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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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starrte besorgt auf ihr Gesicht herab, während er sie, dick in Felle eingehüllt, in den Armen hielt und die Pferde lenkte. Der Schlitten glitt in schneller Fahrt über den Schnee und hielt direkt auf den Palazzo zu. In einer Wolke weißen Dampfes stieß Nicolai den Atem aus. »Tu mir das nie wieder an!«
    Isabella ertappte sich bei einem Lächeln und hob eine behandschuhte Hand, um über die Falten auf seiner Stirn zu streichen. »Das war ein aufregendes Abenteuer, Nicolai. Molte grazie! «
    »Du sagtest mal, selbst du könntest in Ohnmacht fallen, doch damals glaubte ich dir das nicht«, entgegnete er in halb scherzhaftem, halb erleichtertem Tonfall. » Dio , Isabella, ich dachte schon, ich hätte dich verloren! Du warst so kalt. Es war sehr egoistisch von mir, dich so spärlich bekleidet mit nach draußen zu nehmen. Ich bringe dich ins castello zurück, und dann packen wir deine Sachen. Diesmal begleite ich dich persönlich aus dem Tal.«
    Er war aufrichtig schockiert, als sie laut auflachte. »Das glaube ich nicht, Signor DeMarco«, erwiderte sie und drehte sich in seinen Armen, um ihm ins grimmige Gesicht zu lachen. »Du hast mich einmal weggeschickt und dann versprochen, es nie wieder zu tun. Ist dir eigentlich nicht klar, was gerade geschehen ist? Verstehst du es nicht, Nicolai?« Sie hob die Hände und legte sie um sein Gesicht. »Zusammen können wir es besiegen. Ich weiß jetzt, dass wir es können.«
    Er deckte Isabella wieder zu. »Bleib unter den Fellen! Du bist so durchgefroren, dass ich dachte, du wärst tot.« Er führte die Pferde an einer hinteren Mauer des Kastells entlang und gab einer Wache ein Zeichen. Das Gefährt wurde dicht an den palazzo herangebracht und hielt vor einer scheinbar völlig glatten Außenmauer.
    Als der Herr des Hauses sie berührte, schwang jedoch ein Teil der Mauer auf. Nicolai brachte Isabella schnell in einen Tunnel, wo sie außer Sicht war, und wartete auf den Wachposten, um ihn anzuweisen, die Pferde zu versorgen. Dann trug er Isabella in Windeseile durch ein Labyrinth von Gängen und hielt sie dabei fest an seine Brust gedrückt, mit Felldecken und allem.
    »Die Wölfe haben dich verletzt«, bemerkte sie. »Ich habe es selbst gesehen und will dir helfen. Wenn nicht, müssen wir Sarina rufen. Außerdem will ich, dass ein Heilkundiger dich untersucht. Ich verstehe zwar auch etwas von Kräutern, jedoch nicht genug. Wir müssen also Sarina oder den Heilkundigen des Palazzos holen, um dich behandeln zu lassen.«
    In dem Zimmer, das er mit ihr betrat, war es heiß, fast schwül sogar. Dampf stieg aus einem in den Kachelboden eingelassenen Wasserbecken auf. Isabella unterbrach ihren Redeschwall, um verblüfft das Becken anzustarren. Sie hatte von solchen Dingen gehört, aber im Palazzo ihrer Familie hatte es einen solchen Luxus nicht gegeben.
    »Du wirst sofort in das Wasser steigen, und ich rufe derweil Sarina, damit sie dich versorgt.« Nicolais Ton war schroff vor Emotion, als er sie auf dem Kachelboden absetzte.
    Isabella schlang ihm die Arme um den Nacken und legte den Kopf zurück, um ihm in die Augen sehen zu können, als sie sich an ihn lehnte. »Tu das nicht, Nicolai! Stoß mich nicht zurück! Wenn ich den Mut habe, bei dir zu bleiben und dies alles durchzustehen, musst du auch den Mut haben zu glauben, dass es möglich ist.«
    Er ergriff ihre Handgelenke mit der Absicht, ihre Arme herabzuziehen, doch stattdessen verstärkte er seinen Griff nur noch und brach ihr fast die Knochen. Er zitterte am ganzen Körper von der Intensität seiner Gefühle. »Ich könnte dich mühelos töten, Isabella. Glaubst du, mein Vater hätte meine Mutter nicht geliebt? Er liebte sie mehr als alles andere auf der Welt. Oder jedenfalls zu Anfang. Alles beginnt mit Liebe, Freude und Heiterkeit, aber am Ende wird es zu etwas Hässlichem und Unrechtem verdreht. Dieses Tal und alle, die darin leben, sind verflucht. Denkst du etwa, die Leute blieben aus Treue und Zuneigung zu mir hier? Sie bleiben nur, weil sie sterben, wenn sie zu lange von diesem Tal entfernt sind.«
    Isabella zuckte mit den Schultern. »Dein Vater hat deiner Mutter nicht erklärt, was sie erwartet. Er hat ihr nicht die Wahl gelassen. Du sagtest, sie hätte bis ziemlich lange nach deiner Geburt nichts gewusst oder auch nur geahnt. Aber du hast mir die Wahl gelassen, Nicolai. Du hast mich über die Risiken aufgeklärt, und ich habe sie akzeptiert. Ich verstehe nichts von Flüchen, doch ich kenne mich mit Menschen aus. Ich bin

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