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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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auf der Welt. Sogar wenn ich verrückt bin, denke ich Gutes über dich und hoffe, dass dir lauter Gutes passiert. Weißt du noch, wie du mich gesucht hast? Wie du mich einmal unter dem Wasserturm gefunden hast, und wie ich auf deinem Rad zurückfahren durfte und du neben mir hergelaufen bist? Darum hab ich Angst. Ich hab Angst, dass du aufgehört hast zu laufen, und das will ich nicht. Ich will, dass du ein Läufer bleibst. Ich will, dass du dich ans Laufen erinnerst.«
    Normas Jalousie öffnete sich, und plötzlich war sie da, saß hoch aufgerichtet in einem rotflanellenen Nachthemd. Bethany winkte und warf ihr eine dicke Kusshand zu, und dann weinten sie beide, und dann regnete es.

65
    I ch: Hi.
    Norma: Smithy! Ich liebe dich.
    Ich: Ich musste diese Radfahrergruppe verlassen. Ein Lastwagenfahrer hat mich mitgenommen, dessen Bruder seinen Vater und dann sich selbst umgebracht hat.
    Norma: Was?!
    Ich: Das ist eine Geschichte, die ich in einen Brief schreiben oder dir erzählen müsste. Am Telefon ist das schwierig. Er hieß Philip Wolsey. Es sagte, es gefiel ihm, wie du denkst.
    Norma (glücklich): Du hast ihm von mir erzählt?
    Ich: Na ja … Weißt du … Ein paar Sachen so.
    Norma: Warum musstest du die Radfahrergruppe verlassen?
    Ich: Na ja … Ich musste eigentlich nicht, aber ich dachte, es wäre am besten.
    Norma: Warum?
    (Es wird mir immer Leid tun, dass ich Mom nicht die Wahrheit über Pop gesagt habe, als sie im Krankenhaus war. Wer denkt so was mit dreiundvierzig?)
    Ich: Na ja … Da war so ein Mädchen … Chris … Ich meine …
    (Jetzt kommt eine Pause, die nicht still ist. Ein anderer Wind weht über das Land, und die Drähte sirren über und unter der Erde.)
    Sie war mit zwei Freundinnen dabei, und sie fahren am Wochenende Rad und so weiter. Sie haben eine Kinder…
    Norma: Sie ist schön, ja? Groß? Hübsch? Nein, sie muss mehr als hübsch sein. Schön?
    Ich: Ich weiß nicht … Ich nehme an, sie war hübsch.
    Norma: Haare?
    Ich: Äh …
    Norma: Kurz? Lang? Lockig?
    Ich: Irgendwie hochgesteckt, weißt du … braun.
    Norma: Braun? Toll. Braun ist eine wunderbare Haarefarbe. Und ich wette, sie ist ganz braun, weil sie immer draußen ist und so viel trainiert. Stimmt’s? Stimmt’s?
    Ich: Ihre Haut war weiß.
    Norma: Weiß? Überall weiß?
    Ich: Norma, ich bin in Needles, Kalifornien, und ich wollte … Norma: War ihr Hals weiß?
    Ich: Hast du …
    Norma: Hm? War er weiß?
    Ich: Ja.
    Norma: Und die Arme.
    Ich: Ja. Sicher. Sie hatte weiße …
    Norma: Titten?
    (Es ist, als ob die Drähte sich strafften. Es ist, als würden sie gleich reißen. Wir sprechen eine ganze Weile nicht. Ab und zu höre ich andere Stimmen, die über uns hinweggehen und in andere Städte jagen. Ich sitze am Fußende eines Bettes und halte den Hörer mit beiden Händen. Es ist Nachmittag, aber ich habe die Vorhänge zugezogen, und es ist stockfinster. Ich habe Schüttelfrost. Ich zittere.
    Norma (leise): Hast du was gesagt?
    Ich: Mich fröstelt. Ich bin krank. Ich habe eine ordentliche Erkältung.
    Norma: Hast du was eingenommen?
    Ich: Ich besorge mir nachher etwas.
    Norma: Wo bist du?
    Ich: Ich bin im Ramada Inn in Needles, Kalifornien. Der Lastwagenfahrer hat mir das Zimmer bezahlt, und ich werde ihm Geld schicken. Er heißt Philip Wolsey. Er ist unterwegs nach Las Vegas. Mit Hundefutter.
    Norma: Hier ist Needles. Ich seh’s mir an. Es liegt an der Grenze nach Arizona. Hast du mit Chris geschlafen? Liebst du jetzt Chris?
    (Ich denke, o Gott, ich bin so krank. Wenn ich huste, zittert das Zimmer. Aber das sage ich nicht.)
    Ich: Das ist ziemlich dumm, Norma. Ich bin nicht sauer oder so, aber es ist ziemlich dumm, so was zu denken. Ich bin dreiundvierzig.
    Norma: Ich war … Ich hatte Angst.
    Ich: Hast du etwas über …
    Norma: Ich hab’s hier. Moment. Ich hab’s zusammengefaltet. Okay. Was sie in Los Angeles machen, wenn sie langfristig … du weißt schon, Tote aufbewahren müssen, bis die Verwandten sie abholen: Sie lagern sie in kleinen Bestattungsinstituten aus, die Kühlanlagen haben, die den staatlichen und städtischen Vorschriften entsprechen. Ich habe mit einer Frau in der Gerichtsmedizin gesprochen, und sie hat mir erklärt, die Stadt hat zwar so einen Platz – einen speziellen Friedhof für … du weißt schon … für Arme -, aber Pop hat ihnen ja geschrieben, und sie bemühen sich, den Familien entgegenzukommen, so weit sie können. Bethany wurde ins Bestattungsinstitut Cheng Ho in Venice, Kalifornien, gebracht.

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