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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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von himmlischen Heerscharen, von Gott! Das ist das Dümmste, das ich je gehört habe! Dieser Typ muss doch einfach krank sein, wenn er an so einen Blödsinn glaubt und wir begeben uns für ihn auch noch in Gefahr!“
         Daniel schien nicht interessiert an einem Gespräch und setzte sich erschöpft auf einen Stuhl. Das hielt Kyra jedoch nicht auf, sich weiter auszulassen.
         „Engel! Erzengel!  Henochisch!  Das ist doch alles menschengemachter Unfug! Wenn Gott existiert, warum greift er dann nicht selber ein? Für ihn wäre das doch ein Kinderspiel! Wieso lässt er zu, dass diese Dinge geschehen? Wieso hat er zugelassen, dass ich gebissen wurde? Gott existiert nicht! Engel existieren nicht! Samael ist doch ein Dämon und kein Engel!“
         „Sei still“, sagte Daniel, doch es klang nicht unfreundlich.
         „Daniel, du kannst doch nicht  ernsthaft  -“
         „Ich hab gesagt, du sollst still sein. Du weißt doch gar nicht, wovon du redest. Samael war ein Engel. Er wurde aus den Triaden verbannt und dann zu einem Dämon. Das hab ich dir schon einmal gesagt, erinnerst du dich?“
         „Ja, aber ich dachte, das wäre nur eine Art Metapher! Ich wusste nicht, dass du tatsächlich an diesen Unsinn glaubst!“
         Es machte sie wütend, dass Daniel so ruhig blieb, wo er doch genau wissen sollte, dass sie Recht hatte. Dass Bill ein paranoider, vernagelter Spinner war, der den ganzen Quatsch über Engel wirklich ernst nahm. Doch Daniel saß nur da und blickte ins Leere, mit einem ausdruckslosen Gesicht und schlaffem Körper, als wäre er soeben um zwanzig Jahre gealtert.
         „Ich weiß nicht, ob Gott existiert“, sagte er. „Doch wenn er es tatsächlich tut, steht es nicht in seiner Macht, das Geschehen auf der Erde zu beeinflussen. Er kann nur Leben schaffen und uns dabei zusehen, wie wir unser Leben bewältigen. Ob ein Mensch gut oder böse ist, hat nicht Gott zu entscheiden. Wir selbst sind für unser Leben verantwortlich und entscheiden, was wir damit anfangen wollen. Aber es gibt keinen Zweifel daran, dass es Engel gibt.“
         Kyra blähte ihre Wangen, doch Daniel schnitt ihr sofort das Wort ab.
         „Glaub nicht, dass Engel geflügelte Wesen mit Heiligenschein sind! Alle Bilder von Engel, die wir kennen, sind nur dafür da, um uns einen Eindruck von ihrer Herrlichkeit zu geben. Sie sollen inspirieren. Ich denke nicht, dass sie so aussehen, wie wir es uns vorstellen. Wenn wir in verzweifelten Situationen stecken, in denen es anscheinend keinen Ausweg mehr gibt und wir doch den Mut und die Stärke aufbringen, uns und anderen zu helfen, dann denke ich, dass uns ein Engel in eben diesen Momenten beisteht. Engel interpretiere ich mit menschlichen Eigenschaften wie Liebe, Mut, Stärke, Willenskraft und auch Hass. Zumindest hat Bill mir gesagt, dass es so ist.“
         „Oh, Bill hat dir das also gesagt, natürlich! Und selbstverständlich ist alles genau so richtig, wie
    Bill...!“
         „Es ist nicht wichtig, ob er es gesagt hat“, meinte Daniel mit Nachdruck. „Es ist wichtig, ob man selbst davon überzeugt ist. Die Archai nannte man auch 'Geister der Persönlichkeit'. Es wurde gesagt, dass sie Menschen beseelen können und ihnen gewisse Eigenschaften zuteilwerden lassen,
     um ihr Volk zu führen. Ist es so schwer für dich, das zu glauben?“
         Kyra antwortete nicht. Sie wusste nicht, was sie glauben sollte. Einerseits gehörte sie selbst zu einer Gattung, von der die Menschen überzeugt waren, sie existiere nicht. In den letzten Tagen hatte sie Dinge gesehen, die sie nicht für möglich gehalten hatte. Dinge, die eigentlich nicht existieren  durften . Doch der Gedanke daran, dass Engel die Menschen auf ihrem Lebensweg begleiteten, klang einfach so unfassbar, so weit her geholt, dass sie es einfach nicht glauben wollte.
         „Als ich beinahe von den Vampiren getötet wurde...“, sagte Daniel. „Als sie mich sterbend und fast blutleer zurückgelassen hatten ... da war ich überzeugt davon, dass mir nur wenige Augenblicke bis zu meinem Tod blieben. Ich fand mich damit ab, dass ich in diesem dreckigen, dunklen Kellerverlies sterben würde. Und dann, als ich spürte, dass mich meine Lebensgeister verließen, hörte ich eine Stimme in meinem Inneren, die mich vollauf erwärmte. Ich wusste nicht, woher die Stimme kam, wem sie gehörte, doch mir wurde klar, dass ich unmöglich tot sein konnte. Ich fasste Mut

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