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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Teufel sind Sie? Wer zum Teufel sind Sie?‹, und dann sagte er« – Norma?
    Norma: Lies weiter. Ich bin hier.
    Ich: Ich weiß, aber manches hier war leichter zu schreiben als auszusprechen.
    Norma: Keine Sorge. Was hat er gesagt?
    Ich: »›Sind Sie so eine alte Schwuchtel? Sind Sie das vielleicht? ‹«
    Norma: Nein!
    Ich: Doch, das hat er gesagt. Er hat es gesagt. Carl war homosexuell.
    Norma: Oh.
    Ich: Deshalb dachte er sich, ich müsste auch homosexuell sein. Carl war sein Bruder. Mein Gott.
    Norma: Lies weiter.
    Ich: Warte … »Immer, wenn ich seinem Bruder vorlesen wollte, was Carl geschrieben hatte, beschimpfte er mich. Carl sprach davon, wie sehr er ihn liebte, und dass er seinen Kindern Geld hinterlassen hätte, und sein Bruder schrie immer bloß: ›Du Schwuchtel. Du alter Homo‹ … lauter solche Sachen.«
    Norma: Dieser Drecksack. Dieser Drecksack.
    Ich: »Also habe ich ihm vorgelesen, was Carl ihm sagen wollte, und dann habe ich seinen Vater angerufen. Wahrscheinlich hätte ich es nicht tun sollen, aber wer hätte es dann getan? Dr. Donna Trivitch weinte immer noch ganz furchtbar, aber jetzt war sie auf die Veranda hinausgegangen. Ich sagte seinem Vater, dass Carl gestorben war, und er sagte: ›Danke‹, und legte auf.«
    Norma: Drecksack.
    Ich: »Ich wollte ihn wieder anrufen, aber das sollte die Ärztin später tun. Irgendetwas an diesen Anrufen erschien dringend. Ist der Tod etwas Dringendes? Ich weiß es nicht. Vielleicht gibt er einem nur das Gefühl, dass die Dinge schnell erledigt werden müssen. Anrufe sind zu tätigen. Mein letzter Anruf ging an diesen Rennie Kurtz.«
    Norma: Wer war Rennie Kurtz?
    Ich: Er war früher Carls Geschäftspartner.
    Norma: Und wo war er jetzt?
    Ich: Jetzt war er in New York.
    Norma: Und was hat er gesagt?
    Ich: Lass sehen … okay … »Mein letzter Anruf ging an diesen Rennie Kurtz. Ich musste es drei oder vier Mal versuchen, aber dann erreichte ich ihn schließlich. Ich sagte es ihm. Aus irgendeinem Grund – ich weiß nicht, warum – war es viel schwerer als bei allen andern. Ich hörte nichts am anderen Ende der Leitung, und da las ich ihm vor, was Carl aufgeschrieben hatte. Abgesehen von dem, was seine Familie bekommen sollte, vererbte er Rennie Kurtz alles. Rennie Kurtz machte ein Geräusch, das ich noch nie gehört hatte und nie wieder hören will. Dann fing er an zu schreien. Er schrie Carls Namen. Ich dachte, er würde auch wieder aufhören, aber nach einer Weile habe ich ganz leise aufgelegt. Dr. Donna Trivitch ließ Carl zum Bestattungsinstitut bringen und ging dann mit mir Kleider kaufen. Ich hatte keine mehr, weil Carl mich mit seinem Pick-up angefahren hatte, aber ich pinkelte kein Blut; also fehlte mir nichts. Ich kaufte mir – das heißt, sie kaufte mir, denn sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie mich hatte verprügeln lassen – neue Shorts und Socken und Turnschuhe und einen Rucksack und eine Kappe und eine Sonnenbrille und Chinos und einen Gürtel und zwei Pullover und Unterzeug und Wasser und Obst und Stresstabletten und ein nagelneues englisches Tourenrad mit Zehngangschaltung, und der Verkäufer stellte den Sattel und den Lenker tadellos auf mich ein. Auch eine neue Satteltasche aus Nylon. Und sie kaufte mir einen kleinen Kassettenplayer mit Ohrhörern und schenkte mir ein paar Kassetten dazu, und ich habe mir ein Buch gekauft. Das Buch heißt Ringo und ist von demselben Mann, der Iggy geschrieben hat.« … Und dann … dann sage ich … ich sage: »Goodbye. Smithy.«
    Norma: Das ist ein schöner Brief. Und ein trauriger Brief. … Du schreibst: »Goodbye«?
    (Ich schaue durch die Glastür der Telefonzelle, in der ich sitze und Norma ans Ohr halte. Ein rothaariges Mädchen schiebt einen Kinderwagen durch den Gang auf mich zu. Wann habe ich mich so sehr in mich selbst gekehrt, dass ich Gefühle herunterschlucke wie Fastfood und dass alles den gleichen salzigen Geschmack hat? Sie wartet. Ich fühle ihre Geduld und ihre Kraft. Mein Gott, ich möchte mehr sein. Ich möchte mehr sein, als ich bin. Das Baby greift nach den vorüberziehenden Regalen. Das Mädchen lächelt, und sie rollen vorbei. Ich bin derjenige, der keine Beine hat.)
    Ich: Ich schreibe … ich schreibe … du weißt schon: »Alles Liebe, Smithy.«
    Norma: Ich liebe dich, Smithy.
    Ich: Und dann … dann hab ich Providence, Indiana, mit meinem neuen Fahrrad verlassen und bin über … oh, Seymour und North Vernon und Bedford gefahren. Ich bin immer noch auf der Route 50.

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