Ungezaehmte Leidenschaft
erklären wird«, sagte Virginia.
Sie sprach nicht weiter, als sie seine Anwesenheit hinter sich spürte.
»Seien Sie beruhigt, das wird nicht passieren«, sagte Owen in trockenem Ton.
Pamela schnappte nach Luft und drehte sich so jäh um, dass der Champagner aus ihrem Glas schwappte. »Mr. Sweetwater, ich wusste nicht, dass Sie in der Nähe sind.«
Virginia drehte sich langsamer um. Owen hielt zwei Gläser Champagner in den Händen. Er lächelte sein kältestes Lächeln. Seine erstklassig geschnittene schwarz-weiße Abendkleidung unterstrich die Aura roher Kraft, die die Luft um ihn ständig auflud.
»Gestatte, dass ich dir eine Freundin vorstelle«, sagte Virginia, das Wort »Freundin« subtil betonend, um Owen zu verstehen zu geben, dass er zu Pamela nicht unhöflich sein durfte. »Miss Egan ist eine angesehene Praktikerin. Sie hat mir in meinen Anfängen sehr geholfen. Ich verdanke meinen Erfolg ihrem Rat und den Verbindungen, die sie mir verschaffte.«
Belustigung ersetzte das Eis in Owens Augen. Sein Lächeln erwärmte sich um etliche Grade. Er neigte förmlich den Kopf vor Pamela.
»In diesem Fall ist es mir ein Vergnügen, Miss Egan«, sagte er.
Pamela fasste sich wieder, doch Virginia hätte geschworen, dass sie leicht errötet war. »Mr. Sweetwater, ich habe viel von Ihnen gehört.«
»Sicher nichts Gutes.« Er reichte eines der Gläser Virginia. »Aber glauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich keinen Grund habe, Miss Dean als Scharlatan zu brandmarken.« Er nahm einen Schluck und schenkte Virginia ein vertrauliches Lächeln. »Tatsächlich finde ich ihr Talent außerordentlich.«
»Werden Sie nach Abschluss der Studien ihrer Energie diese Information an die Presse geben?«, fragte Pamela. »Es könnte Wunder für ihren Beruf wirken.«
Owen wandte sich mit hochgezogenen Brauen Pamela zu. »Ich werde die Presse gern darüber informieren, dass Miss Dean echte psychische Fähigkeiten hat, doch bezweifle ich, dass sie auf mein Lob angewiesen ist. Sie kommt allein sehr gut zurecht.«
Pamela bedachte ihn mit einem stählernen Lächeln. »In unserem Geschäft kann es nicht zu viel positive Publicity geben, Mr. Sweetwater. Unter den gegebenen Umständen sind ein paar nette Worte der Presse gegenüber das Mindeste, was Sie für Miss Dean tun können.«
»Unter den gegebenen Umständen?«, wiederholte Owen ein wenig ominös.
»Ich beziehe mich natürlich auf die Tatsache, dass Sie Miss Deans großzügige Natur ausnutzen, um Ihr Forschungsprojekt voranzutreiben«, sagte Pamela kühl. »Sie tut Ihnen einen großen Gefallen, so ist es doch, Mr. Sweetwater.«
Virginia zuckte zusammen. »Schon gut, Pamela, bitte.«
Owen warf Virginia einen Seitenblick zu. »Ja, Miss Egan, sie tut mir einen großen Gefallen.«
»Dann ist es nur recht und billig, dass Sie es ihr nach Beendigung des Projektes vergelten«, sagte Pamela. »Sehr hilfreich wäre es, wenn Sie dafür sorgen würden, dass sie eine Publicity bekommt, die ihr neue Klienten einbringt.«
»Ich verstehe«, sagte Owen.
»Schließlich können Sie ihr ja nichts von bleibendem Wert bieten, oder?«, bemerkte Pamela ironisch.
»Pamela, bitte«, bat Virginia. »Das reicht.«
»Schon gut.« Pamela lächelte Virginia zu. »Genieß den Rest des Abends, meine Liebe, und vergiss die Warnung der Prinzessin nicht.«
»Das werde ich nicht.«
Pamela raffte ihre grünen Röcke und entschwand.
Owen blickte ihr nach. »Was war das mit der Warnung der Prinzessin?«
»Nichts von Bedeutung. Ich möchte wissen, wie es Charlotte und Nick geht. Ich habe sie aus den Augen verloren. Ach, verdammt.«
»Was ist?«
»Gilmore Leybrook und seine Assistentin kommen auf uns zu. Na ja, das war wohl unvermeidlich.«
Owen folgte ihrem Blick plötzlich höchst konzentriert. Die Atmosphäre um ihn herum lud sich jäh auf. »Das könnte interessant werden«, sagte er.
25
»Er lässt sich nicht durchführen«, sagte Nick.
Charlotte hatte eben ihr Glas angesetzt. Sie hielt inne und sah ihn an, ein wenig blinzelnd, da sie ihre Brille in der zierlichen, mit Perlen besetzten Abendtasche verstaut hatte, die am Gürtel ihres Kleides baumelte. Aus Gründen, denen sie nicht näher nachgehen wollte, hatte sie nachmittags beschlossen, am Abend möglichst gut auszusehen. Wollte man den Modejournalen glauben, galten Brillen nicht als attraktives Abendaccessoire.
Als unglückliche Folge ihres Modebewusstseins sah Charlotte die Empfangshalle unter dem kleinen Balkon, auf dem sie und Nick
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