Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
einer klaren Form erkennen.
„Ein Schwan!“, sagte Seth aufgeregt. „Und eine Rose! Dieser Brunnen wurde von einem Mitglied unseres Ordens gefertigt!“
„Das bedeutet, dass einer der Erbauer dieses Museums ein Jäger gewesen sein muss!“, sagte Daniel. „Es ist ein Hinweis! Ein Zeichen, dass unter diesem Museum etwas verborgen liegt, wovon nur unser Orden weiß!“
Seth's Stimme überschlug sich fast vor Erregung und seine Hände zitterten heftig.
„Das Siegel ist hier! Es liegt direkt unter uns!“
„Quatsch!“, meinte Daniel unwirsch. „Der Tempel ist sicher durchsucht worden, bevor das Museum erbaut wurde. Das Siegel ist nicht direkt unter uns. Es muss in einer geheimen Kammer sein, welche niemand zuvor gefunden hat. Wenn wir erst dort unten sind, wird es schwierig werden, denn wir müssen diese erst Kammer finden. Und vergiss nicht, dass das Siegel entsprechend geschützt wird. Bill sprach von Geistern, Dämonen und Flüchen. Wir müssen uns genau überlegen, wie wir das anstellen.“
Seth ließ sich auf der Bank nieder und verschränkte die Arme.
„Das wird so eine verdammte Mission Impossible – Nummer!“, sagte er ärgerlich. „Wir müssen an den Alarmanlagen vorbei und innerhalb von wenigen Stunden ein Loch in den Boden graben. Und niemand darf uns bemerken. Und wenn wir dann endlich unten sind geht es richtig los. Dann müssen wir uns den Gesandten der Hölle persönlich stellen. Kein Wunder, dass es bisher niemand geschafft hat, das verfluchte Ding in die Finger zu kriegen. Es ist besser geschützt als die Kronjuwelen der Queen!“
Auch Daniel musste sich eingestehen, dass ein Einbruch in das Museum nahezu unmöglich schien. Sie würden es bestenfalls mit einem ausgefuchsten Plan schaffen, der jedoch Zeit erforderte und genau das konnten sie sich im Moment nicht leisten. Das Siegel musste so schnell wie möglich geborgen werden. Der Krieg war in vollem Gange und es wäre nur eine Frage Zeit, bis sich Marius und Samael einmischten. Wenn sie den Venusgeist nicht aufhielten, würde das vielleicht Unmengen an Menschenleben kosten.
„Verdammt!“, fluchte Daniel und schlug hart mit der Faust gegen einen Laternenpfahl. „Warum bekommen ausgerechnet wir diese bescheuerte Mission?“
Unverrichteter Dinge und mit ziemlich schlechter Laune im Gepäck fuhren sie mit einem Taxi schließlich nach Gizeh. Am Stadtrand lag ein Ordenshaus der Schwäne, jedoch wurde Daniel schon von weitem klar, dass es nicht annähernd mit den Größenverhältnissen der amerikanischen Orden mithalten konnte. Im Grunde glich es eher einer kleinen Moschee, mit drei niedlichen Kuppeldächern und Mauern aus sandfarbenem Stein. Im Hof standen Olivenbäume und Dattelpalmen und es machte alles in allem eher den Eindruck eines im höchsten Grade mittelmäßigen Landsitzes.
Philip empfing sie an der Pforte, zusammen mit einem verhutzelten alten Männchen in Toga und Sandalen, der allem Anschein nach der leitende Ordenskonsul sein musste. Er wirkte so alt wie Methusalem. Seine wettergegerbte, haselnussbraune Haut wurde von zahlreichen Altersflecken geziert und sein kurzer, krauser Bart und die nur noch spärlich angesiedelten Haare verliehen im das Aussehen eines zahnlosen, humpelnden, Geschichten erzählenden Greises.
Er bot ihnen schwarzen Tee und Obst an und Daniel und Seth, mit einem Male hungrig wie Tiere, verschlangen das Essen gierig. Als Philip den Raum verließ, fing der Alte mit brüchiger, krächzender Stimme und einem fürchterlich schlechten Englisch an zu sprechen.
„Ihr seid also hier, um den Schlüssel des Salomon zu bergen? Schwierig, äußerst schwierig. Seit so vielen Jahrhunderten schon wird versucht, es zu bergen, doch alle sind gescheitert. Es wird von den schlimmsten Dämonen bewacht, die die Welt kennt. Ihr solltet wissen, was da auf euch zukommt.“
Daniel und Seth schlürften verhalten ihren Tee, während der Alte, der sich als Pater Aiman vorgestellt hatte, ein verblichenes, staubiges Buch aus einem Regal zerrte und es auf dem Tisch vor ihnen Aufschlug.
„Aufzeichnungen“, krächzte er zittrig. „Von allen, die es geschafft haben, dem Tempel lebend zu entkommen. Viele sind gestorben bei dem Versuch, das Siegel an sich zu bringen. Und in der heutigen Zeit erweist es sich als noch schwieriger, dort vorzudringen, denn das Koptische
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