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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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wieder zu regnen begonnen und das einzige Geräusch rührte von den Scheibenwischern an der Windschutzscheibe, die unermüdlich hin und her pendelten. Kyra saß mit steinerner Miene auf der Rückbank und starrte aus den getönten Fenstern. Die Landschaft huschte als dunkler Schleier vorbei. Der Regen trommelte laut gegen den Wagen und hatte eine eigenartig beruhigende Wirkung auf Kyras aufgewühltes Gemüt.
         Noch immer schweiften ihre Gedanken oft zu dem Traum, der ihr so unheimlich real vorgekommen war. Lange hatte sie sich eingeredet, dass es wohl ein Trugbild ihrer überhitzten Nerven gewesen sein musste und sie sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen brauchte. Doch ab und zu beschlich sie das eigenartige Gefühl, dass irgendetwas Unerklärliches mit ihr geschehen war. Sie hatte in Büchern über Phänomene gelesen, bei denen Vampire untereinander per Telepathie Kontakt aufnehmen konnten. Was, wenn Marius sie tatsächlich in ihren Träumen heimsuchte, um sie zu verwirren?

     Sie wischte diesen beunruhigenden Gedanken beiseite. Dies war nun die zweite Nacht, in der sie kein Blut zu sich genommen hatte, doch noch fühlte sie sich nicht kraftlos. Sie fragte sich, wie lange sie es wohl ohne Nahrung aushielt, ohne dabei durchzudrehen. Joe hatte ihr einmal gesagt, dass sie als Opfer eines reinblütigen Vampirs wahrscheinlich vier bis fünf Tage ohne jegliche Nahrung auskommen würde. Doch sie fürchtete sich davor, was mit ihr passieren würde, wenn diese fünf Tage verstrichen wären. Würde sie zu einem blutrünstigen Monster mutieren, so wie Daniel es behauptet hatte? Oder würde sie danach endlich lernen, Prana aus der Luft aufzunehmen, so dass sie nie wieder dazu gezwungen war, menschliches Blut zu trinken? Was immer passieren würde, sie hatte sich vorgenommen, bis zum Ende durchzuhalten und es drauf ankommen zu lassen. Sie wollte nicht, dass man noch länger das blutsaugende Untier in ihr sah.
         Plötzlich trat Daniel auf die Bremse. Ein fürchterliches Quietschen zerschnitt die Luft und Kyra wurde jäh nach vorne gerissen. Ein dumpfer, ohrenbetäubender Aufprall brachte den Wagen zum Erzittern und Daniel riss das Lenkrad herum. Das Auto vollführte eine 180-Grad-Wendung und kam mit qualmenden Reifen zum Stehen.
         „Scheiße!“, brüllte Daniel mit hochrotem Kopf. „Was zum Teufel war das?“
         Seth war mit dem Kopf voran gegen das Armaturenbrett geknallt und rieb sich erschrocken die schmerzende Stirn.
         „Bist du verrückt geworden?“, schrie er. „Wir hätten dabei draufgehen können!“
         Doch Daniel stieg sofort aus dem Auto und blickte sich auf der dunklen Straße um.
         „Da war etwas!“, rief er laut. „Etwas ist vor das Auto gelaufen, ich hab es genau gesehen! Es hat uns gerammt!“
         Jetzt stieg auch Seth aus.
         „Ich kann nichts sehen“, meinte er verärgert. „Bist du dir sicher?“
         „Natürlich bin ich mir sicher!“, sagte Daniel sauer. „Ich weiß doch, was ich sehe!“
         Kyra, von unersättlicher Neugier gepackt, öffnete die Wagentüre und stieg hinaus in den Nieselregen. Daniel und Seth standen etwa zehn Meter hinter dem Heck des Chevrolets und spähten in die Dunkelheit des Waldes. Kyra jedoch ging zur Vorderseite des Autos und besah sich die Stoßstange. Sie war eingedellt und halb heruntergerissen. Ein Frontlicht war zerbrochen und gab nur noch spärlich flackerndes Licht von sich. Dann fiel ihr Blick auf einen dunklen Fleck und sie wischte mit den Fingern kurz darüber. Als sie daran schnüffelte, stieß ihr ein ekelerregend fauler Gestank in die Nase.
         „Hey, seht mal da!“, rief sie den beiden zu. „Das ist Blut!“
         Seth und Daniel kamen angerannt und starrten auf die kaputte Frontseite des Wagens.
         „Ich hab es dir doch gesagt!“, meinte Daniel. „Da siehst du es! Irgendetwas ist mir direkt vors Auto gelaufen und so wie es aussieht, hab ich es erwischt!“
         „Meinst du...“, sagte Seth und besah sich den dunklen Blutfleck. „Meinst du, es war vielleicht … ein Mensch?“
         „Nein“, warf Kyra ein und schnupperte noch einmal an ihren blutverschmierten Fingern. Sie richtete sich auf und sah die beiden an. „Ein Mensch hätte nach so einem Aufprall nicht einfach verschwinden können. Außerdem -“ Sie rieb das Blut zwischen ihren Fingern und hielt sie in die Höhe „- außerdem riecht das hier

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