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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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Ruhe lassen!“
         Die Gesichter begannen zu verschwimmen und aus weiter Ferne tauchten die schemenhaften Formen von Seth und Daniel auf, beide mit Pflöcken in der Hand und einem hasserfüllten Ausdruck in den Augen.
         „Du hast sie alle getötet!“, ertönte Daniels wütende Stimme. „Du bist ein Monster!“
         „Ein Monster!“, schrie Seth mit irrem Blick. „Ein Monster!“
         Ihre Gestalten schwollen  an und blickten auf Kyra hinab, die sich zitternd zusammenkauerte und zu weinen begann.
         „Ein Monster, ein Monster!“, gackerte Seth unentwegt.
         Kyra sank auf die Knie, die Hände auf die Ohren gepresst und schüttelte energisch den Kopf.
         „Ich bin kein Monster!“, schrie sie, um Seth's Gekeife zu übertönen. „Nein, ich konnte nichts dafür, ich bin kein Monster!“
         Und plötzlich tauchte Marius vor ihr auf. Groß und elegant gekleidet sank er vor ihr auf die Knie.
         „Sie werden dich vernichten“, sagte er mit seltsam verwehter Stimme. „Du wirst es sehen. Ich bin der einzige, dem du vertrauen kannst.“
         Er nahm sie in den Arm und seine Lippen berührten ihren Hals.
         Mit einem Entsetzensschrei wachte Kyra auf. Sie blickte sich gehetzt um. Ihr Gesicht glänzte. Eben noch hatte sie ein enormes Gewicht auf ihrem Körper gespürt. Hastig fuhr sie mit der Hand an die Stelle, wo Marius Lippen sie gestreift hatten. Es fühlte sich noch immer warm an. Auf ihrem Nacken sträubten sich die Haare und sie bekam eine Gänsehaut. Was zum Teufel war eben passiert? Sie hatte deutlich gespürt, dass jemand auf ihr gelegen hatte, nur Sekunden bevor sie erwachte. Und Marius' Umarmung hatte sich so real angefühlt. Kyra zitterte am ganzen Körper. Was war das nur für ein Traum gewesen, wenn er sich so echt anfühlte? In heilloser Verwirrung sah sie sich im Zimmer um, konnte aber niemanden sehen. Draußen war es noch immer hell.
         Ein weiteres Mal flog die Zimmertüre krachend auf und Daniel und Seth standen mit gezückten Pistolen vor ihr. Kyras Kopf fuhr zu ihnen herum und sie blickte sie versteinert an.
         „Was ist los?“, rief Seth keuchend. „Warum hast du geschrien?“
         Daniel schritt ohne zu fragen durch den Raum und sah sich um. Kyra folgte ihm mit den Augen. Seth war in Sekundenschnelle bei ihr und beugte sich zu ihr hinunter.
         „Was ist passiert?“, fragte er. „Warum zitterst du so?“
         Kyras Herz pochte so schnell, als würde es gleich zerspringen. Mit fahriger Hand strich sie sich die verklebten Haarsträhnen aus dem Gesicht und befeuchtete ihre trockenen Lippen.
         „Ich … ich hatte nur einen Albtraum, es ist nichts weiter...“
         „Was?“, rief Daniel erbost und drehte sich zu ihr um. „Du hattest einen Albtraum? Soll das ein Witz sein?“
         Kyra blickte ihn ausdruckslos an.
         „Nein“, sagte sie lahm. „Es war nur ein Traum...“
         Daniel schritt auf sie zu, die Augen zu gefährlich Schlitzen verengt.
         „Du brüllst hier herum wie auf der Streckbank und jagst uns damit einen Heidenschreck ein, nur weil du einen Albtraum hattest?“
         „Lass sie ihn Ruhe“, sagte Seth. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt.“
         Kyra mied Daniels schneidenden Blick und sah stattdessen auf ihre Knie.
         „Es war nur ein Traum, ihr könnt euch wieder beruhigen“, sagte sie mit einem Anflug von Scham. Nicht nur, dass es ihr peinlich war, weil sie sich von einem Traum so einen Schreck einjagen ließ, jetzt machten die beiden auch noch so ein Aufhebens darum. „Ich bin im Moment einfach ein wenig gestresst...“
         „Oh, du bist gestresst, ja natürlich“, schnarrte Daniel.
         Seth warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
         „Vielleicht kommst du lieber mit in unser Zimmer“, sagte er an Kyra gewandt.
         „Nein“, antwortete sie widerborstig. „Mir geht es gut.“
         Ganz sicher war sie sich ihrer Worte allerdings nicht. Ganz im Gegenteil, sie hatte sich schon lange nicht mehr so schlecht gefühlt wie in diesem Augenblick.
     
         Sie erreichten die ersten Auswüchse von Amarillo in Texas noch in dieser Nacht. Daniel war so schnell gefahren, dass sie die Grenze bereits um Mitternacht hinter sich ließen. Gegen drei Uhr morgens fuhren sie über eine weitläufige Landstraße, die mitten durch einen Wald führte. Es hatte

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