Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
Vom Netzwerk:
sich der Hohe Rat zu versammeln pflegte. Es wirkte beinahe unwirklich. Ein weitläufiger Hof säumte die Mauern und an der Westseite erstreckte sich ein riesiger Wald so weit in die Ferne, dass man sein Ende kaum ausmachen konnte. Das Schloss hatte neun Stockwerke und bot Platz für mindestens achthundert Personen, die Wände waren weiß gekalkt und filigranes Blattgold darin eingelassen. Am höchsten Turm, dort, wo bei Kirchen normalerweise ein Kreuz saß, befand sich ein mannshohes Ankh aus Bronze, welches durch die Zeichen der Zeit bereits grün und verwittert schien. Kein Portier und keine Wachen standen vor dem schmiedeeisernen Tor. Es schwenkte wie von Geisterhand auf, als die Autos davor standen und ließ sie ein.
         „Bist du jemals hier gewesen?“, flüsterte Michael Joe zu.
         Es war schwer zu erraten wohin Joes Blick ging, den er hinter seiner Sonnenbrille so sorgfältig verbarg, doch Michael hatte den Eindruck, dass auch ihm sehr unwohl war.
         „Nur einmal“, antwortete er leise. „An dem Tag, als Amelie mich verwandelte.“
         Das Tor schloss sich ebenfalls von alleine  und die Reifen der beiden Autos fuhren über glutroten Kies. Sie hielten direkt vor dem imposanten Eingang, der von Granitsäulen flankiert wurde, auf denen sich dunkelgrüner, giftiger Efeu empor rankte, über der Stirnseite zusammenlief und so einen verwachsenen Torbogen bildete. Die Tür dahinter war übergroß und um die fünf Meter hoch. Michael und Joe stiegen aus dem Wagen und besahen sich das gewaltige Schloss, Michael mit etwas bangem Blick. Joe dagegen schien unverhohlen angewidert zu sein.
         „Dekadenz“, sagte er mit eiserner Miene. „Dekadenz, die ihnen nicht zusteht.“
         Auch Amelie und Victor entstiegen ihrem Wagen und die beiden Autos setzten daraufhin geräuschlos um die Ecke.
         „Willkommen“, sagte Amelie, „auf dem Hof  Clessidra ligamentum .“
     
         Mittlerweile war die Dämmerung über sie herabgesunken und einzelne Sterne leuchteten am Himmel. Irgendwo draußen in der Düsternis schuhute eine Eule und Kyras Blick wanderte durch die Fenster hinaus zu der alten Kirsche.
         „Können wir bald los?“, fragte sie ungeduldig und schlang dabei die Arme um ihren Körper.
         Daniel wandte sich mit steinerner Miene zu ihr um, sagte jedoch nichts. Seth hatte ein hübsches Arsenal an Fischöl und Stäuben in eine kleine Tasche gepackt und sie sich über die Schultern geschwungen.
         „Von mir aus können wir“, sagte er feierlich.
         Kyra saß schon im Wagen und trommelte mit den Fingern auf ihre Knie, während Daniel und Seth noch immer auf der Veranda standen, um ein paar letzte Worte mit Jim zu wechseln. Sie konnte nicht genau hören, was sie sagten, da ihre Gedanken sie viel zu sehr ablenkten. Ihr fiel jedoch auf, dass alle drei ziemlich ernst wirkten und mit gesenkten Köpfen diskutierten.
         „Das ist eine gefährliche Sache, in die ihr verstrickt wurdet“, meinte Jim mit gedämpfter Stimme. „Ihr könntet eine Menge Ärger kriegen. Diese Venusgeister sind nicht zu unterschätzen. Es gibt nichts, womit man sie aufhalten könnte. Außer einem Artefakt, welches schon seit sehr langer Zeit im Verborgenen gehalten wird. Lasst euch nicht erwischen, hört ihr? Und nehmt keinen Kontakt mehr zu anderen Jägern auf, bis ihr in Wisconsin seid. Ich habe das dumme Gefühl, dass ihr verfolgt werdet.“
         „Wie kommst du darauf?“, fragte Seth.
         „Das Feuer in Phoenix war kein Zufall. Vampire greifen keine Orden an. Sie wissen, dass das zu einem neuen Krieg führen könnte. Seit Jahren läuft alles friedlich zwischen Menschen und Vampiren. Ein Ordenshaus brennt ab und nicht nur der Hohe Rat, sondern auch Bill mischt sich in diese Sache ein! Kommt es euch nicht seltsam vor, dass eine Stunde, nachdem ihr den Orden verlassen habt, das gesamte Gebäude abbrennt? Jemand wusste, dass sich dieses Mädchen dort befindet. Ich verstehe nur den Zusammenhang nicht, aber seid auf der Hut! Vielleicht ist euer Feind näher als ihr glaubt.“
         Daniel schürzte die Lippen.
         „Was ist das für ein Artefakt, von dem du gesprochen hast?“, fragte er. „Ich habe nie davon gehört.“
         Jim warf einen nervösen Blick auf das Auto, in dem Kyra saß, und senkte die Stimme noch weiter.
         „Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Nur die höchsten Konsuln der

Weitere Kostenlose Bücher