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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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sahen sehr hart und athletisch aus. Sie waren kleiner als die dritte, die ein bisschen weicher aussah. Und sie war es auch, die sich nach dem Buch erkundigt hatte.
    »Ich glaube ja, aber eigentlich hab ich gerade erst angefangen.«
    »Cool«, sagte sie.
    Sie wirkten ziemlich müde. Erschöpft vielleicht. Das Fahren in der Kälte kostet Kraft, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich großartig fühlte, mit einem Bauch voll Spaghetti und allem andern. Sie nahmen ihr Waschzeug und ein paar Kleider und spazierten schwatzend davon. Es gefiel mir, dass diese drei Mädchen Freundinnen waren und etwas Ungewöhnliches unternahmen, zusammen mit Hunderten von ungewöhnlichen Leuten. Auf halbem Weg durch das Zelt drehte die, die mich nach dem Buch gefragt hatte – Nummer 80 -, sich um und winkte mir zu, als wisse sie, dass ich ihnen nachschaute.
    Jedenfalls – Suzanne Bowen verankerte ihren Planwagen am Boden und baute einen roh behauenen, aber soliden Zaun aus toten Ästen und Holz, das sie vom Boden zusammensuchte. Sie stellte den Eisenofen auf, den ihr Mann nach Kalifornien mitnehmen wollte, und führte das Ofenrohr durch die vordere Öffnung des Planwagens nach draußen, damit der Wagen nicht in Brand geraten konnte. Sie sammelte einen großen Berg Brennholz und machte sogar einen Rationierungsplan für ihre Lebensmittel, um damit über den Winter zu kommen, der offenkundig vor der Tür stand. Suzanne hatte keine Ahnung, warum sie das alles tat, denn sie sehnte sich danach, bei ihrem Mann und ihrem Jungen zu sein, aber etwas in ihr, tief in ihrem Innern, bestand darauf, dass sie es tat, und sie nannte es ihren »rettenden Engel«.
    »Das muss toll sein. Ich meine, Sie stehen ja wirklich drauf.«
    Nummer 80 war wieder da. Die beiden andern noch nicht. Sie hatte jetzt ein langes, schweres, grün kariertes Nachthemd an, das bis zum Hals zugeknöpft war; es war so groß wie ein Schlafsack. Ihr dichtes Haar war zurückgekämmt, und man sah die Spuren der Kammzinken. Sie hatte sehr weiße Haut, und das Rosarot, das der Wind auf ihren Wangen hinterlassen hatte, sah aus wie aufgemalt.
    »Eine Freundin hat mir das Buch geschenkt. Sie sagt, es handelt in Wirklichkeit von mir, aber ich weiß es nicht.«
    »Ihre Freundin?«
    »Hä?«
    »Die Freundin, die Ihnen das Buch geschenkt hat.«
    »Oh … nein, nein. Sie ist verheiratet. Sie macht Teppiche.«
    »Cool. Ich bin Chris.«
    »Ich heiße Smithy.«
    »Komischer Name. Ein Spitzname?«
    »Eigentlich Smithson.«
    »Smithson. Cool.«
    »Mein Pop hat mich nach Robert Smithson getauft. Das war ein Shortstopper bei den Cincinnati Redlegs, 1884.«
    »Cool.«
    Eines Tages bin ich aufgewacht, ungefähr zwanzig Jahre waren vergangen, und mir wurde plötzlich klar, dass ich mich nie mehr entspannt mit jemandem unterhielt, wenn ich nicht gerade einen Schwips hatte. Und selbst dann ging es eigentlich immer um gar nichts. Das ist also noch etwas Neues. Ich rede jetzt. Ich interessiere mich für Leute. Ich will alles Mögliche wissen.
    »Wir haben eben darüber gesprochen, wie Sie fahren. Sie fahren toll für einen älteren Typen.«
    Ich wurde rot. Ich konnte nichts sagen. Ich meine … Komplimente!
    »Ich meine, ältere Typen sind cool. Ich meine … Was rede ich hier? Sie fahren einfach toll.«
    »Sie aber auch.«
    Ihre Freundinnen kamen zurück, und ich lernte sie ebenfalls kennen. Sie hießen Rosie und Joanie. Sie hatten zusammen eine Kindertagesstätte in Boulder, Colorado. Sie hieß »The Company of Three«. Nach einer Weile wurde das große Licht ausgeschaltet; hier und da leuchtete noch eine Taschenlampe, aber die meisten legten sich schlafen. Am nächsten Morgen um Viertel vor sieben sollte es weitergehen, und Schlaf war im Grunde das Gleiche wie Essen. Die Mädchen sagten einander flüsternd Gute Nacht. Bevor Chris in ihren Schlafsack kroch, kniete sie neben meiner Pritsche nieder und küsste mein fettes Faltengesicht mit der Halbglatze. Mitten auf den Mund.
    »Gute Nacht, Smithson«, flüsterte sie.
    »M-hm«, würgte ich hervor – wie ein Volltrottel.

54
    G eorgina Glass meldete sich beim zweiten Klingeln. Es war Nacht, und ich hatte die Telefonnummer aus Bethanys Adressbuch geborgt.
    »Hallo?« »Dr. Glass? Hier spricht Smithson Ide«, sagte ich förmlich und mit tiefer Stimme.
    Am anderen Ende trat eine kurze Pause ein. »Woher haben Sie diese Nummer?«
    »Von meiner Schwester.«
    »Bethany hat sie Ihnen gegeben?«
    »Nein, ich hab in ihrem Adressbuch nachgesehen.«
    »Sie verletzen

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