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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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sein. Ich fühlte die Pistolenmündung in meinem linken Auge. Theresa zerrte an seinem Hosenbein.
    »Bitte. Oh, Gott der Rechtschaffenen, bitte rette meinen Jungen. Erweiche sein Herz … o Baby. O Gott, bitte.«
    Bill wandte sich von seiner Mutter ab und funkelte mich an. Die Tränen strömten jetzt über sein schwarzes Gesicht. Die nassen Linien der Wut glänzten, und seine furchtbare Hand zitterte. Langsam ließ er die Pistole sinken.
    »Weißer Mann«, stöhnte er. »Weißer, weißer Mann.«
    Er schaute auf seine Mutter hinunter. Ich spürte, wie Blut in meine Beine strömte. Ich schob mein Moto aus der Wohnung und stolperte damit die Treppe hinunter. Draußen im lehmigen Vorgarten standen viele schwarze junge Männer. Keiner schien älter als dreißig zu sein. Frauen waren nicht dabei. Ich schob mein Rad an ihnen vorbei. Die Sonne ging rot unter.
    »Abendrot, Gutwetterbot’«, sagte ich blöde, blöde, blöde.
    Ich konnte nicht durchatmen. Ich stieg auf, und zum ersten Mal, seit mein Pop hinter mir hergerannt war, während ich versuchte, ohne Stützräder das Gleichgewicht zu halten, musste ich mich auf das Treten konzentrieren. Ich bog an der ersten Ecke ab und an der nächsten wieder, fest davon überzeugt, dass der junge Bill es sich vielleicht noch anders überlegen würde.

ZWISCHENSPIEL
    L ieber Smithy, das hier ist mein Brief an dich, aber ich werde ihn nicht abschicken. Ich schreibe am Fenster in meinem Zimmer, und das Fenster ist offen. Der Ahorn draußen in unserem Garten raschelt, und ich lasse es vom Wind zu dir tragen, denn er kann das, und ich glaube wirklich, dass Worte fliegen können.
    Genau hier habe ich alles getan oder alles angefangen. Meine Dinge trösten mich, meine Arbeit trägt mich, mein Lesen informiert mich, die Musik, die mich begleitet, gibt mir Farbe und allem Struktur. Also war es nicht nur gut, zu genießen, was ich habe – oder zu lernen, es zu genießen -, sondern auch irgendwie richtig, alles so zu ordnen, dass ich an meiner Erfahrung nicht zerbrechen konnte. Verstehst du das? Nicht: Kannst du das verstehen, sondern: Verstehst du es? Ich weiß, dass du alles verstehen kannst, denn ich sehe immer noch, wie du sie wieder und wieder zurückbringst, ihr zuflüsterst, mit Büchern hinten in der Tasche. Du.
    Und ich weiß, dass du aufgehört hast zu verstehen, weil es leichter war, aber das geht nicht mehr. Du wirst gebraucht, und du musst ankommen. Und ich muss auch ankommen. Weil ich gebraucht werde.
    Du sagst mir immer wieder, du weißt es nicht, aber du weißt es doch. So gut es nur irgendjemand wissen kann. Es ist alles nur Schein, Smithy Ide. Es kommt nur darauf an, wie wir uns die Welt konstruieren. Ich weigere mich, zu glauben, dass du das nicht siehst. Wir müssen durchkommen, und wenn wir wirklich Glück haben, können wir jemanden finden, mit dem wir zusammen durchkommen können. Mit dem wir die Landkarte teilen und die guten und die schlechten Entscheidungen treffen können.
    Vielleicht war ich dumm. Ich glaube es nicht, aber es ist mir egal, wenn ich es war. Der Himmel und meine Träume vermischen sich miteinander. So lange Zeit konnte ich nicht zu mir zurück. Ich konnte nicht spüren, ob es warm oder kalt war, ob es schneite oder sonst was. Und es lag nicht an meinem Körper, der mich in so vieler Hinsicht nicht im Stich gelassen hat. Der da war in seiner Unvollständigkeit und mich gleichzeitig vollständig gemacht hat. Ja, ich weiß, auch das kannst du verstehen. Vielleicht schüttelst du den Kopf und sagst, du weißt es nicht, aber das wird einfach nicht mehr funktionieren. Du brauchst mehr, und Menschen brauchen mehr als ein Kopfschütteln.
    Jetzt ist mir kalt. Ich habe Gänsehaut an den Armen, und mein Atem dampft. Ich sollte das Fenster zumachen. Ich sollte den Entwurf der Yacht fertig machen und mir dann das neue Fleet Banking Center vornehmen, das ich zeichnen soll.
    Aber bevor ich es zumache, will ich noch eines in den Wind schreiben. Als ich zweiundzwanzig war, habe ich mir irgendwie in den Fuß geschnitten, und natürlich habe ich es nicht gespürt. Ich bemerkte es erst, als der Fuß anfing zu schwellen, und ich musste ins Krankenhaus und ihn aufschneiden lassen. Beinahe hätten sie ihn abgenommen. Ja, beinahe. Ich habe geweint und geweint, und sie konnten das nicht verstehen. Sie sagten, meine Füße wären doch nur im Weg. Das haben sie wirklich und wahrhaftig gesagt. Wegen der Infektion und der Medikamente, und eigentlich weil ich noch nicht angefangen

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