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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber dieses Biest ist nun mal nicht hier!“, fauchte Daniel bissig. „Wir schaffen es auch ohne sie!“
         Seth hielt von da an den Mund, denn Daniel wurde bei der Erwähnung von Kyras Namen ungeheuer wütend und verwandelte sich in eine tickende, emotionale Zeitbombe. Zähneknirschend und knurrend lief er die verschiedenen Abteilungen ab und suchte nach Möglichkeiten, unbemerkt in das Museum einzudringen. Doch nachdem sie fast zwei Stunden mit Suchen verbracht hatten, mussten sie sich eingestehen, dass es schier unmöglich war.
         „Der einzige Zugang ist der Garten in der Mitte“, sagte Daniel. „Er hat kein Dach. Trotzdem stehen überall Wachen herum und es gibt Bewegungsmelder dort. Wie zum Teufel sollen wir das nur schaffen? Bill ist wirklich ein Hornochse. Er hätte uns ruhig ein wenig mehr helfen können! Magiebücher nützen und da wenig!“
         „Und wir wissen nicht einmal sicher, ob sich der Tempel unter diesem Museum befindet“, warf Seth ein. „Es könnte auch ein anderes Museum sein.“
         „Und wie finden wir das bitte raus?“
         Seth dachte rasch nach und kam schnell zu einer befriedigenden Antwort.
         „Wir fragen einfach einen Wärter. Sicher kann uns einer sagen, wann dieses Museum gebaut wurde und ob früher darunter ein alter Tempel lag.“
        „Ich dachte niemand weiß von dem Tempel?“
         „Niemand weiß von dem  Siegel . Ich bezweifle aber stark, dass die Architekten den Tempel darunter nicht bemerkt haben.“
         Daniels Laune sank auf den Nullpunkt, als Seth davonlief, um einen der Museumswächter aufzusuchen. Er ging in den Garten und besah sich dort den kunstvoll aus Granit gemeißelten Brunnen, den ein hübscher, mit einer Harfe ausgestatteter Engel zierte. Fröhlich plätscherte Wasser aus dem Mund des Engels in ein steinernes Bassin und warf kleine, spielerische Wellen auf der Oberfläche. Der Brunnen sah alt aus und wirkte, als könnte er jedem Moment zu Staub zerfallen. Unter dem Engel befand sich ein Ring aus schwarzem Marmor, in dessen Mitte lateinische Wörter standen. Daniel rümpfte die Nase und versuchte, die Worte zu übersetzen.
     
    Ad fontes ad infinitum ad maiorem Dei gloriam
     
          „Zurück zu den Quellen ins Unendliche, zum größeren Ruhme Gottes“, flüsterte er.
         Diese Worte hatten eine seltsame Wirkung auf Daniel. Er war nie ein großer Kirchengänger gewesen und er betete nie, doch auf eine ihm undefinierbare Weise empfand er diesen Satz als tröstend und beruhigend. Eingehend betrachtete er den wunderschönen, detaillierten Brunnen und den freundlich lächelnden Engel. Insgeheim fragte er sich, was der Steinmetz sich wohl dabei gedacht hatte, als er den Spruch verfasste. Doch er hatte kaum Zeit, wirklich darüber nachzudenken, denn schon kam Seth durch den Korridor gelaufen und betrat durch eine gläserne Tür den Garten.
         „Das ging aber fix“, meinte Daniel nur, die Augen fest auf den Brunnen geheftet.
         Seth keuchte. Anscheinend war er ziemlich schnell gerannt und jetzt stützte er sich an einer Bank ab und hielt sich die Seite.
         „War auch nicht besonders schwer“, meinte er stöhnend. „Eine der Wärterinnen war sehr hilfsbereit und wir hatten Recht. Dieses Museum wurde tatsächlich auf den Grundmauern eines uralten, christlichen Tempels gebaut, doch keinem war das wichtig. Der Tempel war schon fast gänzlich verfallen und es gab dort auch keine wertvollen Gegenstände. Der Eingang des Tempels lag direkt unter diesem Garten hier.“
         Daniel blickte Seth unverblümt an, wandte seinen Kopf dann wieder dem Brunnen und danach erneut Seth zu.
         „Unter  diesem  Garten?“, wiederholte er.
         Seth nickte und rieb sich die stechende Hüfte. Daniel schritt näher an den Brunnen heran und bemerkte ein Messingschild am unteren rechten Rand.
         „Dieser Brunnen ist schon über zwölfhundert Jahre alt“, sagte er. „Er existierte bereits lange bevor das Museum erbaut wurde. Und sieh mal!“ Daniel deutete auf eine kleine Auswülstung am Sockel, die er zuvor gar nicht bemerkt hatte. „Wonach sieht das für dich aus?“
         Seth ging in die Knie und besah sich zusammen mit Daniel die seltsame, winzige Ausbuchtung. Die gemeißelten Linien waren fast gänzlich verschwunden, doch bei genauem Hinsehen konnte man gerade noch die letzten Überbleibsel

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