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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sie von den beiden geduckt dastehenden Wachen weg. In heilloser Angst vor dem angriffslustigen Löwen stieben die Soldaten auseinander und liefen in die äußerste Ecke des Hofes. Rolando und Theresa traten neben Sergio und Violante, um sich Nicolai entgegenzustellen.
    Ohne weitere Warnung sprang der Löwe auf sie zu. Theresa und Violante schrien auf und zogen sich hinter ihre Männer zurück. Die Hauptmänner stellten sich dichter zusammen, um die Frauen besser zu schützen. Francesca barg das Gesicht in den Händen. In diesem Bruchteil einer Sekunde blieb die Zeit für Isabella stehen. Ihre Panik war wie ein lebendes, atmendes Tier in ihrer Brust. Aber dies war der Mann, der ihren Bruder vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Der Mann, der die Last der Verantwortung für seine Leute auf den Schultern trug und ein Vermächtnis, unter dem andere längst zusammengebrochen wären. Dieser Mann war Nicolai. Ihr Nicolai. Ihr Herz und ihre Seele, die Freude ihres Lebens und die Liebe. Dieser Löwe vor ihr war ihr Mann.
    Isabella warf sich vor, um dem Angriff zuvorzukommen. Sie würde nicht kampflos zulassen, dass das Böse ihn ihr nahm. »Nicolai!« Ganz bewusst rief sie seinen Namen, schlang die Arme fest um den strubbeligen Nacken des Raubtiers, das ihr Mann war, und wartete auf den Tod.
    Der prachtvolle Löwe fauchte und schüttelte den Kopf, um sie von sich zu stoßen. Aber sie klammerte sich an seiner Mähne fest und drückte das Gesicht in das lange, dichte Haar. Als die gewaltigen Kiefer sich um ihre Rippen legten, schloss sie die Augen und sprach leise ein Gebet.
    »Nicolai!« Francesca stürzte auf sie zu und schlang ebenfalls die Arme um den mächtigen Kopf des Löwen. » Fratello mio! Ti amo!«
    Die große Bestie zitterte vor Unentschlossenheit.
    Rolando Bartolmei und Sergio Drannacia folgten Isabellas Beispiel und trotzten dem sicheren Tod, indem sie ebenfalls ihre Arme um das gewaltige Tier legten. Ihre Frauen stolperten ihnen nach, streichelten das Fell des Löwen und beteten darum, nicht den Mut zu verlieren.
    »Sophia ist hier«, sagte Francesca in ehrfürchtigem Ton. »Sophia und Alexander. Sie sind zusammen hier und berühren Nicolai. Und die ›anderen‹. Alle. Sie sind alle hier bei uns.«
    Isabella spürte die Geister, die sie und Nicolai umgaben und ihre Kräfte mit ihren vereinten, um Don DeMarco dem Bösen wieder zu entreißen.
    »Mein Junge.« Auch Sarina und Betto waren da und führten mit Tränen in den Augen die anderen Dienstboten in den Hof. »Wir sehen nur den Mann, Nicolai, nichts anderes.«
    Der heiße, schnaufende Atem, der Isabellas Rippen erhitzte, war plötzlich an ihrem Nacken, doch es war kein Maul mehr, das sie spürte, sondern Nicolais Gesicht, das sich an sie drückte. Mit aller Kraft, die sie besaß, klammerte sie sich an ihn und flüsterte ihm Worte der Liebe und der Hoffnung zu.
    Die Entität hatte sich zurückgezogen, als sie merkte, dass Isabella nicht nur um Macht, sondern um ihr Leben kämpfte. Doch kaum hatte sie sich neu formiert, griff sie Nicolai wieder mit ihrer ganzen Energie an und ließ die Bosheit, den Hass und die dunkle, verdrehte Macht in das Wesen einfließen, das irgendetwas zwischen Tier und Mann war.
    Isabella fühlte wieder das Fell, die Zähne und die Krallen, doch sie hielt durch. Nicolai hätte sie vorhin binnen Sekunden töten können, aber er hatte es nicht getan. »Hör mir zu, mein Geliebter«, flüsterte sie an der strubbeligen Mähne. »Du hast mich nie belogen. Ich habe stets von deinem Erbe gewusst, und ich habe immer dich gewählt. Dich , Nicolai. Ob Tier oder Mann, du und ich sind eins. Ich bin nicht vor dir weggelaufen, und ich werde es auch jetzt nicht tun. Entscheide dich für uns! Ich liebe dich genug, um deine Entscheidung zu akzeptieren. Dieses Ding , das uns bedroht, kann das keinem von uns nehmen.«
    Sie hörte zuerst ein Knurren, das tief aus seiner Kehle kam, und seine Worte waren rau, als sie ihre Ohren erreichten. » Ti amo, cara mia . Ich liebe dich. Ich kann dir nicht wehtun. Und ich kann auch nicht erlauben, dass irgendetwas anderes dich verletzt.« Nicolais Lippen glitten über ihren Nacken und ihr Kinn, bevor sein Mund den ihren fand und in einem leidenschaftlichen Kuss Besitz von ihm ergriff.
    Seine Liebkosung ließ die Erde unter ihren Füßen erbeben, doch Isabella fühlte sich sicher und geborgen in seinen starken Armen. Dann schwankte der Boden erneut, verschob sich und …
    »Nicolai! Isabella!«, schrie Francesca warnend,

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