Ungezaehmte Leidenschaft
schweigende Aufforderung an sie, sich vorzubereiten; dann legte er seine Tunika ab, unter der er nackt war. Genau wie sie würde er das Ritual unbekleidet abhalten, nur bedeckt vom Blut seiner Opfer.
Sie beobachtete Paenther, versuchte aber, nicht zu ihm zu starren, denn es sollte keiner merken, wie verzweifelt sie sich wünschte, dass er aufwachte. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz vor Angst gleich stehen bleiben.
Sie griff nach dem Saum ihres Kleides und zog es sich mit einer einzigen Bewegung über den Kopf, um es dann neben eines der Podeste zu werfen.
Während sie ihn weiter ansah, öffneten sich plötzlich Paenthers Augen, und er blinzelte, ohne jedoch den Blick von der Decke abzuwenden. Wach richtig auf, Paenther. Bitte, wach auf.
Ein schneller Blick zu Jag und Foxx zeigte ihr, dass die beiden sie zwar beobachteten, ihr Blick aber noch glasig war.
Die kühle, feuchte Luft strich über ihre Haut, als sie zu Paenther ging. Birik hatte gesagt, dass sie selbst dafür sorgen musste, bereit zu sein. Doch die Vorstellung, sich zu berühren, während die beiden Krieger sie beobachteten, war selbst für sie zu viel. Aber es gab andere Möglichkeiten. Sie kniete sich neben Paenther auf den Boden.
»Kannst du mich hören?«
»Ja, meine Schöne, obwohl ich das Gefühl habe, als wäre mein Kopf in Katzenhaare gehüllt.«
Sie beugte sich über ihn. »Vielleicht kann ich dafür sorgen, dass du wieder einen klaren Kopf bekommst.« Sie küsste ihn und drückte dabei ihre Lippen fest auf seine. Er öffnete den Mund und ließ seine Zunge vorstoßen. Der Kuss wurde immer intensiver, erst sanft und träge, dann leidenschaftlich fordernd. Als sie sich von ihm löste, waren seine Augen ganz klar.
»Wo sind die anderen?«
»Sie sind hier. Es ist Mitternacht.«
»Nimm dich vor Foxx in Acht. Er ist umgewandelt worden.«
Gern hätte sie ihn gefragt, warum er dieser Meinung war und wie es hatte passieren können, aber dafür war keine Zeit. Sie erhob sich und stellte fest, dass die Zauberer sich um die Feuerschalen herum aufreihten. Die Wächter bildeten einen weiteren, größeren Kreis um sie herum. Wenn Paenther recht hatte und Foxx nicht mehr auf ihrer Seite war, stand es zwei gegen so viele. Es wäre ein Wunder, wenn sie gewannen.
Aber wenn sie sie nicht befreite, würden sie auf jeden Fall sterben.
Als die Zauberer den Mitternachtsgesang anstimmten, begann Skye ihren Tanz. Im Kopf wiederholte sie den Zauberspruch zum Lösen der Eisenfesseln. Sie sah Foxx an und ließ ihren Blick dann zu Jag weiterwandern. Er beobachtete sie. Wartete. War bereit. Als sie Paenther anschaute, sah sie, dass er sie mit Hass im Gesicht und Liebe im Blick anstarrte.
»Hexe«, knurrte er laut. »Meine Schöne«, flüsterte er so leise, dass es kaum zu hören war, doch mit so viel Nachdruck, dass ihr das Herz aufging.
Es war so weit.
Skye warf den Kopf zurück, schloss die Augen und sprach die Worte zum Lösen der Eisenringe. Sie spürte den Moment, als die Tiere in ihnen jubelnd aufbrüllten. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie noch die funkelnden Lichter, ehe die Krieger ihre tierische Gestalt annahmen.
»Haltet sie auf!«, brüllte Birik quer durch die Halle.
Und sofort gingen die Zauberer mit Messern und Magie auf die Tiere los.
Auf zwei Tiere. Foxx kam immer noch in seiner menschlichen Gestalt auf sie zu. Keiner der Zauberer hielt ihn auf. In seinen Augen lag eine Kälte, die sie nie zuvor darin gesehen hatte. Eine Kälte, die sie nur zu gut kannte.
Paenther hatte recht.
Sie hatten Foxx tatsächlich die Seele geraubt.
Sie drehte sich um und wollte wegrennen, aber Zauberer versperrten ihr den Weg, und Foxx packte sie, ehe sie es schaffte, aus der Halle herauszukommen.
Skye! Verschwinde aus der Höhle . Paenthers Stimme hallte in ihrem Kopf wider.
Aber es war zu spät. Für sie alle war es zu spät.
Foxx stieß ihr den Daumen hinterm Ohr ins Fleisch, und Dunkelheit senkte sich über sie.
Zu spät.
24
Kaum hatte Paenther seine tierische Gestalt angenommen und war aufgesprungen, fand er sich auch schon von Magiern umringt, die mit Messern auf ihn losgingen. Zwar konnten sie ihn in seiner jetzigen Gestalt nicht verzaubern, doch wenn er sich nicht schnell und mit tödlicher Präzision bewegte, würden sie ihm das Herz herausreißen, ehe er überhaupt die Gelegenheit bekam anzugreifen.
Die einzige Möglichkeit, einen Zauberer im Kampf zu überwältigen, bestand darin, ihm seine Hände zu nehmen, sodass er nicht
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