin wusste, was bei dem Überfall dieses Mistkerls passiert war.
Mit ziemlicher Sicherheit lag dort auch der Grund, weshalb Tighe nicht an ihren Geist herankam. Das erklärte aber noch nicht, warum sie ihn derart erregte. Er hatte eine berauschende Leidenschaft in ihr geweckt. Klar. Aber das Feuer, das ihn dazu gebracht hatte, sich an ihren Körper zu drängen, das immer noch in ihm brannte, war weitaus mehr als nur eine Antwort auf ihre Lust. Diese Frau besaß etwas, das seine Sinne vollkommen in Aufruhr versetzte.
»Ich konnte nicht in ihr Bewusstsein eindringen«, informierte er seine Freunde. »Sie reagiert auf meine Versuche nicht im Entferntesten so, dass wir etwas damit anfangen könnten.«
»Was tut sie denn?« Hawkes scharfe Augen brannten vor Neugier.
Tighe knurrte, anstatt zu antworten. Er blickte zum Sofa, erwog die Frau darauf abzulegen, verwarf die Idee jedoch sogleich wieder. Obwohl er wusste, dass sie ganz und gar bewusstlos war, sagte ihm doch irgendetwas, irgendein Instinkt, dass sie flüchten würde, sobald er sie losließ. Also wollte er sie nicht loslassen.
»Vielleicht bringt uns die Information weiter, Kumpel«, drängte Hawke.
Tighe blickte finster drein, dann gab er nach. »Als ich in ihren Geist eindringen wollte, hat ihr Körper reagiert.«
»Wie reagiert?«
Verdammt, war dieser Krieger neugierig. »Sexuell, Hawke. Sie hat sexuell reagiert. Als ich mich dann weiter in ihren Geist drängen wollte, ist sie … gekommen.«
Hawke pfiff durch die Zähne und hob erneut eine Braue. »Interessant.«
Tighe schnaubte. »Ja. Und verdammt nutzlos dazu. Ich bin noch keinen Schritt weiter.
»Hast du versucht die Kontrolle zu übernehmen, während sie zum Orgasmus gekommen ist?«
Tighe blieb stehen. »Nein. Verdammt!« Im Augenblick sexueller Erfüllung waren Körper und Geist vollkommen offen. Der Körper war offen, um mit einem Partner zu verschmelzen. Der Geist öffnete sich, um einen anderen Geist eindringen zu lassen, der die Kontrolle übernahm. »Ich habe nicht damit gerechnet.« Zum Teufel, er hatte so heftig mit seiner eigenen Erregung gekämpft, dass er keinen Gedanken daran verschwendet hatte, ihren Orgasmus auszunutzen. Nicht auf diese Art. »Ich versuche es wieder.«
Wäre Jag hier gewesen, er hätte gefragt, ob er zusehen dürfe, dieser Mistkerl. Hawke nickte nur.
»Du hättest sie umbringen müssen.« Kougar stand im Eingang zu einem der Schlafzimmer und beobachtete sie mit verschränkten Armen, wobei seine hellen Augen keine Gefühlsregung erkennen ließen.
Tighe fasste die Frau fester. Niemand wusste, was eigentlich im Kopf dieses Kriegers vor sich ging. Seit Tighe mit im Haus wohnte, hatte es stets Gerüchte und Spekulationen über Kougar gegeben. Von allen Kriegern machte er um seine Vergangenheit das größte Geheimnis. Sie ahnten zwar, dass er der Älteste von ihnen war, aber niemand wusste, wie alt, denn das hatte er ihnen nicht erzählt.
Vor Jahrhunderten hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass Kougar ein halber Magier wäre, dass er für den Tod der Siebzehn verantwortlich sei – siebzehn Krieger, die in einem mysteriösen Keller umgekommen waren, siebzehn Krieger, deren Tiere nie in einem anderen Körper wieder aufgetaucht waren. Aber Lyon vertraute ihm. Das genügte Tighe. In den sechs Jahrhunderten, die Tighe selbst ein Krieger gewesen war, hatte sich Kougar niemals anders als loyal verhalten.
Aber er sprach wenig. Stattdessen beobachtete er schweigend und wartete, bis es zu einem Kampf kam. Dann allerdings griff er mit dem Geschick und der Grausamkeit eines Berserkers an.
Es war gut, ihn an seiner Seite zu wissen, es sei denn, man erwartete Wärme und Freundlichkeit. Denn Kougar besaß weder das eine noch das andere.
Was Tighe selbst betraf, so vertraute er ihm blind. Aber ihm war klar, dass er der menschlichen Frau augenblicklich etwas antun würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme. Vor allem, weil sie alle dachten, Tighe würde langsam den Verstand verlieren.
Ein warnendes Knurren drang aus seiner Kehle, als er Kougars Blick begegnete.
»Denk nicht mal daran.«
»Vielleicht wäre es ein Fehler, sie zu töten«, gab Hawke zu bedenken.
»Warum?« Nicht dass Tighe anderer Meinung gewesen wäre, aber er hegte eine gewisse Befürchtung, dass seine eigenen Gründe mehr mit dem furchtlosen Blick
Weitere Kostenlose Bücher