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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Luxus, den er sich gönnte, war sein Bett. Wenn er schlief, wollte er durch eine Partnerin nicht beengt sein; und wenn er eine Partnerin liebte, wollte er nicht durch das Bett beengt sein. So war es logisch, daß sein Bett den größten Teil seines mittelgroßen Schlafzimmers einnahm. Als sie es zum erstenmal gesehen hatte, hatte Casey gekichert; als sie seine Bequemlichkeit mit ihm geteilt hatte, war sie auf Holmans Vergangenheit eifersüchtig geworden. Aber im Laufe der Zeit hatte sie sich mit seinem offenbar bewegten Vorleben abgefunden.
    Sie machte Kaffee, während er in einem Sessel hing und die Schuhe von den Füßen stieß. Sie brachte die Tassen her- ein, setzte sich zu seinen Füßen und stellte den Kaffee auf den Boden.
    »Wie fühlst du dich jetzt, John?« fragte sie.
     
    »Ach, ein klein wenig müde, das ist alles. Posthospitale Depression nennt man es, glaube ich.«
    Sie rieb ihm zerstreut die Fußsohlen. »Ich habe mich entschlossen, Theo zu verlassen.« Sie nannte ihren Vater immer bei seinem Vornamen, eine weitere Gewohnheit, die Holman ungerechtfertigt irritierend fand.
    »Du willst ihn verlassen?« Er setzte sich aufrecht hin und sah ihr in die Augen, als könnte ihre Miene die Feststellung bestätigen oder verleugnen.
    »Ja. Als du im Krankenhaus warst, John, entdeckte ich vieles über mich selbst, vor allem, daß ich dich mehr liebe als ich vorher für möglich gehalten hätte. Mehr als Theo. Mehr als alles. Ich war nahe daran, aufzugeben, weißt du. Als ich dachte, dir sei nicht zu helfen, hätte ich dich beinahe verlassen.«
    Er beugte sich näher zu ihr, nahm ihr Gesicht in die Hände und sagte nichts.
    »Es ängstigte mich, wie du warst und was du in deiner Raserei sagtest«, fuhr sie fort. »Ich konnte nicht glauben, daß du es warst.«
    »Ich war es nicht wirklich, Casey.«
    »Ich weiß, John. Aber es war wie ein Alptraum. Nicht zu wissen, ob du jemals gesunden würdest, jemals wieder bei mir sein könntest. Ich ging ins Hotel und rief Theo an. Ich wollte abreisen und nach Hause fahren. Aber als ich mit ihm sprach, wurde mir klar, daß ich es nicht konnte. Und als ich am nächsten Tag wieder zum Krankenhaus ging und die Auskunft erhielt, daß mit der Möglichkeit deines Todes gerechnet werden müsse — da wurde mir klar, daß ich ohne dich nichts sein würde. Mein Vater konnte mir nie wieder so viel bedeuten, konnte niemals deinen Platz einnehmen.«
    »Casey...«
    »Glaub mir, John.«
    »Hör zu, Casey. Gib dir ein paar Wochen Bedenkzeit; entscheide nicht jetzt.«
    »Ich brauche nicht zu entscheiden. Ich weiß es.«
    »Gut, dann tue es für mich. Du hast in letzter Zeit zu viel durchgemacht. Ich möchte, daß du dir über deine Empfindungen absolut im klaren bist — um unseretwillen.«
    »Und wie steht es mit dir, John? Bist du dir über deine Empfindungen im klaren?«
    Er ließ sich in den Sessel zurückfallen. »Frag mich noch nicht. Zu viel ist mit mir geschehen, als daß ich mir im Augenblick über irgend etwas im klaren sein könnte.«
    »Ist das der Grund, daß du mir eine Bedenkzeit empfiehlst — weil du mehr Zeit brauchst?« Sie biß sich auf die Lippe, seiner Liebe ungewiß.
    »Zum Teil, ja. Ich muß auch mit mir selbst ins reine kommen.«
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie legte die Wange an sein Knie, um ihre Tränen zu verbergen. Er strich ihr übers Haar, und sie saßen eine Weile schweigend da. Dann blickte sie zu ihm auf und sagte: »John, laß mich heute nacht bleiben.«
    »Was ist mit deinem Vater?«
    »Ich sagte dir, darauf kommt es nicht an. Natürlich liebe ich ihn noch immer. Ich könnte das nie verleugnen, aber jetzt bist du die Hauptperson. Ich möchte dich nicht verlas- sen. Laß mich wenigstens heute nacht bleiben.«
    »In Ordnung, Casey, warum sollte ich dich wegschicken?« sagte er in einem Versuch, die Stimmung aufzulockern.
    »Ich werde nachher Theo anrufen und es ihm erklären.« Sie kniete hin und beugte sich zu ihm. »Ich habe meine Entscheidung getroffen, aber ich kann warten. Ich möchte, daß auch du dir klar wirst, und solltest du feststellen, daß du mich nicht wirklich liebst — « sie zögerte, zwang sich zu den nächsten Worten »— werde ich fortgehen.«
    Er küßte sie auf die Lippen und mußte plötzlich über ihr trauriges Gesicht lachen. »Abgemacht, Casey«, sagte er. »So machen wir es!«
    Sie tranken ihren Kaffee und jeder hing seinen Gedanken nach, und allmählich begann Holman sich zu entspannen. Er schob die Erinnerung an das

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