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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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und ich muss zugeben, dass ich mich vor der Vorstellung gefürchtet habe, sie könnte eine sein. Dabei weiß ich besser als jeder andere um die Macht einer wahren Lilie. Meine Mutter selbst war eine.“
         Michael starrte seinen Freund an. Er war sicher, sich soeben verhört zu haben.
         „Deine Mutter war eine Lilie?“, platzte es aus ihm heraus.
         „Ja, das war sie. Sie wurde von einem der Ältesten verwandelt und wurde daraufhin noch grausamer, als sie es ohnehin schon war. Das war auch der Grund warum ich beschloss, Jäger zu werden. Ich konnte sie nicht töten, immerhin war sie meine Mutter, doch ich habe mich dafür der schwärzesten Magie bedient, um sie zu bannen. Nichts davon hat funktioniert, ihre Macht war unvorstellbar groß. Schließlich gelang es mir, ihren Erzeuger zu töten und meine Mutter, deren Seele dadurch zerrüttet und ihre Stärke gebrochen wurde, versank in Wahnsinn. Sie starb in ihrem Schlafzimmer, in dem man sie einmauerte und ich ging weiterhin auf die Jagd. Ich wurde zu einer großen Gefahr für die Vampire, darum hat Amelie mich verwandelt. Sie zwang mich auf ihre Seite, auf die Seite jener, die ich zuvor jahrelang vernichtet hatte. Ich kannte die Macht einer Lilie nur zu gut und aus Angst, es könne eine neue geben, brandmarkte ich Kyra mit der Rose der Knechtschaft. Um sie unter Kontrolle zu halten, bis ich mir sicher war, ob sie das war, wofür ich sie hielt. Jetzt erkenne ich, dass es ein sehr schwerer Fehler war. Durch den Bombay-Phänotyp könnte ihre Stärke unermesslich sein, wir wissen es nicht. Und Marius könnte sie als Waffe in diesem Krieg missbrauchen.“
         Eine dröhnende Stille trat ein, keiner von ihnen wagte es auch nur zu atmen.
         „Ich kenne deine Geschichte“, sagte Bill schließlich. „Du erzählst mir hier nichts Neues. Aber was du da sagst über dieses Mädchen ... bedeutet letztendlich, dass Marius sich eine Waffe geschaffen und mit ihrer Hilfe einen Krieg heraufbeschworen hat. Aber er konnte doch unmöglich vorhersehen, dass sie in die Obhut meiner Jäger gelangen wird! Was du sagst, hat weder Hand noch Fuß, Jonathan!“
         „Du irrst dich“, sagte Joe ruhig. „Marius und Samael handelten keineswegs allein. Wer hat veranlasst, dass Kyra eurem Orden übergeben wird? Wer sorgte dafür, dass jeder Vampir und jeder Jäger auf dieser Welt von der Existenz einer neuen Lilie erfährt? Und wer nutzte schließlich die Gelegenheit, die Strigoi Vii aus dem Untergrund zu holen? Sag mir Bill, wer außer Marius ist deiner Meinung nach der mächtigste, lebende Vampir?“
         Einen Moment sah Bill Joe fragend an, dann nahm sein Gesicht einen verblüfften und zugleich erschrockenen Ausdruck an.
         „Nicht doch ... meinst du etwa -“
         „Ganz genau.“
     
         Daniels Zungenspitze blitzte zwischen seinen Zähnen hervor. Er schirmte die Augen gegen das gleißende Sonnenlicht ab und studierte einen recht komplizierten Stadtplan der Innenstadt Kairos, aus dem er nicht besonders schlau wurde. Der Plan war in schlechtem Englisch verfasst und beinhaltete mehr Bilder als informativen Text.
         „So wie es aussieht, gibt es hier zwei große Museen“, sagte Daniel langsam. „Das Museum für ägyptische Geschichte und das Koptische Museum. Wo glaubst du ist dieses Siegel?“
         Seth warf einen Blick auf den Stadtplan und hielt ihn gegen die Sonne.
         „Ich bin mir sicher, dass es im Koptischen Museum ist. Dort werden immerhin Artefakte ausgestellt, die mit der Geschichte des Christentums in Ägypten zusammenhängen. Und das Siegel wurde von Erzengeln gefertigt. Ich denke, dort sollten wir zuerst suchen.“
         „Koptisches Museum, hm?“, sagte Daniel. „Bevor wir dort aber Hals über Kopf einbrechen, sollten wir einen Blick hineinwerfen und herausfinden, wo das Siegel versteckt sein könnte.“
         Es war beinahe acht Uhr morgens und beide waren schlecht gelaunt, da ihnen die Zeitumstellung zu schaffen machte. Müde und hungrig schlenderten sie durch die engen Straßen. Ihre Augen waren strapaziert durch das Licht, welches von den weißen Kalksteinmauern der Gebäude ringsherum reflektiert wurde. Selbst jetzt in diesen frühen Morgenstunden waren hunderte von Menschen auf den belebten Straßen unterwegs, schoben Karren vor sich her und trafen sich zum Gebet. Daniel kämpfte sich missmutig durch eine Traube schnatternder Frauen auf dem Weg zum Basar,

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