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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Cutoff-Mann zusammen. Charlie hatte Kontakt zum Base, als der Ball den Handschuh traf, und sprintete zum dritten Base. Der Cutoff-Mann wirbelte herum und feuerte den Ball zum Homeplate, auf das Charlie Love mittlerweile wie eine Dampflokomotive zustürmte.
    Jetzt darf man nicht vergessen, dass dies die Metropolitan-Playoff-Runde war und dass Pop dank meiner Schwester die Ferse vom Boden hob. Da war es unvermeidlich, dass dieser Nachmittag sich ins Gedächtnis einbrannte, auch ohne diese einsame dunkle Wolke an einem ansonsten sonnigen Himmel. Ich sehe sie alle – auch eine meiner klaren Erinnerungen -, wie sie angespannt dastehen und Charlie brüllend zum Slide anfeuern. Ich sehe, wie er in die Hocke geht und zum Sprung ansetzt, als wäre das alles in Zeitlupe und ich könnte es wieder und wieder anschauen. Ich glaube, einen Sekundenbruchteil leuchtete er, aber das ist das Einzige, das nicht so klar ist; vielleicht tat er es also nicht. Bevor er den Slide vollenden konnte, und während er noch auf den Beinen war, erwischte ihn der Blitz. Er sauste ihm in den Kopf und fand durch sein linkes Bein zur Erde. Der Blitz riss ihm die Mütze herunter und setzte sie in Brand, und aus irgendeinem Grund setzte er auch seinen Gürtel in Brand. Charlie landete mit dem Gesicht nach unten in Slide-Haltung, beide Arme ausgestreckt, aber zwei Fingerbreit vor dem Homebase war sein Slide zu Ende.
    Einen Moment lang waren alle still, wie betäubt von der Elektrizität, die da aus einer kleinen Wolke gefahren war und Charlie umgehauen hatte. Der Relay wäre sowieso zu spät gekommen; der Cutoff-Mann warf ins Blaue, und der Ball segelte über den Fänger hinweg und landete am Gitter. Spieler und Fans näherten sich dem bäuchlings daliegenden, bewegungslosen Charlie vorsichtig, fast so, als habe er die Elektrizität noch in sich. Dann drängte sich Hy Cramer, der Chiropraktiker, durch den Kreis und nahm die Sache in die Hand.
    »Mein Gott«, sagte er und kniete neben Charlies Kopf nieder. Er streckte die Hand aus, fasste die Mütze beim Schirm und hob sie hoch. Alle starrten die Flammen an. »Diese gottverdammte Mütze brennt doch tatsächlich«, staunte Hy.
    Mein Pop ging auch in die Knie, und der Fänger ebenfalls. Er strich mit dem Ball über Charlies ausgestreckte Hand, um das Spiel zu besiegeln.
    »Zu Tode gebraten«, sagte Hy.
    Das sollte Pops letztes Spiel sein. Im nächsten Monat, im September bekam ich den Einberufungsbefehl, und im November sollte ich einrücken. Ich nahm einen kleinen Job bei Horton’s Fish Market an, wo ich Clam Cakes briet, und angelte bei Shad Factory, so oft ich konnte. Und dann, im Oktober, ging Bethany weg.
    Ich sage es immer noch, nicht wahr? Haben Sie’s gemerkt? Sie »verschwand« oder »ging weg«. Wir alle redeten so, auch miteinander, weil es die Wahrheit zu mildern schien. Die Wahrheit war, dass die Stimme die Herrschaft übernahm. Mit Mom und Pop sprach ich nie über meine Ängste – sie hatten genug eigene, und wahrscheinlich hatten wir alle die gleichen -, aber im August, ungefähr um die Zeit, als Charlie Love verschmorte, hatte ich Angst, dass Bethanys Stimme größer und stärker werden würde als wir.
    Ich kam gegen fünf von der Arbeit nach Hause und spürte sofort eine Atmosphäre voller Betriebsamkeit. Die Anspannung, das Warten – damit war es vorbei. Mom telefonierte mit der Polizei, mit ihren Freunden, mit Leuten von der Kirchengemeinde. Pop hatte seinen Straßenatlas auf dem Küchentisch aufgeschlagen und markierte irgendetwas mit rotem Buntstift.
    »Vielleicht ist sie bloß mit Freunden unterwegs. Vielleicht ist sie am Strand«, sagte ich.
    Pop nahm einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn mir. Die Handschrift war verrückt, und die meisten Worte waren in Druckbuchstaben geschrieben wie von einem Kind.
    Weg, ich bin weg
Balabask und weg
Die Sonne shit, shit.
    Ich las die Worte, und mir wurde kalt. Ich gab Pop den Zettel zurück.
    »Diesmal müssen wir sie einweisen lassen. Diesmal müssen wir«, sagte er leise. Mein Pop murmelte vor sich hin und weinte, aber nur ein bisschen.
    Ich fuhr mit dem Raleigh in Kent Heights herum und nach Riverside, aber mir schwante, dass sie nicht in der Nähe war. Ihr Zettel beunruhigte mich sehr. Wenn ich ihren Namen rief, hörte ich den Zorn in meiner Stimme. Vielleicht ist Zorn nicht das richtige Wort. Vielleicht war es Angst. Pop fuhr seine übliche Strecke ab, und gegen Viertel nach neun trafen wir uns wieder zu Hause. Mom sagte, ein

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