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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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passiert!“, sagte Daniel ungefähr zum fünfzigsten Mal und blickte sie dabei vorwurfsvoll an. „Möglicherweise hat dich jemand mit einem Fluch belegt und ein passender Gegenfluch kann nur seine Wirkung entfalten, wenn man alle Details eines solchen Traumes kennt!“
         „Das sind meine Träume! Was darin passiert, geht niemanden etwas an!“, wehrte sich Kyra trotzig und verschränkte die Arme. „Was ist daran überhaupt so spannend? Von wegen  'Fluch'.  Jeder hat mal Albträume, das ist doch nicht weiter schlimm.“
         „Aber es ist schon ein wenig merkwürdig, tagelang immer genau den gleichen Albtraum zu haben. So was ist nicht normal.“
         Daniel starrte auf die Straße und klopfte ungeduldig mit den Fingern auf das Lenkrad.
         „Jim war wirklich besorgt und wenn er sich Gedanken über so etwas macht, sollten wir das ernst nehmen. Immerhin war er Priester, die beherrschen ihr Fach.“
         Kyra wollte nichts davon hören. Auch wenn sie ihre Träume beunruhigten und sie am liebsten auf der Stelle losgeworden wäre, traute sie es weder Daniel noch Seth zu, einen anständigen Zauber auszuführen. All das Gerede über Magie, Flüche und Banne hielt sie für leeres Geschwätz, das allenfalls mittels Suggestion funktionierte. Sie bezweifelte stark, dass irgendein ominöses Ritual ihr dabei helfen sollte, ihre Träume in die Verbannung zu schicken. Für sie war das alles nichts weiter als bloße Zeitverschwendung.
         In der Stadt Lincoln im sonnigen Nebraska nahmen sie sich in aller Frühe zwei Zimmer in einem heruntergekommenen, billigen Hotel. Kyra, ohnehin ziemlich schwach auf den Beinen, verschwand ohne ein Wort und fiel sofort mit dem Gesicht voran in das weiche, etwas muffige Bett. Ihr war schwindelig und so langsam kamen ihr Zweifel, ob sie noch länger ohne Nahrung durchhalten würde. Noch nie hatte sie so lange gefastet und beinahe bereute sie ihre Entscheidung, zukünftig nur von Prana zu leben. Wie sehr sehnte sie sich in diesem Augenblick nach frischem Blut. Ein kleiner Schluck würde schon genügen. Selbst Tierblut wäre ihr willkommen, auch wenn sie bei dem Gedanken an das widerliche Rinderblut im Keller des Phoenixer Ordenshauses ein wenig das Gesicht verzog.
         Stöhnend vergrub sie sich in der Bettdecke und krallte ihre Nägel ins Kissen. Ihr war speiübel. Es dauerte nur wenige Augenblicke und schon schwebte sie erneut durch grauenhaft blutige Bilder, wurde von Schreien und Vorwürfen gepeinigt. Daniel und Seth standen mit Pfählen in der Hand über ihr und schrien sie an. Sie selbst war auf die Knie gesunken und weinte hemmungslos, hatte die Hände auf ihre Ohren gepresst und die Augen geschlossen, konnte aber die Stimmen damit nicht im geringsten dämpfen. Sie hallten durch ihren Kopf, fraßen sich in ihr Gehirn und ließen ihr Denken erlahmen. Eine klamme Kälte ergriff ihren Körper, als Marius vor ihr stand und ihr tröstende Worte spendete. Sie klammerte sich an den Saum seines Mantels, während er ihr beruhigend über den Kopf streichelte und sie umarmte. So warm, so geborgen … Sie ließ sich an seine Brust sinken und genoss die Zuwendung, die er ihr zukommen ließ. Sie erlaubte es ihm, sie an sich zu drücken, war unendlich froh darüber, dass er sie nicht verstieß, dass er verstand …
         Und dann veränderte sich der Traum zum ersten Mal. Die Szenerie verschwamm in einem Wirbel bunter Farben. Als sie wieder Form annahmen, lag Kyra auf einem freistehenden Himmelbett inmitten eines großen Zimmers, dessen Konturen sie nicht klar erkennen konnte. Unter sich spürte sie weiche, kühle Seide. Im ersten Moment fragte sie sich, wie sie hierhergekommen war, im nächsten bemerkte sie, dass sie nackt war. Seltsamerweise fühlte sie sich dabei wohl und sicher. Das seidene Laken umschmeichelte ihren Körper, spielte mit ihrer Haut. Ihr Atem ging regelmäßig. Entspannt schloss sie die Augen und lauschte. Sie hörte keinerlei Geräusche, als ob sie eine plötzliche Taubheit ergriffen hatte. Doch sie fürchtete sich nicht. Sie fürchtete sich vor nichts mehr. Jetzt nicht mehr.
         Plötzlich bemerkte Kyra, dass ihre Hände über dem Kopf gefesselt waren. Sie sah nach oben. Ihre Handgelenke steckten in weichen Lederhandschellen, die wiederum mit einer silbernen Kette am Bettgeländer fixiert waren. Sie hatte kaum Zeit, sich über diesen Umstand zu wundern, als sich ein schwerer Körper auf ihren herabsenkte. Sie sah in

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