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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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okay. Ich war nicht wütend. Ich schrieb ihm einen Brief und machte ihm ein Angebot für seinen Anteil, und eines Tages war er weg. Nach New York. Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen, die einander lieben, niemals zulassen sollten, dass irgendetwas sich in dieses seltsame Gefühl einmischt. Aber ich bin nicht zornig. Ich bin traurig. Ich bin enttäuscht.«
    Der Regen hatte aufgehört. Überall schnitten Streifen aus weißem Sonnenlicht durch das Zimmer.
    »Der Regen hat aufgehört«, sagte ich.
    »Es ist eine allgemeine Enttäuschung. Eine allgemeine Traurigkeit. Könnte ich einen Schluck Wasser haben?«
    Ich gab ihm das Glas.
    »Ich pflanze, das will ich sagen. Ich grabe mit den Händen in unserer schwarzen Erde, und ich weiß, was Vielfalt ist. Was wofür gut ist. Welche Nährstoffe. Und deshalb bin ich ein bisschen traurig. Aber ich habe gesagt, dass ich nicht zornig bin, oder?«
    »Ja.«
    »Ich bin’s nicht. Ich muss auf die Toilette.«
    Ich half Carl, die Beine auf den Boden zu schwenken. Noch nie hatte ich etwas Derartiges an meinen Händen gefühlt. Trotz des dicken Karopyjamas war es, als hätte ich ein Stück Plastikrohr in der Hand. Ich zog ihn auf die Beine und führte ihn zu der Regaltür zum Bad. Während ich auf ihn wartete, füllte ich sein Wasserglas und schüttelte die feuchten Laken auf. Er blieb fast eine Stunde im Bad.
    »Alles okay da drinnen?«
    »Alles okay.«
    »Okay.«
    »Läuft.«
    »Okay.«
    Carl ging wieder ins Bett und schlief auf der Stelle ein. Ich zog seine Decke glatt, und dann ging ich in die Küche und rief Norma an.
    »Hallo?«
    »Es ist noch früh. Es ist zu früh, oder?«
    »Smithy! Smithy! Smithy Ide!«, schrie sie ins Telefon.
    »Es ist nicht zu früh?«
    Norma weinte laut. Ich wusste nicht, ob es ein gutes oder ein schlimmes Weinen war.
    »Es tut mir Leid, dass ich wütend war. Es tut mir Leid, dass ich wütend war. Es tut mir Leid, dass ich wütend war.«
    »Du warst nicht wütend, Norma.«
    »Als du mich angerufen hast, war ich wütend, und zwar auf dich, und dann hast du nicht mehr angerufen. Du hast nicht angerufen.«
    »Ich wollte …«
    »Bitte ruf mich an. Oh, bitte ruf mich an.«
    »Ich ruf dich an, Norma, und ich hab nicht deshalb nicht angerufen, weil du wütend warst. Es ist okay, wenn einer wütend auf mich ist.«
    Sie schwieg eine Weile. East Providence schwieg und schniefte. »Du musst mich anrufen.«
    »Das tu ich. Ich weiß. Ich hab dich im Geiste angerufen.«
    »Wirklich?«
    »Norma, ich schwör’s dir bei Gott. Und das ist schön, es ist wundervoll.«
    »O Smithy.«
    »Und ich bin in Indiana. In Providence, Indiana.«
    »Nein!«
    »Wirklich! Wir sind aus East Providence, Rhode Island, und jetzt bin ich in Providence, Indiana.«
    »Hier ist es. Ich hab’s. Ich hab meine Karte vor mir.«
    »Providence, Indiana.«
    »Ich hab’s. Wow!«
    »Gestern war’s eine wunderschöne Fahrt. Und rate mal, wo ich schlafen wollte. Das rätst du nie.«
    »Auf einem Feld.«
    »Ja, aber auf was für einem Feld?«
    »Einem Maisfeld.«
    »In einem Sonnenblumenfeld. Mehr Sonnenblumen, als du dir vorstellen kannst, und jede dieser schönen Sonnenblumen schaute in dieselbe Richtung. Ich wollte mein Raleigh neben der Straße abstellen und mir mitten zwischen den Blumen einen Platz zum Schlafen einrichten, aber Carl Everett Greenleaf hat mich mit seinem Pick-up angefahren und mein Rad kaputtgemacht.«
    »Smithy!«
    »Und er ist furchtbar krank und schläft nebenan, und ich weiß nicht. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Moment mal. Moment. Erzähl mir genau, was passiert ist.«
    Ich erzählte es ihr.
    »Und die Ärzte haben dich nicht untersucht?«
    »Sie hatten so viel zu tun. Carl ist so krank. Ich habe ein heißes Bad und ein paar Aspirin genommen.«
    »Die sind schlecht für den Magen.«
    »Gestern ist ein ganzer Bus voll Kinder an mir vorbeigefahren, und sie haben gewinkt. Die Menschen sind einfach besser, als ich dachte.«
    Wir schwiegen wieder, wie wir es am Telefon manchmal tun, aber diesmal war es ein schönes Schweigen, ein wirklich hoffnungsvolles Schweigen. Und ich sah sie so deutlich, wie ich Bethany sah. Aufrecht und stark in ihrem Rollstuhl. Ein vollständiger Mensch, umgeben von den Werkzeugen ihres Lebens.
    »Smithy?«, sagte Norma nach einer Weile.
    »Ich bin noch da, Norma.«
    »Ich hab gemeint, was ich gesagt habe. Ich hab nicht von jemand anderem gesprochen. Ich meinte … Ich meinte dich, mich.«
    »Okay.«
    »Okay.«
    Ich habe unsere Schweigepausen

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