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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Grandma Butler, die ein Geschichtsbuch geschrieben hat und Zahnärztin war. Kein Witz. Sie ging 1921 von St. Louis weg und kam aus Boston zurück, und wir haben die Papiere. Sie hatte ihre Praxis in der Brookmayer, und Bills Grampa und sie wohnten neben dem Bürgermeister. Das ist wahr.«
    »Ich glaube Ihnen.«
    »Setzen Sie sich.«
    Ich setzte mich.
    »Bill hat Ihnen das Leben gerettet?«
    Ich erzählte es ihr. Theresa schwieg eine Weile. Im Hintergrund spielte Tom-und-Jerry-Musik, aber ihr mühsames Atmen übertönte sie fast. Sie rückte ein paar Dinge auf dem Klavier zurecht und setzte sich dann auf die Bank davor. Sie war nicht alt. Sie konnte kaum älter als vierzig sein, aber sie war so müde, wie ich noch niemanden gesehen hatte, und das ließ sie alt aussehen. Sehr alt.
    »Bill, der füllt einfach jeden Raum mit sich. Er ist so fröhlich und so … ausfüllend, verstehen Sie? Er ist immer fröhlich, niemals, niemals anders. Er glaubt, er gewinnt mit diesem Lächeln und diesem Lachen und der Art, wie er die Leute anfasst – sogar die Ladys, worüber ich manchmal weinen muss, aber es ist schön zu sehen, wie er alle zum Lachen bringt. Dieses breite Lachen. Sein großes Gesicht. Und er ist gut. Das, was an Menschen so gut ist, davon hat er so viel. Viel. Tanzen und Singen und Lachen. Schade, schade. Das ist Bills Ding. Das ist es, was er tut. Er hebt die Leute auf. Er bringt sie hoch. Wundert mich nicht, dass er Sie gerettet hat. Verstehen Sie? Er rettet sie alle mit diesem Lachen und diesem Lächeln, aber niemandem fehlt’s, bis sie ihn wegstoßen. Bis er sich selbst zum Lachen bringen muss. Bill tanzt für sich selbst. Das macht der Wein. Mehr und mehr tanzen für sich selbst.«
    Theresa schaute ins Zimmer zu dem kleinen Jungen hinein. »Stell das leiser, hörst du?«, rief sie.
    »Bill kommt manchmal, aber nie für lange. Er ist da draußen. Sie haben sie gesehen. Er ist jetzt ein Weintrinker. Ein Weintrinker ist Bill.«
    Theresa sprach nicht weiter. Sie sah mich ungerührt an; es war ein beinahe sachlicher Blick, aber etwas ging in diesem großen Körper und dem flachen Gesicht vor. Sie fing an zu weinen. Ich wollte ihre Hand berühren, aber sie zog sie weg, als sei ich ein heißer Gegenstand.
    »Das ist alles. Weiter nichts. Wenn ich ihn je wieder sehe, sage ich, der Mann, den du gerettet hast, war hier. Falls ich ihn sehe.«
    Theresa brauchte mir nicht zu sagen, dass ihr nicht wohl dabei war, mich in ihrem Haus, in ihrer Wohnung zu haben. Ich bedankte mich bei ihr und ging zu meinem Fahrrad. Ich hatte es gerade zur Tür gedreht, als sie aufging und ein junger Mann von vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahren hereinkam. Ich sage so was eigentlich nie, aber ich schwöre Ihnen, er sah mehr wie Bill aus als Bill selbst. Wir starrten einander an.
    »Ich bin Smithy Ide«, sagte ich.
    »Er kennt Bill. Er kennt deinen Vater«, sagte Theresa, fast als müsse sie sich entschuldigen.
    »Ihr Vater hat mir das Leben gerettet«, sagte ich.
    »Er ist Bills Junge«, sagte Theresa.
    Ich streckte die Hand aus. In einer fließenden Bdewegung, so schnell, wie ich mir die alten Gunfighter vorstellte, schlug Bill meine Hand zur Seite und hielt mir eine kleine blaumetallene Pistole vors Gesicht. Theresa stieß einen Schrei aus, fiel auf die Knie und fing an zu beten. Der kleine Junge kam herausgerannt und blieb neben seiner gewaltigen Mutter stehen. Ich bekam einen trockenen Mund, und mir wurde schwindlig.
    »Wird er erschossen, Bill?«, fragte der Kleine.
    Bill holte tief Luft und schien damit alle Energie aus dem Zimmer zu saugen. Seine Brust dehnte sich, als wolle er die Welt herausfordern.
    »Klar werd ich ihn erschießen. Shit. Der Weiße kennt den Säufer. Er kennt den Säufer.«
    Theresas Gebete und Gnadenbeschwörungen waren nur noch ein leises, schluchzendes Gemurmel.
    »Er kennt den Säufer, der sich voll pisst. Er kennt den Säufer, der down ist. Den Säufer, der ein Clown ist. Der Sauf-Clown hat seinen weißen Arsch gerettet.«
    »Baby, nein, Baby, Baby«, schluchzte Thersa, und sie kroch, kroch wirklich auf Händen und Knien, auf ihren Sohn zu.
    »Mama, hör auf! Mama, steh auf! Charles, schaff deine Mama hier weg.«
    »Ich kann Mama nicht wegschaffen, Bill. Mama ist zu dick.«
    »Baby, nein. Baby Boy, nein.«
    »Hör auf!«
    Bill hatte Tränen in den Augen, als er seine Mutter vor sich auf dem Boden sah. Was zwischen ihm und meinem Bill oder den Weißen – oder sonstwem – passiert war, schien nicht wichtig zu

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