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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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Jim.
         Er widmete sich wieder dem köchelnden Tran, der mittlerweile einen beißenden Gestank verströmte. Jim füllte das nun flüssige Fischöl in drei Tassen und stellte sie auf den Tisch.
         „In einem Zug trinken und zwar solange es noch heiß ist“, sagte er.
         Daniel und Seth taten es sofort und liefen gleich darauf zartgrün an. Kyra nahm die Tasse in die Hand und schnüffelte kurz. Der Geruch war ekelerregend.
         „So schlimm ist es nicht“, meinte Jim.
         Kyra klemmte sich die Nase mit den Fingern zu und trank die zähflüssige Brühe in einem Zug aus. Es geschah fast augenblicklich. Sobald sie den letzten Tropfen Tran hinuntergeschluckt hatte, überkam sie ein gewaltiger Brechreiz. Sie presste die Hände auf den Mund und kämpfte mit aller Macht gegen das Würgen an. Jim war schon zur Tür gegangen und hatte sie geöffnet.
         „Wenn du kotzen musst, dann geh raus“, meinte er.
         Kyra ließ sich das nicht zweimal sagen. So schnell sie konnte stürmte sie hinaus und stemmte sich mit der Hand gegen den Stamm der knorrigen Kirsche. Sie spie nicht nur den Tran wieder aus, sondern auch eine Anzahl von winzigen Eiskristallen, die in dem Öl schwammen. Ihr war so, als wäre etwas sehr kaltes und klumpiges aus ihr herausgepumpt worden. Mit glänzendem Gesicht und fürchterlichem Seitenstechen setzte sie sich auf die Veranda und verbarg ihren Kopf in den Händen. Ihr war schwindelig.
         „Na, war Eis dabei?“, fragte Jim mit dem Einfühlungsvermögen eines beilschwingenden Metzgers.
         Kyra nickte matt.
         „Ein wenig.“
         „Da können wir von Glück sagen, dass ihr so schnell hier wart. Die Verwandlung war wohl schon in vollem Gange. Wahrscheinlich ging es bei dir so schnell, weil du bereits tot bist.“
         Kyra wollte nichts davon hören. Ihr war so elend zumute und ihre Beine zitterten so heftig, dass Jims platte Worte alles nur noch schlimmer machten.
     
         Am späten Vormittag lag Kyra  in Jims schmuddeligem Bett mit Blümchenüberzug und vergrub sich tief in der Bettdecke. Ihr Körper fühlte sich schwach und zittrig an. Sie vermutete, dass es nicht nur an dem Tran lag, den sie vor ein paar Stunden erbrochen hatte. Ein immer stärker werdendes, nagendes Gefühl von Hunger überkam sie schubweise und ließ ihr Denken zunehmend erlahmen. Auch die kalte Dusche, die sie sich zuvor genehmigt hatte, konnte diesen tiefen Trieb in ihrem Inneren nicht dämpfen. Im Gegenteil. Nun, da sie sauber war und ihre Gedanken sich klärten, machte sich der unangenehme Drang nach Blut immer mehr in ihr breit. Seit gestern hatte ihre Haut einen ungesunden Farbton angenommen und war ein wenig dunkler und rosiger geworden. Ihr Herz pochte viel schneller als sonst und schlug schmerzhaft gegen ihre Brust. So sehr sie sich auch anstrengte, Kyra kam nicht zur Ruhe und wälzte sich hektisch von einer Seite auf die andere. Als sie schließlich einschlief, driftete sie erneut in schweißtreibende und beängstigende Träume ab. Sie sah Seth und Daniel vor sich stehen.
         „Du bist ein Monster“, zischte Daniel verächtlich und Seth stimmte mit wildem Gelächter zu. „Ein Monster!“
         Und wieder verschwammen ihre Gesichter. Marius trat aus dem Schatten und legte tröstend seine Arme um Kyras Körper.
         „Nur mir kannst du vertrauen ... Ich bin der einzige, der es vermag, dein Leid zu lindern...“
         Seine Lippen glitten sachte über ihren Hals und sie wehrte sich nicht dagegen. So froh war sie, sich an seiner Brust ausweinen zu können. Froh, dass er sie nicht zurückstieß wie alle andere ...
         Ruckartig fuhr sie aus dem Schlaf und merkte gerade noch, wie ein großes Gewicht sich von ihrem Körper löste. Mit einem Satz richtete sie sich auf und tastete hektisch umher. Sie konnte sich das doch nicht schon wieder eingebildet haben! Irgendjemand war hier gewesen, da war sie sich sicher. Sofort stieg sie aus dem Bett und schlug die Türe zum Wohnzimmer auf. Sie zitterte von Kopf bis Fuß und ihr Gesicht war vor Zorn und Angst gerötet.
         „Da war etwas im Bett“, schrie sie aufgebracht. „Wer von euch war das?“
         Seth, der in einem der Korbsessel eingenickt war, schreckte mit einem markerschütternden Schnarcher auf und blickte sich um.
         „W-was? Ist es schon wieder Zeit?“, stammelte er schlaftrunken. „Geht es weiter?“
         „Wer

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