Unglaubliche Reise des Smithy Ide
so frustrierend. Ich meine, ich war schließlich Boyscout gewesen. Erstaunlich, dass ich nicht mal auf der Landkarte finden konnte, wo ich war.
»Jedes Jahr machen dabei mehr und mehr Leute mit, weil die Strecke so schön ist, und dieses Jahr sind wir mehr als dreihundert. Das ist kein Witz. Dreihundert.«
Winslow! Da ist es. Und da ist Kingman. Quer durch fast ganz Arizona bis dicht oberhalb von Los Angeles. Ich fing an, meinen armen alten Körper zu dehnen.
»Die Route ist deutlich markiert, wir haben Streckenposten aufgestellt, und die hundertfünfundzwanzig Meilen bis Winslow führen über ebene Straßen. Rast nicht. Es ist kein Wettrennen. Hier sind die Rocky Mountain Roadsters; sie werden als Erste starten, aber versucht nicht, mit ihnen Schritt zu halten, denn sie trainieren für das Nationale Straßenrennen. Bemüht euch einfach um ein gleichmäßiges Tempo. Und seht zu, dass ihr alle euer offizielles – könnt ihr alle sehen, was ich hier hochhalte? Das ist das offizielle Lunchpaket von Seswan Bicycles. Am Rahmen anzubringen. Enthält Sandwiches, Saft und Energieriegel. Es kostet euch nichts, also holt euch das Paket, bevor ihr losfahrt. Und denkt immer daran: Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit. Wir sehen uns alle in Winslow.«
Einige der Fahrer hörten gar nicht zu, als Bob Easthman redete. Sie schnappten sich die Seswan Lunch Packs und jagten wie die Wahnsinnigen hinter dem Team der Rocky Mountain Roadsters her, aber die meisten anderen schlugen in der hohen Wüstenluft ein vernünftiges Tempo an. Das Lunchpaket ließ sich mühelos um die Stange meines Rades schlingen und mit einem Klettverschluss befestigen. Ich fuhr mit der Masse der Radler vom Parkplatz, und als ich mich nach ein paar Meilen daran gewöhnt hatte, im Rudel zu fahren, ließ ich meine Gedanken über allem schweben. Das ist eigentlich die beste Methode. Gewissermaßen übernehmen dann die Gedanken das Radeln, und der Körper mit seinen kleinen Wehwehchen und all dem Kram löst sich davon los. Manchmal, nicht immer, aber manchmal, wenn meine Gedanken frei genug sind und mich wirklich wegtragen, wird mein Körper beinahe zu einem Teil des Fahrrads. Das ist unheimlich und schön zugleich.
Leute überholten mich. Ich überholte andere. Mein gutes Rad lag geschmeidig auf der Straße. Drei sehr hübsche Mädchen von vielleicht fünfundzwanzig Jahren radelten an mir vorbei und wurden dann langsamer, und ich schloss mich ihrem Tempo an. Es war schön, so meinen Gedanken nachzuhängen und dabei ihre runden kleinen Hintern so stramm auf dem Sattel zu sehen. Sie trugen blau-goldene Trikots und hatten die Nummern 78, 79 und 80. Ich hätte sie zwanzig Meilen lang anschauen können. Das tat ich auch. In Lupton überschritten wir die Grenze nach Arizona und zogen in einer vergnügten, ungeordneten Kolonne durch das große Reservat. Einige Fahrer ermüdeten allmählich; vielleicht hatten sie die Strecke unterschätzt. Natürlich bildeten ein paar Laster die Nachhut, und so würde niemand hier draußen stranden. Aber die Fahrer, die am Straßenrand anhielten und aufgaben, taten mir Leid. Ich erinnerte mich daran, was die Sieben-Meilen-Fahrt zur Shad Factory mit mir gemacht hatte, und ich war froh, dass die drei Freundinnen mit den hübschen Hinterteilen anscheinend so kräftig waren.
Nach zwei Stunden zog eins der Rettungsfahrzeuge gelassen an uns vorbei, und ich sah meine Schwester – erst auf dem Dach in einer spektakulären Pose und dann durch das Heckfenster. Sie winkte mir zu und lächelte, und sie hatte das Haar zu Zöpfen geflochten. Ich wollte diese Bethany-Erscheinung nicht verlieren, und deshalb fuhr ich ein bisschen schneller und überholte die hübschen Hinterteile. Vielleicht eine Stunde lang fuhr ich dicht hinter meiner Schwester her und bewunderte ihre vollendete Stille, auch wenn sie nur in meinem Kopf existierte. Als wir in den versteinerten Wald bei Adamans, Arizona, kamen, wandte sie sich schließlich zum Himmel, verwandelte sich in eine einsame Wolke und verschwand im Blau.
Ich machte ein kleines Stück abseits der Straße Halt, um meinen Seswan-Lunch zu verzehren; ich aß noch eine Banane dazu und fuhr dann in entspanntem Tempo weiter. Ich hatte mich umziehen müssen und trug jetzt Shorts und ein rotes T-Shirt; es war zwar frisch, aber das Radeln war doch harte Arbeit, und allmählich wurde mir warm. Auch das war eine neue Erfahrung: Wenn mir warm wird oder kalt oder sonst was, dann ist es mir bewusst. Früher war das nie so.
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