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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Dinge sagen, aber das ist nicht fair. Ich hätte Sie beinahe umgebracht.«
    »Das ist okay.«
    »Sie sollten sich meinen Stuss nicht anhören müssen.«
    »Ich bin ein guter Zuhörer. Vielleicht kann ich besser zuhören als irgendetwas sonst.«
    Möglich, dass Carl darüber lächelte. Er drehte den Kopf. »Ich bedaure mich nicht. Das ist eine Sache. Das kommt, weil ich als Farmboy aufgewachsen bin, hier ganz in der Nähe. Auf der Greenleaf Dairy Farm. Jungs auf einer Farm kennen kein Selbstmitleid, nicht mal die flatterhaften, nicht mal die albernen. Dazu haben sie einfach keine Zeit. Und ich glaube, wir sind das, wozu Gott uns geschaffen hat, und damit Schluss. Mein Vater heißt auch Carl Everett Greenleaf. Oh, er ist ein großer Mann. Ein geachteter Mann. Aber er wusste, wer ich war, und hielt sich mehr oder weniger fern von mir, obwohl wir zusammen arbeiteten, und er überpinselte einfach die Zäune, wenn die anderen Jungen daraufgekritzelt hatten: ›Carl ist schwul‹ oder ›Carl die Tunte‹. Mommy liebt mich natürlich. Mein Bruder ist wütend auf mich. Ich finde, man hat die Verpflichtung – nein, es liegt in der Biologie -, seine Familie zu lieben und zu verstehen, sie liebevoll zu behandeln und einfach … gut. Ich bin traurig wegen meines Bruders, denn er hat immer auf dem Hof Ball mit mir gespielt. Und Hufeisenwerfen. Und ich war sein Trauzeuge, aber dann sprach er mit irgendwelchen Leuten und hörte auf, mit mir zu sprechen. Aber in Wahrheit ist es gegen die Biologie, seinen Bruder nicht zu lieben, egal, aus welchem Grund.
    Ich mochte die Kühe. Ich mochte den ganzen Werdegang der Kühe. Es ist Kommerz, aber es ist auch Leben. Nur die Menschen auf einer Farm wissen das. Aber meinen Garten hatte ich am liebsten. Er hatte einen Sinn. Den ganzen Spätsommer und Herbst hindurch hatte ich einen Gemüsestand. Kürbisse, Mais. Auberginen und Tomaten. Kräuter. In einem Jahr hatte ich mal Beete mit Usambara-Veilchen. Das hatte Sinn. Blumen kann man verstehen. Sie leben im Rhythmus der Welt, und ihre Farben und Texturen sind ein Geschenk. Sie verströmen die Welt, ganz einfach. Im nächsten Frühjahr erhöhte ich meine Beete, nahm einen anderen Dünger und pflanzte Gloxinien, Dahlien, Küchenschellen, Primeln und Fuchsien in Hängeampeln, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich verkaufte und verkaufte und verkaufte. Einmal, aus reiner Abenteuerlust, buchte ich einen Platz auf einem Farmer’s Market in New York. Ich hatte in Indianapolis verkauft, in Dayton, in Columbus. Man ist eigentlich ein Zigeuner. Man ist ein Vagabund, der mit seinem Volk reist und verkauft. Mein Volk sind die Farmer. Dieser New Yorker Markt war auf dem Union Square, und ich fuhr vierzehn Stunden an einem Stück dorthin. Es war wunderbar. O Gott. Brote und Marmeladen und Äpfel und Cidre, einfach alles. Und meine Pfingstrosen und Chrysanthemen und weißen Pflaumenblüten. Schöne Sträuße. Nicht ›extravagant‹ oder ›niedlich‹, sondern einfach und schön. Man lässt die Blumen für sich selbst sprechen. Man kann ihrer Pracht nichts hinzufügen, also soll man es nicht versuchen. Das ist alles. Nicht versuchen.
    Und da spaziert jemand über den Union Square und schaut sich alles an, und dieser Spaziergänger wurde zu Renny Kurtz, der einen kleinen Laden in der 28th Street hatte. Das ist das New Yorker Blumenviertel. Wir redeten und redeten. Er kaufte Muffins und Kaffee und kam damit zu meinem Laster. Wir diskutierten über die Zusammensetzung von Blumen, über Stiele und Stängel und Blütenblätter und Schoten. Ebenso gut hätten wir über klassische Kunst diskutieren können, denn der natürliche Zustand von Blumen war für uns das Gleiche. Simpatico. Einverständnis. Schlussfolgerungen. Wir kauften das Gelände hier, so nah bei der Milchfarm, weil Indiana so blumenfreundlich ist. Hier ist Asche im Boden. Vulkanische Kraft. Es ging uns gut. Es ging uns so gut. Und vieles machte Rennie Angst, weil er kein Farmboy war. Er war nicht furchtlos wie wir, aber es war in Ordnung, Angst zu haben. Schlechtes Wetter, Gewitterstürme. Ich sagte ihm immer, dass daher der Boden kommt. Und das stimmt. Der Boden riecht wie Minzeblätter in einem Gewittersturm. Aber mein Unglück, meine Krankheit, machte ihm die meiste Angst, und er fing an, sich seiner Angst zu schämen, und irgendwann konnte er nicht mehr aus ihr heraus. Er hockte im Treibhaus und tat, als schneide er Blumen, aber in Wirklichkeit wartete er nur, bis ich schlief. Und das war

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