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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Tor gefahren.
    »Gott«, murmelte Holman überrascht. Eben hatte er noch angestrengt in den Nebel gespäht und kaum Zeit gehabt zu bemerken, daß es etwas heller wurde, und nun fuhren sie auf einmal in hellem Sonnenschein dahin. Er und Casey blickten über die Schultern zurück zu der dicken gelblich- grauen Nebeldecke hinter ihnen. Hodges war zu sehr mit seinen Schmerzen beschäftigt, um auf die Veränderung zu achten. Wie ein dunkles Bahrtuch, das über die Landschaft gezogen wurde, schien sich der Nebel von ihnen zu entfernen. Casey erschauerte, und Holman schenkte ihr ein auf- munterndes Lächeln, obwohl ihm nicht danach zumute war.
    »Es ist unnatürlich«, flüsterte sie.
    Holman schüttelte den Kopf, wußte aber keine Antwort. Er schaltete die Scheinwerfer aus und fuhr schnell weiter. Bald war das Dorf erreicht, und Hodges dirigierte ihn zum Polizeirevier. Er lief die Stufen hinauf und meldete, was mit dem Bus geschehen war. Der Polizeisergeant konnte Holmans Besorgnis nicht ganz verstehen, als er erfuhr, daß keiner der Jungen ernstlich verletzt worden war. Er war er- staunt und fast ungläubig, als Holman von dem dichten Nebel berichtete, im Dorf habe man jedenfalls nichts davon bemerkt, und er habe auch keine Meldungen aus der umliegenden Gegend. Nichtsdestoweniger werde er sich mit dem nächsten Abschleppdienst in Verbindung setzen und gleich einen seiner Männer hinausschicken. Er wies ihm den Weg zur Arztpraxis und dankte ihm für die Mühe, die er auf sich genommen habe.
    Als Holman das Polizeirevier verließ, tat er es mit einem Gefühl leichter Unzufriedenheit. Vielleicht machte er mehr daraus als die Situation rechtfertigte; schließlich war Nebel in England ganz gewiß nichts Ungewöhnliches, wenn er zu dieser Jahreszeit auch ein wenig unheimlich war. Nun, da er im warmen Sonnenschein stand, fiel es ihm schwer, sich die bedrohliche Dichte der gelbgrauen Wolke wieder zu vergegenwärtigen. Der Nebel schien unwirklich, als hätte es ihn in Wirklichkeit nie gegeben. War es möglich, daß er noch nicht wiederhergestellt war? War sein Geist noch immer ein wenig >gestört    Sie fuhren den noch immer murrenden und ächzenden Hodges zur Arztpraxis, übergaben ihn in sachkundige und freundliche Pflege und fuhren dann weiter nach London.

5

    Ein paar Stunden später, nachdem sie unterwegs in einer Wirtschaft gegessen hatten, erreichten sie Holmans Wohnung in der St. John's Wood Road, gegenüber von Lords Cricketplatz. Er parkte den Wagen im Vorhof, und sie nahmen den Aufzug zu seiner Wohnung im obersten Geschoß des alten, aber gepflegten Gebäudes. Seine Wohnung war spärlich möbliert, nicht vollgestopft mit Sachen und bequem. An den Wänden hingen ein paar Originalgemälde, doch gab es sonst nur ein Minimum an Ausstattung. In einem Winkel stand der hohe, lange Stamm einer Pflanze, die bis zum Wipfel völlig kahl war, aber dort einen üppigen Büschel dichten Blattwerks trug. Er behauptete lachend, daß sie über die Mau- er des Londoner Botanischen Gartens geklettert und den Weg zu seiner Wohnung gefunden habe, weil sie jemand suche, den sie lieben könne. In Wahrheit hatte Holman sie eines Nachts vor vielen Jahren betrunken bei einem Einbruch im Botanischen Garten mit einigen gleichfalls bezechten Freunden gestohlen. Er hatte keine Ahnung von ihrem richtigen Namen, also nannte er sie George.
    Sein Schlafzimmerfenster öffnete sich auf ein Flachdach, wo er viele friedliche Sommerabende damit verbracht hatte, über die Dächer hin und zu den Sternen aufzublicken. Dieser Hang zur Beschaulichkeit kontrastierte mit der Seite seines Wesens, die nach Aufregung und Gefahr verlangte. Der einzige

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