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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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sein.«
    »Das glaube ich auch.«
    Meine Schwester machte große Augen, und ihre wasserblaue Farbe war so hell, dass sie Grau hätte sein können. Graue Augen hatte ich noch nie gesehen. Ein Hund bellte im Garten eines der Häuser hinter uns. Ein kläffendes Bellen.
    »Aber ich mache mir Sorgen um dich, Hook. Ich mache mir keine Sorgen darum, dass ich verrückt bin oder dass ich wieder verrückt werde. Jetzt mache ich mir Sorgen um dich.«
    Ich lachte.
    »Das ist mein Ernst«, sagte sie.
    »Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen.«
    »Darf ich dir was sagen, Hook? Darf ich?«
    »Na klar.«
    »Ich glaube, du wirst allmählich zu einem beschissenen Fettsack. Außerdem glaube ich, dass du oft betrunken bist. Ich glaube, du bist jetzt auch betrunken.«
    Ich sah aus dem Fenster, und ich bedauerte, dass ich meinen Screwdriver weggeschüttet hatte. Ich dachte daran, dass ich morgen der Brautführer auf der Hochzeit meiner Schwester sein würde, unter dem unmittelbaren Kommando des Trauzeugen Dave Stone, und dass meine Schwester mich soeben einen beschissenen Fettsack genannt hatte. Ich stand auf.
    »Ich bin müde.«
    »Jetzt bist du sauer.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Verstehst du, ich mache mir keine Sorgen um mich. Ich mache mir Sorgen um dich.«
    Mir war, als seien ihre Augen jetzt wieder hellblau, aber vielleicht waren sie es auch nicht. Ich spürte Chemie. Es war ein Gefühl, als sei irgendwo ein verrückter Wissenschaftler dabei, mit seinen Kolben und Reagenzgläsern herumzukaspern, und als habe er mich an einen Stuhl geschnallt, sodass ich hilflos war.
    »Sei nicht sauer.«
    »Bin ich nicht. Das sag ich doch.«
    Sie biss in ihr Salat-und-Tomate-Sandwich und sprach kauend. »Ich hab dich lieb, und ich glaube, du stehst an einem wichtigen Kreuzweg in deinem Leben. Ich glaube, du möchtest ausbrechen, einen besseren Job suchen, dich verlieben. Aber ich sehe nicht, dass du daran arbeitest. Ich sehe, dass du dich aufblähst wie ein Luftballon und dass du trinkst, und eigentlich hast du keine Freunde. Das ist traurig.«
    »Ich habe Freunde. Jetzt hör auf.«
    »Nenn mir einen.«
    »Hör auf.«
    Ich wollte nicht in der Küche bleiben und über mich reden, aber wir waren alle unter einem Dach, wie Mom es haben wollte, und dazu gehörte auch die Küche. Zumindest sah ich es so. Ich zündete mir eine Zigarette an.
    »Die Probe war schön, nicht?«, sagte sie.
    Wir hatten die Zeremonie in der Kirche durchgeprobt und dann in Asquino’s Restaurant zu Abend gegessen. Es hatte Trinksprüche gegeben, einen Akkordeonspieler, Antipasto und Spaghetti mit Würstchen und Peperoni.
    »Es lief großartig.«
    »Ich kann’s nicht erwarten, dich in deinem Smoking zu sehen.«
    »Was hältst du von diesem Dave Stone? Jeffs Trauzeugen? Sharon sagt, er ist ein Schwein.«
    Sharon Thibodeau war Bethanys Brautjungfer. Sie war aus Warwick, Rhode Island, und wie die anderen Mädchen bei der Hochzeit war sie eine Freundin aus der Grace-Church-Gemeinde. Abgesehen von ein paar zurückhaltenden Posen im Kirchenchor hatte Bethany ihren Freundinnen aus der Kirchengemeinde nie vor Augen geführt, was für grauenhafte Dinge die Stimme von ihr verlangte. Die Schule war eine andere Geschichte. Mir waren die Mädchen aus der Kirchengemeinde sowieso lieber.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
    »Das sagst du immer. ›Ich weiß nicht, ich weiß nicht.‹ Davon rede ich ja. Es wird Zeit, dass du mal etwas weißt. Herrgott noch mal!«
    »Hör auf.«
    »Er hat Sharon einen schmutzigen Witz erzählt. Einen Witz über zwei Leute, die ficken. Sharon hätte fast geweint.«
    »Er ist … mir egal. Ich werde ihn nur noch einmal wiedersehen. Sharon wird ihn gar nicht wiedersehen. Wo liegt das Problem?«
    »Norma liebt dich.«
    »Hä?«
    »Norma Mulvey. Diese erstaunliche Person. Dieses erstaunlich spektakuläre menschliche Wesen. Norma liebt dich. Sie ist allein. Was wirst du tun? Wirst du ein Schwein werden? Ein fetter, betrunkener Sack? Was? Wirst du Norma lieben?«
    »Wovon redest du da? Ich hab Norma seit … sie hat nicht … Hör auf, hör einfach auf.«
    »Ich hab sie zu meiner Hochzeit eingeladen, aber sie hat nur geweint und gesagt, sie würde alles verderben.«
    Ich wandte mich ab und schaute aus dem Fenster über der Spüle. Mir war, als bewegte sich die Jalousie an Normas Fenster. Bethany kam vom Tisch zu mir, schlang mir die Arme um die Schultern und schob das Kinn unter mein rechtes Ohr.
    »Ich liebe dich einfach, Hook. Ich liebe dich mehr als alles

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