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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Ich hab dort angerufen, und die Lady am Telefon sagte, es liegt fast am Wasser, wo Winwood und Pacific zusammentreffen. Da gibt’s eine alte Kolonnade, und Cheng Ho ist direkt dahinter.
    Ich: Venice, Kalifornien. Ich bin jetzt in Kalifornien.
    (Ich huste. Ein tief sitzender Husten, schmerzhaft, aber er löst meine Brust, auch wenn das Zimmer bebt.)
    Norma: Oh, Smithy …
    Ich: Ich werde mir etwas besorgen. Ich schulde Philip Wolsey fünfzig Dollar für das Zimmer.
    Norma: Ich hätte dir doch etwas schicken …
    Ich: Ich weiß, Norma.
    Norma: Besorg dir Hustensirup. Dann kannst du besser schlafen. Sei nicht wütend auf mich, Smithy. Ich weiß, ich hab kein Recht, dir irgendwas zu sagen – hör nur nicht auf, mich anzurufen. Ich liebe dich. Du brauchst mich nicht zu lieben. Ich denke an dich, und ich …
    Ich: Ich denke auch an dich, Norma. Ich bin krank.
    Norma: Ich will nicht, dass du krank bist. Sei nicht wütend auf mich, okay?
    Ich: Ich bin nicht wütend.
    Norma: Ich hab nur Angst gekriegt, als ich dachte, du und Chris, ihr wäret miteinander im Bett gewesen.
    (Meine Schwester sitzt an einem kleinen Tisch, dem Bett gegenüber. Sie trägt einen Schottenrock und eine weiße Bluse. Sie ist vierzehn, und die Wangen in ihrem hübschen Gesicht sind rot. Sie sieht mich so ernsthaft an.)
    Ich: Norma.
    Norma: Ja, Smithy.
    Ich: Ich und Chris …
    Norma: Was?
    (Meine Augen brennen heißer als die Wahrheit, und Bethany ist fortgeflogen.)
    Ich: Ich und Chris waren nie, nie miteinander im Bett. Okay?
    Norma: Okay.
    (Ich schreibe mir Adresse und Telefonnummer des Bestattungsinstituts Cheng Ho auf, und mich fröstelt unter dem Gefühl, dass diese Fahrt bewiesen hat, was ich immer schon wusste. Dass ich ein Trottel bin, ein Hund, eine Katze.)

66
    T ante Paula und Onkel Count kamen schon früh zu uns, und Onkel Count brachte zwei Kartons mit speziellen Doughnuts mit. Er sah großartig aus.
    »Das war falscher Alarm«, gab er bekannt und meinte sein jüngstes Herzproblem in der Striptease-Bar. »Yeah, das war nicht das, was man eine richtige Herzattacke nennt. Der Doc sagt, es war einer meiner ›Zwischenfälle‹. Mir geht’s prima. Jemand ein Doughnut mit Gelee?«
    Oben lachten und scherzten Bethany und ihr Gefolge und zwängten sich in ihren Hochzeitsstaat – Bethany in ihr Brautkleid und die Jungfern in bodenlange, sahnig braune Kleider. Alle trugen Handschuhe und große, zarte Strohhüte. Sie banden sich Schleifen fest unter dem Busen, und Rebecca Coin sah besonders wunderbar und füllig aus. Normas Mutter war herübergekommen, aber sie war allein. In letzter Zeit schien sie immer ein bisschen wütend auf mich zu sein, aber das war vielleicht auch nur Einbildung.
    »Du siehst so gut aus in deinem Smoking«, sagte Bea.
    »Danke«, sagte ich.
    »Norma benimmt sich albern. Vielleicht könntest du sie überreden herüberzukommen. Für Bethany. Die arme Bethany. Es wird ihr gut gehen. Ich fühle es. Ich bin sehr glücklich. Geh und hol Norma.«
    Ich ließ Bea bei Mom und Pop im Wohnzimmer sitzen und ging in die Küche. Dort holte ich meine Wodkaflasche herunter und machte mir einen schnellen Screwdriver. Dann machte ich mir noch einen schnellen Screwdriver und ging durch die Einfahrt hinüber zu Normas Fenster.
    »Hey, Norma«, sagte ich und klopfte an die Scheibe.
    Norma spähte durch die Jalousie, zog sie auf und schob das Fenster hoch. Ich trat einen Schritt zurück und steckte beide Hände in die Taschen. Sie sah mich nur an. Ein feiner, dunstiger Regen wehte um mich herum.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Bea hat gesagt, ich soll dich holen.«
    »Bea hat das gesagt?«
    »Ja.«
    »Hey, wenn du nicht willst, dass ich komme, dann komme ich nicht!«
    »Wer sagt denn, dass ich das nicht will? Ich will, dass du kommst.«
    »Also gut, dann komme ich.«
    »Ich hol dich auf eurer Veranda ab.«
    »Warum?«
    »Nur weil … Ich weiß nicht …«
    »Was denn? Willst du mich schieben? Willst du den Krüppel schieben? Hat Bea gesagt, ich kann nicht kommen, weil ich ein Krüppel bin?«
    Norma ließ das Fenster herunterknallen. Ich stand im Regen. Sie schob es wieder hoch. »Okay, hol mich auf der Veranda ab.«
    Ich ging hinten um das Haus herum. Bea und Norma hatten eine lange, mit Fliegendraht umschlossene Veranda mit Rampen zur Einfahrt und zum Haus. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete. Ich hatte das Gefühl, ich sollte mir einprägen, wie an diesem Tag alles aussah. Dazu gehörte auch die Anordnung von Gärten und Zimmern und

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